Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine
Villa hielt. Ein Mann und eine Frau stiegen aus und gingen den Weg entlang. Sonst habe ich nichts gesehen, aber dessen, was ich gesehen habe, bin ich sicher.«
»Wann sind Sie wieder in Vigàta?«
»Nächsten Donnerstag.«
»Kommen Sie dann zu mir. Danke.«
Montalbano absentierte sich, insofern als sein Körper sitzen blieb, der Kopf aber woanders war.
»Was soll ich machen? Soll ich später noch mal kommen?«, fragte Fazio resigniert.
»Nein, nein, red nur weiter.«
»Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Bauingenieur, hat aber keine eigene Firma. Wohnhaft in Vigàta, Via Laporta Nummer acht, verheiratet mit Dalli Cardillo, Teresa, Hausfrau, aber wohlhabend. Eigentümer einer großen landwirtschaftlichen Nutzfläche in Raffadali, Provinz Montelusa, mit dazugehörigem Bauernhaus, das er renoviert hat.
Er hat zwei Autos, einen Mercedes und einen Tempra. Er hat zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter heißt Manuela, ist dreißig Jahre alt und in Holland mit einem Geschäftsmann verheiratet. Sie haben zwei Kinder, Giuliano, drei Jahre alt, und Domenico, ein Jahr alt. Sie wohnen …«
»Jetzt knall ich dir gleich eine«, sagte Montalbano.
»Warum? Was hab ich denn getan?«, fragte Fazio und stellte sich dumm. »Hatten Sie nicht gesagt, Sie wollten alles alles wissen?«
Das Telefon klingelte. Fazio stöhnte nur und verdrehte die Augen zur Decke.
»Commissario? Hier ist Emanuele Licalzi. Ich rufe aus Rom an. Das Flugzeug ist in Bologna mit zwei Stunden Verspätung gestartet, und ich habe die Maschine von Rom nach Palermo verpasst. Ich werde erst gegen drei Uhr nachmittags da sein.«
»Machen Sie sich keine Gedanken. Ich bin hier.«
Er sah Fazio an, und Fazio sah ihn an.
»Dauert der Mist noch lange?«
»Ich bin fast fertig. Der Sohn heißt Maurizio.«
Montalbano richtete sich im Stuhl auf und spitzte die Ohren.
»Er ist einunddreißig und studiert.«
»Mit einunddreißig?!«
»So ist es. Er ist anscheinend ein bisschen unterbelichtet.
Er lebt bei seinen Eltern im Haus. Das ist alles.«
»Nein, ich bin sicher, dass das nicht alles ist. Sprich weiter.«
»Beh, das sind Gerüchte …«
»Tu dir keinen Zwang an.«
Es war offensichtlich, dass Fazio seinen Spaß hatte, in dieser Partie mit seinem Chef hatte er die besseren Karten in der Hand.
»Dunque. Ingegnere Di Blasi ist ein Cousin zweiten Grades von Dottor Emanuele Licalzi. Signora Michela gehörte inzwischen praktisch zur Familie Di Blasi. Und Maurizio war ganz verrückt nach ihr. Die Stadt hatte was zu lachen:
Wenn Signora Licalzi durch Vigàta spazierte, lief er mit hängender Zunge hinter ihr her.«
Maurizio war also der Name, den Anna Tropeano ihm nicht hatte nennen wollen.
»Alle, mit denen ich geredet habe«, fuhr Fazio fort, »haben gesagt, er sei un pezzo di pane, ein Stück Brot. Ein guter Mensch und ein bisschen einfältig.«
»Va bene, ich danke dir.«
»Es gibt noch was«, sagte Fazio, und es war klar, dass er den letzten Knaller abschießen wollte, den allerlautesten, wie man es bei einem Feuerwerk macht. »Sieht so aus, als wäre der Junge seit Mittwoch Abend verschwunden. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Pronto? Dottor Pasquano? Hier ist Montalbano. Gibt's was Neues?«
»Ja, einiges, ich wollte Sie gerade anrufen.«
»Sagen Sie mir alles.«
»Das Opfer hatte nicht zu Abend gegessen. Oder zumindest nur wenig, ein panino. Die Signora hatte einen prachtvollen Körper, innen und außen. Kerngesund, ein perfekter Mechanismus. Sie hatte weder getrunken noch Drogen eingenommen. Der Tod wurde durch Ersticken verursacht.«
»Ist das alles?«, fragte Montalbano enttäuscht. »Nein Sie hatte unzweifelhaft Geschlechtsverkehr.«
»Wurde sie vergewaltigt?«
»Nein, ich glaube nicht. Sie hatte heftigen, wie soll ich sagen, sehr intensiven Vaginalverkehr. Aber es ist keine Spur von Samenflüssigkeit zu finden. Dann hatte sie Analverkehr, ebenfalls heftig und ohne Samenflüssigkeit.«
»Wie kommen Sie denn darauf, dass keine Gewalt angewendet wurde?«
»Ganz einfach. Zur Vorbereitung der Analpenetration wurde ein Gleitmittel verwendet, möglicherweise so eine Feuchtigkeitscreme, wie Frauen sie im Badezimmer haben. Haben Sie schon mal gehört, dass ein Vergewaltiger dafür sorgt, dass sein Opfer keine Schmerzen empfindet? Nein, glauben Sie mir: Die Signora war einverstanden. Und jetzt auf Wiederhören, ich werde Ihnen so bald wie möglich weitere Details berichten.«
Der Commissario hatte ein hervorragendes
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