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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Haushälterin Adelina einer gründlichen Reinigung der Wohnung widmete, und der Commissario war sehr froh, als er sie so blank geputzt vorfand.
    Einmal hatte er an einem Samstag ein befreundetes Pärchen eingeladen, aber Adelina war an jenem Tag nicht gekommen. Am Ende musste die Frau seines Freundes, als sie decken wollte, erst einen Berg schmutziger Socken und zu waschender Unterhosen vom Tisch räumen.
    Als würde sie das Haus schon lange kennen, war Anna auf die Veranda hinausgegangen und hatte sich auf die Bank gesetzt, um aufs nahe Meer hinauszuschauen. Montalbano stellte ihr den Klapptisch und einen Aschenbecher hin. Er ging in die Küche.
    Adelina hatte eine große Portion nasello in den Backofen gestellt, und im Kühlschrank stand die dazugehörige Sauce aus Sardellen und Essig bereit.
    Er kehrte in die Veranda zurück. Anna rauchte und schien mit jeder Minute, die verstrich, immer ruhiger zu werden.
    »Wie schön es hier ist.«
    »Möchten Sie ein bisschen nasello al forno?«
    »Commissario, seien Sie mir nicht böse, aber mein Magen ist wie zugeschnürt. Ich trinke einfach ein Glas Wein, während Sie essen.«
    In einer halben Stunde hatte der Commissario die Dreierportion nasello verdrückt, und Anna hatte zwei Gläser Wein getrunken.
    »Er ist wirklich gut«, sagte Anna und goss sich noch ein Glas ein.
    »Mein Vater macht - machte ihn selber. Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Da sage ich nicht Nein.«
    Der Commissario öffnete eine Dose Yaucono, bereitete die napoletana vor und stellte sie aufs Gas. Dann ging er auf die Veranda zurück.
    »Bitte nehmen Sie diese Flasche weg. Sonst trinke ich sie noch ganz aus«, sagte Anna.
    Montalbano gehorchte. Der Kaffee war fertig, und er servierte ihn. Anna trank genüsslich in kleinen Schlucken.
    »Er ist stark und vorzüglich. Wo kaufen Sie ihn?«
    »Ich kaufe ihn nicht. Ein Freund schickt mir ab und zu eine Dose aus Puerto Rico.«
    Anna schob ihre Tasse weg und steckte sich die zwanzigste Zigarette an. »Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Es gibt Neuigkeiten.«
    »Nämlich?«
    »Maurizio Di Blasi.«
    »Sehen Sie? Ich habe Ihnen den Namen heute Morgen nicht genannt, weil ich sicher war, dass Sie ihn schnell rauskriegen würden, alle in der Stadt machten sich über ihn lustig.«
    »War er in Michela verliebt?«
    »Mehr als das. Michela war für ihn zu einer Obsession geworden. Ich weiß nicht, ob man Ihnen gesagt hat, dass Maurizio nicht ganz in Ordnung ist. Er bewegt sich auf einer Grenze zwischen Normalität und geistiger Störung.
    Schauen Sie, es gibt zwei Episoden, die …«
    »Erzählen Sie.«
    »Einmal sind Michela und ich zum Essen in ein Restaurant gegangen. Nach einer Weile kam Maurizio, begrüßte uns und setzte sich an den Nebentisch. Er aß kaum etwas und starrte unentwegt Michela an. Und dann fing er plötzlich an zu sabbern, ich musste mich fast übergeben. Er sabberte, glauben Sie mir, der Speichel floss ihm aus dem Mundwinkel. Wir mussten gehen.«
    »Und die zweite Episode?«
    »Ich war in die Villa gefahren, um Michela zu helfen. Abends duschte sie und kam dann nackt in den Salon herunter. Es war sehr heiß. Sie mochte es, durchs Haus zu gehen und nichts anzuhaben. Sie setzte sich in einen Sessel, und wir fingen an zu plaudern. Plötzlich hörte ich draußen eine Art Stöhnen. Ich wandte mich um, da sah ich Maurizio, der mit dem Gesicht am Fenster klebte. Bevor ich ein Wort sagen konnte, machte er ganz gekrümmt ein paar Schritte nach hinten. Da begriff ich, dass er masturbierte.«
    Sie machte eine Pause, betrachtete das Meer und seufzte.
    »Armer Kerl«, sagte sie leise.
    Einen Augenblick lang war Montalbano ganz ergriffen.
    Venus' großer Schoß. Diese einzigartige, ganz und gar weibliche Fähigkeit, zutiefst zu verstehen, sich in Gefühle hineinzuversetzen, gleichzeitig Mutter und Geliebte, Tochter und Ehefrau sein zu können. Er legte seine Hand auf Annas Hand und sie zog sie nicht zurück.
    »Wissen Sie, dass er verschwunden ist?«
    »Ja, ich weiß. Am selben Abend wie Michela. Aber …«
    »Aber?«
    »Commissario, kann ich offen zu Ihnen sprechen?«
    »Warum, was haben wir denn bisher gemacht? Und tun Sie mir einen Gefallen, nennen Sie mich Salvo.«
    »Wenn Sie Anna zu mir sagen.«
    »Einverstanden.«
    »Sie und Ihre Kollegen irren, wenn Sie denken, Maurizio könnte Michela umgebracht haben.«
    »Sagen Sie mir einen vernünftigen Grund dagegen.«
    »Es geht nicht um Vernunft. Schauen Sie, die Leute reden nicht gern mit euch von der Polizei. Aber

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