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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Männlein und Weiblein, auf der Lauer liegen, spielen sie Liebespaar. Sie umarmen und küssen sich und observieren dabei.«
    Jetzt waren sie an der Ruine angekommen, etwa dreißig Meter von der Eiche entfernt, wo der Weg nach Lampisa abzweigte. Sie setzten sich auf einen Mauerrest, und Montalbano steckte sich eine Zigarette an. Aber er kam nicht dazu, sie fertig zu rauchen. Ein Auto war in die Allee eingebogen und fuhr langsam weiter, vielleicht kannte der Fahrer den Weg nicht.
    Plötzlich sprang Ingrid auf, packte Montalbano an der Hand, zog ihn hoch und umarmte ihn stürmisch. Das Auto näherte sich im Schneckentempo.
    Montalbano kam sich vor, als säße er in einem Aprikosenbaum, der Duft machte ihn ganz benommen und brachte in Wallung, was es in Wallung zu bringen gab. Ingrid hielt ihn ganz fest. Irgendwann flüsterte sie ihm ins Ohr:
    »Da rührt sich ja was.«
    »Wo?«, fragte Montalbano, das Kinn an ihren Hals gelegt, die Nase in ihrem Haar vergraben.
    »Zwischen uns, bisschen weiter unten«, sagte Ingrid.
    Montalbano wurde rot und versuchte, sein Becken zurückzuziehen, aber Ingrid schmiegte sich an ihn.
    »Sei doch nicht blöd.«
    Ganz kurz wurden sie von den Scheinwerfern des Wagens erfasst, dann bogen die Lichter an der letzten Eiche links ab und verschwanden.
    »Das war dein Jaguar«, sagte Ingrid.
    Montalbano dankte dem Herrgott, dass Marzilla rechtzeitig gekommen war. Er hätte keine Minute länger ausgehalten. Schwer atmend löste er sich von Ingrid.
    Es war keine Verfolgung, weil Marzilla und die beiden anderen, die in dem Jaguar saßen, sich anscheinend nicht verfolgt fühlten. Ingrid war eine exzellente Fahrerin und fuhr bis zur Überlandstraße Richtung Vigàta ohne Licht, der Mond schien hell genug. Erst dann schaltete sie die Scheinwerfer wieder ein, weil der Wagen im Verkehr nicht weiter auffiel. Marzilla fuhr zügig, nicht sehr schnell, was die Observation erleichterte. Sie folgten ihm praktisch auf dem Fuße, wenn auch motorisierterweise. Der Jaguar bog in die Straße nach Montelusa ein.
    »Ich komme mir vor wie auf einem langweiligen Spaziergang«, sagte Ingrid.
    Montalbano gab keine Antwort.
    Ingrid ließ nicht locker. »Wozu hast du die Pistole mitgenommen? Du wirst sie kaum brauchen.«
    »Bist du enttäuscht?«
    »Ja, ich hatte mir etwas Aufregenderes erhofft.«
    »Keine Sorge, ist ja nicht gesagt, dass nicht noch was passiert.«
    Hinter Montelusa bog der Jaguar nach Montechiaro ab. Ingrid gähnte.
    »Uff. Vielleicht sollte ich denen zeigen, dass wir ihnen folgen.«
    »Wozu denn?«
    »Um ein bisschen Schwung in die Sache zu bringen.«
    »Mach bloß keinen Scheiß!«
    Der Jaguar fuhr an Montechiaro vorbei und weiter Richtung Küste.
    »Fahr du ein bisschen«, sagte Ingrid. »Ich hab keine Lust mehr.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Vor allem weil auf der Straße bald keine anderen Autos mehr sind und du dann die Scheinwerfer wieder ausschalten musst, damit wir nicht auffallen. Und ich kann nicht im Mondlicht fahren.«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens kennst du die Strecke, vor allem nachts, viel besser als ich.«
    Ingrid sah ihn kurz an.
    »Weißt du denn, wo sie hinfahren?«
    »Ja.«
    »Wohin?«
    »Zur Villa deines Exfreundes Nini Lococo, wie er sich nannte.«
    Der BMW geriet ins Schleudern und kam beinahe von der Straße ab, aber Ingrid hatte den Wagen sofort wieder im Griff. Sie sagte nichts. In Spigonella nahm sie nicht die Straße, die der Commissario kannte, sondern bog rechts ab.
    »Das ist …«
    »Ich weiß«, sagte Ingrid. »Aber hier können wir nicht hinter dem Jaguar herfahren. Es gibt nur einen Weg, der zu der kleinen Landzunge und damit zum Haus führt. Sie würden uns sicher entdecken.«
    »Und jetzt?«
    »Ich bringe dich zu einer Stelle, von der aus man die Villa von vorn sehen kann. Außerdem kommen wir kurz vor ihnen an.«
    Ingrid hielt direkt am Rand des Steilhangs, hinter einer Art Bungalow im maurischen Stil.
    »Komm, wir steigen aus. Hier sehen sie unseren Wagen nicht, aber wir können sie genau beobachten.«
    Sie gingen um den Bungalow herum. Linker Hand war deutlich die Landzunge mit dem Privatweg zu erkennen, der zur Villa führte. Keine Minute später kam der Jaguar und hielt vor der geschlossenen Einfahrt. Sie hörten zwei kurze und einen längeren Hupton. Daraufhin öffnete sich die Tür im Erdgeschoss, und im Gegenlicht waren die Umrisse eines Mannes zu erkennen, der ans Tor ging und aufmachte. Der Jaguar fuhr hinein, der Mann ließ das Tor offen stehen und

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