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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Stelle eintraf, musste er sich einen Weg durch die Menge bahnen. Wie Fliegen auf der Hundescheiße verstopften aufgeregte Männer und Frauen trotz der frühen Morgenstunde die Straße. Sogar ein Mädchen mit einem kleinen Kind auf dem Arm war da und betrachtete die Szene mit aufgerissenen Augen. Die Erziehungsmethode der jungen Mutter brachte den Commissario zur Weißglut.
    »Alle weg hier!«, brüllte er.
    Einige entfernten sich sofort, andere wurden von Galluzzo weggeschoben. Ein anhaltendes Klagen, eine Art Winseln war zu hören. Es kam von einer etwa fünfzigjährigen Frau ganz in Trauerschwarz; zwei Männer hielten sie mit Gewalt fest, damit sie sich nicht auf den Leichnam warf; dieser lag rücklings auf dem Bürgersteig, die Gesichtszüge durch einen Schuss zwischen die Augen bis zur Unkenntlichkeit entstellt. »Bringt die Frau da weg.«
    »Aber sie ist die Mutter, Dottore.«
    »Soll sie zu Hause heulen. Hier ist sie nur im Weg. Wer hat sie verständigt? Hat sie den Schuss gehört und ist runtergekommen?«
    »Nonsi, Dottore. Den Schuss konnte die Signora gar nicht hören, weil sie in der Via Autonomia Siciliana 12 wohnt. Anscheinend hat jemand sie verständigt.«
    »Und sie war startbereit und hatte ihre schwarzen Klamotten schon an?«
    »Sie ist Witwe, Dottore.«
    »Also gut, seid nett zu ihr, aber schafft sie fort.« Wenn Montalbano so sprach, hieß es aufpassen. Fazio ging zu den beiden Männern, flüsterte ihnen etwas zu, die beiden schleppten die Frau weg.
    Der Commissario trat zu Dottor Pasquano, der neben dem Kopf des Toten hockte. »Und?«, fragte er.
    »Und, und!«, gab der Dottore zurück. Und fuhr, noch ruppiger als Montalbano, fort: »Muss ich Ihnen erklären, was passiert ist? Ein einziger Schuss wurde auf ihn abgefeuert. Exakt mitten in die Stirn. Hinten wurde beim Austritt die halbe Schädeldecke mitgerissen. Sehen Sie diese Klümpchen? Sie stammen vom Gehirn. Reicht das?«
    »Wann ist es Ihrer Meinung nach passiert?«
    »Vor ein paar Stunden. Etwa um vier oder fünf.« In der Nähe untersuchte Vanni Arquà mit dem Blick eines Archäologen, der ein Fundstück aus dem Paläolithikum entdeckt hat, einen ganz gewöhnlichen Stein. Montalbano mochte den neuen Chef der Spurensicherung nicht, und die Antipathie wurde deutlich erwidert. »Wurde er damit getötet?«, fragte der Commissario und zeigte mit Unschuldsmiene auf den Stein. Vanni Arquà blickte ihn mit unverhohlener Verachtung an.
    »Reden Sie doch keinen Blödsinn! Er wurde erschossen.«
    »Haben Sie die Kugel sichergestellt?«
    »Ja. Sie war im Holz der Haustür, die noch geschlossen war, stecken geblieben.«
    »Die Hülse?«
    »Wissen Sie, Commissario, ich bin nicht verpflichtet, Ihre Fragen zu beantworten. Die Ermittlungen wird auf Anweisung des Questore der Chef der Mordkommission leiten. Sie werden ihm nur zur Hand gehen.«
    »Zur Hand gehen! Am Ende muss doch ich meinen Kopf hinhalten!«
    Dottor Tommaseo, der Staatsanwalt, war nirgends zu sehen. Man konnte den Ermordeten also noch nicht wegbringen. »Fazio, wieso ist Dottor Augello nicht hier?«
    »Er ist unterwegs. Er hat bei Freunden geschlafen, in Fela. Wir haben ihn über Handy erreicht.«
    In Fela? Er würde eine Stunde brauchen, bis er in Vigàta war. Und dann der Zustand, in dem er erscheinen würde! Todmüde und fix und fertig! Von wegen Freunde! Bestimmt hatte er die Nacht mit einer verbracht, deren Mann sich anderswo die Hörner abwetzte. Galluzzo trat zu ihnen.
    »Staatsanwalt Tommaseo hat gerade angerufen. Er hat gesagt, wir sollen ihn mit dem Auto abholen. Er ist drei Kilometer vor Montelusa gegen einen Pfosten gefahren. Was sollen wir machen?«
    »Fahr hin.« Nicolò Tommaseo schaffte es nur selten, mit seinem Wagen an einem bestimmten Ort anzukommen. Er fuhr wie ein gedopter Hund. Der Commissario hatte keine Lust, auf ihn zu warten. Bevor er ging, sah er sich den Toten noch mal an.
    Ein junger Mann Anfang zwanzig, Jeans, Anorak, Nackenschwänzchen, Ohrring. Die Schuhe mussten ein Vermögen gekostet haben.
    »Fazio, ich geh ins Büro. Warte du auf den Staatsanwalt und den Chef der Mordkommission. Bis später.«
     
    Doch er beschloss, zum Hafen zu fahren. Er ließ sein Auto am Kai stehen und ging langsam, einen Fuß vor den anderen setzend, auf der östlichen Mole Richtung Leuchtturm. Die Sonne war strahlend aufgegangen, offenbar froh, dass sie es wieder mal geschafft hatte. Am Horizont sah man drei schwarze Pünktchen: Motorfischerboote, die verspätet zurückkehrten. Er

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