Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
und sagte dann:
»Mimi, du nervst ganz gewaltig. Verdammt noch mal, du sagst mir jetzt sofort, was los ist!«
Augello leerte das Glas auf einen Zug und flüsterte, während er aufs Meer hinausblickte, fast unhörbar: »Ho deciso di sposarmi, ich habe beschlossen zu heiraten.«
Da rastete Montalbano aus, gepackt von einer maßlosen Wut. Während er mit der linken Hand Glas und Flasche vom Tisch fegte, versetzte er Mimi, der sich ihm unterdessen zugewandt hatte, mit der Rechten eine schallende Ohrfeige.
»Du Arschloch! Was redest du da für eine Scheiße? Solange ich lebe, werde ich so was nicht zulassen! Ich werde es dir nicht erlauben! Wie kommst du nur auf so was? Was hast du für einen Grund dazu?« Augello war aufgestanden, er lehnte mit dem Rücken an der Wand und hielt sich die gerötete Wange, die erschrockenen Augen weit aufgerissen.
Der Commissario nahm sich zusammen, er wusste, dass er zu weit gegangen war. Er trat mit ausgebreiteten Armen auf Augello zu. Mimi quetschte sich noch fester an die Wand.
»In deinem eigenen Interesse, Salvo, fass mich bloß nicht an.«
Mimis Krankheit war also sicher ansteckend. »Was auch immer du hast, Mimi, es ist auf jeden Fall besser als der Tod.«
Mimi klappte buchstäblich der Kiefer herunter. »Tod? Wer hat was von Tod gesagt?«
»Du. Du hast gerade gesagt: mi voglio sparare, ich will mich erschießen. Oder streitest du das ab?« Mimi gab keine Antwort, er rutschte mit dem Rücken langsam an der Wand herab. Jetzt hielt er sich mit beiden Händen den Bauch, als hätte er unerträgliche Schmerzen. Tränen traten ihm aus den Augen und rannen an der Nase entlang. Dem Commissario wurde es angst und bange. Was sollte er tun? Einen Arzt rufen? Wen konnte er um diese Uhrzeit rausklingeln? Mimi war mittlerweile aufgesprungen, hatte einen Satz über die niedrige Balustrade gemacht, die heil gebliebene Flasche vom Sand aufgehoben und goss jetzt den Whisky in sich hinein. Montalbano war versteinert. Dann zuckte er zusammen, als er Mimi kläffen hörte. Nein, er kläffte nicht. Er lachte. Verdammt, was hatte der zu lachen? Endlich brachte Mimi ein Wort heraus.
»Ich habe sposare gesagt, nicht sparare, Salvo, heiraten, nicht erschießen.«
Der Commissario war plötzlich erleichtert und wütend zugleich. Er trat ins Haus, ging ins Bad und hielt seinen Kopf unters kalte Wasser, eine ganze Weile. Als er auf die Veranda zurückkam, hatte Augello sich wieder hingesetzt. Montalbano nahm ihm die Flasche aus der Hand, setzte sie an den Mund und leerte sie. »Ich hol noch eine.«
Er kam mit einer noch nicht angebrochenen Flasche zurück.
»Weißt du, Salvo, als du so reagiert hast, bin ich höllisch erschrocken. Ich dachte, du wärst schwul und hättest dich in mich verliebt!«
»Erzähl mir von dem Mädchen«, fiel Montalbano ihm ins Wort.
Sie hieß Rachele Zummo. Mimi hatte sie in Fela bei Freunden kennen gelernt. Sie war bei ihren Eltern zu Besuch gewesen. Aber sie arbeitete in Pavia. »Und was macht sie in Pavia?«
»Willst du was zum Lachen haben, Salvo? Sie ist Polizeiinspektorin!«
Sie lachten. Und sie lachten noch zwei Stunden lang und leerten dabei die Flasche.
»Pronto, Livia? Ich bin's, Salvo, hast du geschlafen?«
»Natürlich habe ich geschlafen. Was ist denn los?«
»Nichts. Ich wollte -«
»Was heißt hier nichts? Weißt du eigentlich, wie viel Uhr es ist? Zwei Uhr!«
»Ach ja? Entschuldige. Ich dachte nicht, dass es so spät so früh ist. Na ja, eigentlich ist gar nichts, es ist so albern, glaub mir.«
»Sag's mir trotzdem, auch wenn es albern ist.«
»Mimi Augello hat mir erzählt, dass er heiraten will.«
»Das weiß ich schon längst. Mir hat er das schon vor drei Monaten im Vertrauen gesagt, und er hat mich gebeten, dir nichts zu sagen.«
Endlos lange Pause.
»Salvo, bist du noch dran?«
»Ja, bin ich. Du und Signor Augello tauscht also Vertraulichkeiten aus, und mich lasst ihr im Dunkeln?«
»Komm, Salvo!«
»O nein, Livia, du musst mir schon zugestehen, dass ich sauer bin!«
»Du mir aber auch!«
»Warum?«
»Weil du eine Ehe als albern bezeichnest. Du Idiot! Du solltest dir lieber an Mimi ein Beispiel nehmen! Gute Nacht!«
Gegen sechs Uhr morgens wachte er auf, mit klebrigem Mund und leichten Kopfschmerzen. Er trank eine halbe Flasche eiskaltes Wasser und versuchte wieder einzuschlafen. Es ging nicht.
Was sollte er tun? Das Klingeln des Telefons löste das Problem.
Um diese Uhrzeit? Das war
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