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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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haben die beiden, die du zu der Villa gefahren hast, geredet?«
    »Arabisch, glaube ich.«
    »Wer hat dir gesagt, wie du fahren sollst und wo du hinmusst?«
    »Immer nur einer.«
    »Hast du den Eindruck gehabt, dass er schon mal hier in der Gegend war?«
    »Ja.«
    »Kannst du die beiden beschreiben?«
    »Bloß den, der geredet hat. Er hatte keinen einzigen Zahn.«
    Jamil Zarzis, Gafsas Statthalter, war also eingetroffen.
    »Hast du ein Handy?«
    »Ja. Im Auto, auf dem Sitz.«
    »Hat dich jemand angerufen oder hast du jemanden angerufen, nachdem du die beiden abgesetzt hast?«
    »Nein.«
    Montalbano ging zu dem Jaguar, holte das Handy und steckte es ein. Marzilla sagte keinen Ton.
    »Steig ein und fahr nach Hause.«
    Marzilla versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht.
    »Ich helfe dir«, sagte der Commissario. Montalbano packte ihn an den Haaren und riss ihn hoch, und der Mann schrie auf vor Schmerz. Mit einem groben Stoß in die Nieren beförderte Montalbano ihn in den Jaguar. Marzilla brauchte gute fünf Minuten, bis er losfahren konnte, so sehr zitterten seine Hände. Montalbano wartete, bis die roten Lichter verschwanden, und setzte sich dann wieder neben Ingrid.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so -«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. So . so gemein sein kannst.«
    »Ich auch nicht«, sagte Montalbano. »Was hat er denn getan?«
    »Er hat … einem Kind eine Spritze gegeben, das keine wollte.« Besser konnte er es nicht ausdrücken.
    Ingrid sah ihn entgeistert an.
    »Und du rächst dich an ihm für die Angst, die du als Kind vor Spritzen hattest?«
    Psychoanalyse war schön und gut, aber Ingrid konnte ja nicht wissen, dass er, wenn er Marzilla misshandelte, in Wirklichkeit sich selbst misshandeln wollte.
    »Komm, fahr los«, sagte der Commissario. »Bring mich nach Marinella. Ich bin müde.«

Sechzehn
    Das war geschwindelt, er war gar nicht müde, sondern brannte darauf, sein Vorhaben in die Wege zu leiten.
    Doch er musste Ingrid so bald wie möglich loswerden, er durfte keine Minute verlieren. Er verabschiedete sich von ihr, ohne seine Eile zu verbergen, bedankte sich vielmals, küsste sie und versprach, dass sie sich am kommenden Samstag sehen würden. Kaum war er allein, schien sich der Commissario in den Hauptdarsteller einer Filmkomödie im Zeitraffer zu verwandeln, wie ein Blitz rannte er kreuz und quer durch die Zimmer und suchte verzweifelt nach dem blöden Neoprenanzug, den er das letzte Mal angehabt hatte, als er nach dem Auto von Ragioniere Gargano tauchen musste, was mindestens zwei Jahre her war. Er kehrte das Unterste zuoberst und fand den Anzug endlich in einer Schublade im Schrank, ordentlich in Plastik verpackt. Aber erst richtig wild machte ihn die Suche nach seinem Pistolenholster, das praktisch nie zum Einsatz kam und doch irgendwo sein musste. Im Schuhschrank im Bad, unter den Pantoffeln, die er noch nie im Leben getragen hatte, wurde er schließlich fündig. Auf die sinnige Idee, das Holster da zu verstauen, musste Adelina gekommen sein. Jetzt machte das Haus den Eindruck, als wäre es von einer Horde betrunkener Landsknechte durchsucht worden. Am folgenden Morgen begegnete er seiner Haushälterin besser nicht, sie war bestimmt sauer, wenn sie alles wieder aufräumen musste.
    Montalbano kleidete sich aus, schlüpfte in den Neoprenanzug, fädelte die Holsterlasche durch die Gürtelschlaufen, zog Jeans und Jacke darüber. Er warf einen Blick in den Spiegel: Erst musste er lachen, dann genierte er sich vor sich selbst, er sah aus wie für einen Film kostümiert. War denn Karneval?
    »Mein Name ist Bond. James Bond«, sagte er zu seinem Spiegelbild.
    Montalbano tröstete sich mit dem Gedanken, dass er um diese Uhrzeit bestimmt keinem Bekannten begegnete. Er stellte die Espressokanne auf, und als der Kaffee durchgelaufen war, trank er drei Tässchen hintereinander. Bevor er ging, sah er auf die Uhr. Schätzungsweise um zwei Uhr nachts würde er wieder in Spigonella sein.
    Er war so konzentriert und entschlossen, dass er auf Anhieb den Weg fand, den Ingrid ihm gezeigt hatte und der zu der Stelle führte, von wo aus die Vorderseite der Villa zu sehen war. Die letzten hundert Meter fuhr er ohne Licht, Angst hatte er nur davor, mit dem Auto ins Meer zu stürzen. Er hielt hinter dem maurischen Bungalow, der direkt am Steilufer stand, nahm das Fernglas und stieg aus. Er beugte sich vor und sah durch das Glas. Kein Licht drang durch die Fenster, die Villa schien

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