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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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wenn Sie, Salvo, von Doxa eine Meinungsumfrage, wie man das nennt, machen lassen, wird ganz Vigàta Ihnen sagen, dass es Maurizio nicht für einen Mörder hält.«
    »Anna, es gibt auch etwas anderes, was ich Ihnen noch nicht erzählt habe.«
    Anna schloss die Augen. Sie ahnte, dass das, was der Commissario ihr sagen wollte, schwer zu sagen und schwer zu hören war.
    »Ich bin bereit.«
    »Dottor Pasquano, der Gerichtsmediziner, ist zu einigen Ergebnissen gekommen, die ich Ihnen jetzt sagen werde.«
    Er sprach, ohne sie anzusehen, den Blick starr aufs Meer gerichtet. Er ersparte ihr keine Einzelheiten. Anna hörte zu, das Gesicht in den Händen, die Ellbogen auf den Tisch gestützt. Als der Commissario fertig war, stand sie auf, sie war leichenblass.
    »Ich gehe ins Bad.«
    »Ich zeige es Ihnen.«
    »Ich finde allein hin.«
    Kurz darauf hörte Montalbano, wie sie sich übergab. Er sah auf die Uhr, er hatte noch eine Stunde Zeit bis zur Ankunft von Emanuele Licalzi. Außerdem konnte der Herr Knochenklempner aus Bologna ruhig ein bisschen warten.
    Anna kam zurück; sie sah entschlossen aus und setzte sich neben Montalbano.
    »Salvo, was heißt für diesen Arzt das Wort >einverstanden    »Dasselbe wie für dich und mich: dass sie es auch wollte.«
    »Aber manchmal kann es auch den Anschein haben, man sei einverstanden, nur weil man keine Möglichkeit hat, sich zu wehren.«
    »Stimmt.«
    »Also frage ich dich: Kann das, was der Mörder Michela angetan hat, nicht doch gegen ihren Willen geschehen sein?«
    »Aber es gibt Details, die …«
    »Lass sie beiseite. Vor allem wissen wir nicht mal, ob der Mörder eine lebende Frau oder eine Leiche missbraucht hat. Und auf jeden Fall hat er jede Menge Zeit gehabt, um alles so herzurichten, dass die Polizei sich verfranst.«
    Ohne es zu merken, waren sie zum Du übergegangen.
    »Du denkst an etwas Bestimmtes und sagst es nicht.«
    »Damit habe ich kein Problem«, sagte Montalbano. »Momentan spricht alles gegen Maurizio. Das letzte Mal wurde er um neun Uhr abends vor der Bar Italia gesehen. Er hat telefoniert.«
    »Mit mir.«
    Der Commissario sprang buchstäblich von der Bank auf. »Was wollte er?«
    »Er wollte wissen, wo Michela ist. Ich sagte ihm, dass wir uns kurz nach sieben getrennt hätten, dass sie ins Jolly wollte und dann zu den Vassallos zum Abendessen.«
    »Und er?«
    »Er hat das Gespräch abgebrochen, ohne sich von mir zu verabschieden.«
    »Das kann ein Punkt zu seinen Ungunsten sein. Er hat sicher auch bei den Vassallos angerufen. Er erreicht Michela nirgends, aber er ahnt, wo sie sein könnte, und macht sie ausfindig.«
    »In der Villa.«
    »Nein. In der Villa kamen sie kurz nach Mitternacht an.« Diesmal sprang Anna auf.
    »Das hat mir ein zuverlässiger Zeuge gesagt«, fuhr Montalbano fort.
    »Hat er Maurizio erkannt?«
    »Es war dunkel. Er hat nur gesehen, wie ein Mann und eine Frau aus dem Twingo gestiegen und Richtung Villa gegangen sind. Als Maurizio und Michela im Haus sind, schlafen sie miteinander. Plötzlich hat Maurizio, von dem jeder sagt, er sei psychisch labil, einen Anfall.«
    »Nie und nimmer würde Michela -«
    »Wie hat deine Freundin darauf reagiert, dass Maurizio hinter ihr her war?«
    »Sie war genervt, manchmal hatte sie auch tiefes Mitleid mit ihm, das -«
    Sie unterbrach sich, sie hatte begriffen, worauf Montalbano hinauswollte. Plötzlich verlor ihr Gesicht seine Frische, in ihren Mundwinkeln wurden Falten sichtbar.
    »Aber es gibt manches, was nicht stimmig ist«, fuhr Montalbano fort, der litt, als er sie leiden sah. »Zum Beispiel: Wäre Maurizio fähig gewesen, direkt nach dem Mord eiskalt die falsche Spur mit den Kleidern und dem Diebstahl des Beutels zu legen?«
    »Nie im Leben!«
    »Das eigentliche Problem sind nicht die Umstände des Mordes, sondern herauszufinden, wo Michela von dem Zeitpunkt an, als ihr euch getrennt habt, bis zu dem Augenblick, als sie von dem Zeugen gesehen wurde, gewesen ist und was sie gemacht hat. Fast fünf Stunden, das ist nicht wenig. Und jetzt gehen wir, Dottor Emanuele Licalzi hat sich angekündigt.«
    Als sie ins Auto stiegen, spielte Montalbano seinen letzten Trumpf aus.
    »Ich bin nicht so sicher, was die Einhelligkeit der Antworten bei deiner Doxa-Umfrage über Maurizios Unschuld angeht. Mindestens eine Person hätte ernsthafte Zweifel.«
    »Wer denn?«
    »Sein Vater, Ingegnere Di Blasi. Sonst hätte er uns eingeschaltet, um seinen Sohn zu finden.«
    »Es ist ganz normal, dass du alle

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