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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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öffnete weit den Mund und holte tief Atem. Er mochte den Geruch des Hafens von Vigàta. »Was redest du da? Alle Häfen stinken gleich«, hatte Livia eines Tages entgegnet.
    Das stimmte nicht, jeder Ort am Meer hatte einen anderen Geruch. Der von Vigàta war eine perfekte Mischung aus nassem Tauwerk, in der Sonne getrockneten Netzen, Jod, verfaultem Fisch, lebenden und toten Algen, Teer. Und ganz im Hintergrund ein Hauch von Dieselöl. Unverwechselbar. Bevor er den flachen Felsen unterhalb des Leuchtturms erreichte, bückte er sich und hob eine Hand voll Kiesel auf. Er kam zu dem Felsen und setzte sich. Er blickte aufs Wasser, und es war ihm, als sähe er verschwommen das Gesicht von Karl Martell. Mit aller Kraft schmiss er mit den Kieseln nach ihm. Das Bild zerriss, zitterte und verschwand. Montalbano steckte sich eine Zigarette an.
     
    »Dottori Dottori, ah, Dottori!«, bestürmte ihn Catarella, als er ihn durch die Tür des Kommissariats kommen sah. »Dreimal hat der Dottori Latte angerufen, der mit dem s am Ende! Er will Sie persönlich selber sprechen! Er hat gesagt, dass es ganz furchtbar dringend ist!« Montalbano konnte sich schon denken, was Dottor Lattes, der Chef des Stabes in der Questura, ihm sagen wollte; der Mann trug den Spitznamen »lattes e mieles«, weil er so salbungsvoll und frömmlerisch war. Questore Luca Bonetti-Alderighi aus dem Geschlecht der Marchesi di Villabella war deutlich und streng gewesen. Montalbano sah ihm nie in die Augen, sondern auf eine Stelle etwas oberhalb; er war jedes Mal wieder fasziniert von der Frisur seines Chefs, die sehr üppig und von einem dicken Büschel gekrönt war, einem Kringel wie ein Scheißhaufen, den jemand irgendwo in der Landschaft hinterlassen hatte. Da Montalbano ihn nicht ansah, hatte der Questore damals missverstanden und geglaubt, er habe den Commissario endlich eingeschüchtert. »Montalbano, wir erwarten den neuen Chef der Mordkommission, Dottor Ernesto Gribaudo, und ich sage es Ihnen bei dieser Gelegenheit ein für alle Mal. Sie werden ihm zur Hand gehen. In Ihrem Kommissariat werden Sie sich nur mit Kleinigkeiten befassen und große Sachen der Mordkommission in Person des Dottor Gribaudo und seines Vice überlassen.«
    Ernesto Gribaudo. Der sagenhafte Gribaudo. Einmal hatte er sich den Brustkorb eines Mannes angesehen, der durch die Garbe einer Kalaschnikow getötet worden war, und verkündet, er sei durch zwölf rasch aufeinander erfolgte Dolchstiche gestorben.
    »Verzeihen Sie, Signor Questore, könnten Sie mir ein paar Beispiele aus der Praxis nennen?«
    Luca Bonetti-Alderighi spürte, wie Stolz und Befriedigung ihn durchfluteten. Montalbano stand auf der anderen Seite des Schreibtisches vor ihm, leicht nach vorn geneigt, ein untertäniges Lächeln auf den Lippen. Und sein Ton war fast flehend gewesen. Er hatte ihn in der Hand! »Drücken Sie sich klarer aus, Montalbano. Ich verstehe nicht, was für Beispiele Sie meinen.«
    »Ich wüsste gern, was ich als Kleinigkeit und was ich als große Sache zu betrachten habe.«
    Auch Montalbano beglückwünschte sich selbst: Er imitierte Paolo Villaggios unsterblichen Fantozzi, dass es eine wahre Freude war.
    »Was für eine Frage, Montalbano! Kleine Diebstähle, Streitigkeiten, Kleindealer, Schlägereien, Kontrolle der Ausländer, das sind Kleinigkeiten. Mord nicht, das ist eine große Sache.«
    »Darf ich mir ein paar Notizen machen?«, fragte Montalbano und holte einen Zettel und einen Kugelschreiber aus der Tasche. Der Questore sah ihn irritiert an. Und der Commissario war einen Augenblick lang verunsichert: Vielleicht hatte er es mit der Verarschung zu weit getrieben, und der andere hatte ihn durchschaut. Doch nein. Der Questore rümpfte die Nase. »Machen Sie nur.«
    Und nun würde Lattes die ausdrücklichen Anweisungen des Questore bestätigen. Mord gehörte nicht zu seinen Befugnissen, das war Sache der Mordkommission. Er rief den Chef des Stabes in der Questura an. »Montalbano, mein Teuerster! Wie geht's? Wie geht es Ihnen? Und der Familie?«
    Welcher Familie? Er war Waise und auch nicht verheiratet.
    »Allen sehr gut, danke, Dottor Lattes. Und Ihrer?«
    »Alles in Ordnung, der Madonna sei Dank. Hören Sie, Montalbano, es geht um den Mord, der heute Nacht in Vigàta geschehen ist, Signor Questore hat -«
    »Das weiß ich schon, Dottore. Ich soll den Fall nicht übernehmen.«
    »Aber nein! Wo denken Sie hin? Ich wollte Sie sprechen, weil Signor Questore wünscht, dass Sie ihn

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