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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Möglichkeiten in Betracht ziehst. Ach ja, mir ist noch was eingefallen. Als Maurizio mich anrief, um nach Michela zu fragen, habe ich ihm gesagt, er solle sie direkt auf dem Handy anrufen. Er antwortete, er habe es versucht, aber ihr Gerät sei ausgeschaltet gewesen.«
    An der Tür des Kommissariats stieß er fast mit Galluzzo zusammen, der gerade gehen wollte.
    »Na, zurück von eurem heroischen Unternehmen?«
    Fazio hatte ihm anscheinend von Montalbanos Wutanfall am Morgen erzählt.
    »Sissi«, antwortete er ganz verlegen.
    »Ist Dottor Augello im Büro?«
    » Nonsi.«
    Galluzzo wurde immer verlegener.
    »Und wo ist er? Verprügelt er jetzt andere Streikende?«
    »Er ist im Krankenhaus.«
    »Was ist los? Was ist denn passiert?«, fragte Montalbano besorgt.
    »Er hat einen Stein an den Kopf gekriegt. Sie haben ihn mit drei Stichen genäht. Aber sie wollten ihn noch zur Beobachtung dabehalten. Sie haben mir gesagt, ich soll gegen acht heute Abend wiederkommen. Wenn alles in Ordnung ist, bring ich ihn dann nach Haus.«
    Der Schwall von Flüchen, den der Commissario ausstieß, wurde von Catarella unterbrochen.
    »Ah, dottori dottori! Erst hat der Dottori Latte mit dem S am Ende zweimal angerufen. Er sagt, dass Sie ihn persönlich sofort zurückrufen müssen. Dann waren noch mehr Anrufe, die ich auf den Zettel da geschrieben hab.«
    »Wisch dir den Arsch damit ab.«
    Dottor Emanuele Licalzi war ein schmächtiger Mann um die sechzig, mit Goldrandbrille und ganz in Grau gekleidet. Er schien direkt von der Reinigung, vom Friseur, von der Maniküre zu kommen: wie aus dem Ei gepellt.
    »Wie sind Sie hergekommen?«
    »Vom Flughafen, meinen Sie? Mit einem Mietwagen, ich habe fast drei Stunden gebraucht.«
    »Waren Sie schon im Hotel?«
    »Nein. Mein Koffer ist im Auto. Ich fahre später hin.« Wie machte er das nur, dass er keine einzige Falte hatte?
    »Sollen wir gleich zur Villa fahren? Wir können uns während der Fahrt unterhalten, dann sparen Sie Zeit.«
    »Wie Sie wollen, Commissario.«
    Sie nahmen den Mietwagen des Dottore.
    »Hat einer ihrer Liebhaber sie umgebracht?«
    Emanuele Licalzi redete nicht lange um den heißen Brei herum.
    »Das können wir noch nicht sagen. Sicher ist, dass sie wiederholt Geschlechtsverkehr hatte.«
    Der Dottore zeigte keine Regung, er saß seelenruhig am Steuer, als wäre die Tote nicht seine Frau gewesen.
    »Wie kommen Sie darauf, dass sie hier einen Liebhaber hatte?«
    »Weil sie in Bologna einen hatte.«
    »Ah.«
    »Ja, Michela hat mir gesagt, wie er heißt, Serravalle, glaube ich, ein Antiquar.«
    »Ziemlich ungewöhnlich.«
    »Sie hat mir alles erzählt, Commissario. Sie hatte großes Vertrauen zu mir.«
    »Und Sie? Haben Sie Ihrer Frau auch alles erzählt?«
    »Natürlich.«
    »Eine vorbildliche Ehe«, spöttelte der Commissario.
    Montalbano fühlte sich manchmal hoffnungslos von den neuen Lebensweisen überholt, er war altmodisch, die offene Ehe bedeutete für ihn, dass ein Mann und eine Frau sich gegenseitig Hörner aufsetzten und auch noch die Frechheit besaßen, sich zu erzählen, was sie über oder unter der Bettdecke taten.
    »Nicht vorbildlich«, korrigierte Dottor Licalzi gelassen, »aber vorteilhaft.«
    »Für Michela? Für Sie?«
    »Für beide.«
    »Können Sie das genauer erklären?«
    »Natürlich.«
    Er bog rechts ab.
    »Wo fahren Sie denn hin?«, fragte der Commissario. »Hier kommen Sie nicht nach Tre Fontane.«
    »Entschuldigung«, sagte der Dottore und setzte zu einem komplizierten Wendemanöver an. »Aber ich war seit zweieinhalb Jahren, seit ich geheiratet habe, nicht mehr hier in der Gegend. Um das Haus hat Michela sich gekümmert, ich kenne es nur von Fotos. Apropos Fotos, ich habe ein paar Aufnahmen von Michela im Koffer, vielleicht können Sie sie brauchen.«
    »Wissen Sie was? Es könnte sein, dass die Ermordete gar nicht Ihre Frau ist.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein. Niemand hat sie offiziell identifiziert, und niemand, der sie tot gesehen hat, kannte sie. Wenn wir hier fertig sind, werde ich mit dem Gerichtsmediziner wegen der Identifizierung reden. Wie lange haben Sie vor zu bleiben?«
    »Zwei, drei Tage höchstens. Michela nehme ich nach Bologna mit.«
    »Dottore, ich stelle Ihnen jetzt eine Frage und komme dann nicht mehr auf das Thema zurück. Wo waren Sie am Mittwochabend, und was haben Sie gemacht?«
    »Mittwoch? Im Krankenhaus, ich habe bis spät abends operiert.«
    »Sie sprachen von Ihrer Ehe.«
    »Ach ja. Ich habe Michela vor drei Jahren

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