Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
stellte sich ihm, als er bei einem Blick auf die Uhr feststellte, dass es fast acht war. Wenn er dem Hunger nachgab, konnte er dem Essen nur ein knappes Stündchen widmen: In dem Fall musste er seine Kaubewegungen mit einem Rhythmus à la Chaplin in Moderne Zeiten erledigen. Allerdings war eines klar, nämlich dass hastig essen nichts mit essen zu tun hatte, höchstens mit Nahrungsaufnahme. Ein grundlegender Unterschied, denn er verspürte kein Bedürfnis, sich wie ein Tier oder ein Baum zu ernähren. Er hatte Lust, zu essen und dabei Bissen für Bissen zu genießen und alle Zeit der Welt zu haben. Nein, das war nichts. Um nicht in Versuchung zu geraten, öffnete er zu Hause weder Ofen noch Kühlschrank. Er zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Anschließend zog er Jeans und ein kanadisches Bärenjägerhemd an. Er wusste nicht, was auf ihn zukam, und war unsicher: Waffe mitnehmen oder nicht mitnehmen? Vielleicht sollte er die Pistole doch besser dabeihaben. Er wählte eine braune Lederjacke mit ziemlich großer Innentasche und schlüpfte hinein.
    Montalbano wollte nicht, dass Ingrid sich Sorgen machte, wenn sie die Waffe sah, also steckte er sie lieber gleich ein.
    Er ging zum Auto, öffnete das Handschuhfach, holte die Pistole heraus, schob sie in die Jackentasche und beugte sich vor, um das Handschuhfach wieder zu schließen, die Waffe rutschte aus der Tasche und fiel auf den Boden, Montalbano fluchte, kniete sich hin, weil die Pistole unterm Sitz gelandet war, fischte sie heraus, warf die Tür zu und ging zurück ins Haus. Die Jacke war zu warm, er zog sie aus und legte sie auf den kleinen Tisch im Esszimmer. Er fand, dass ihm ein Anruf bei Livia gut tun würde. Er nahm den Hörer ab, wählte, und beim ersten Klingelton schellte es an der Tür. Öffnen oder nicht öffnen? Er legte wieder auf und ging an die Tür.
    Es war Ingrid, ein bisschen zu früh. Und noch schöner als sonst, falls das überhaupt möglich war. Sie küssen oder nicht küssen? Ingrid löste das Dilemma mit einem Kuss.
    »Wie geht's?«
    »Ich fühle mich ein bisschen hamletisch.«
    »Wie bitte?«
    »Vergiss es. Bist du mit dem Auto deines Mannes gekommen?«
    »Ja.«
    »Was ist es für eins?«
    Rein rhetorische Frage: Montalbano hatte keinen blassen Schimmer von Automarken. Und von Motoren auch nicht.
    »Ein BMW 320.«
    »Welche Farbe?«
    Diese Antwort dagegen war ihm wichtig: Ingrids saublödem Mann war es zuzutrauen, dass er sich die Karosserie mit rotgrün-gelben Streifen und blauen Punkten hatte bepinseln lassen.
    »Dunkelgrau.«
    Gott sei Dank: Sie hatten eine gewisse Chance, nicht sofort entdeckt und abgeknallt zu werden.
    »Hast du schon gegessen?«, fragte Ingrid.
    »Nein. Und du?«
    »Auch nicht. Wenn nachher noch Zeit ist, könnten wir … Apropos, was müssen wir eigentlich machen?«
    »Das erklär ich dir unterwegs.«
    Das Telefon klingelte. Es war Marzilla.
    »Commissario, der Wagen, den sie mir hingestellt haben, ist ein Jaguar. Ich gehe in fünf Minuten aus dem Haus«, teilte er mit zitternder Stimme mit.
    Und legte auf.
    »Von mir aus können wir jetzt fahren«, sagte Montalbano.
    Lässig schnappte er sich die Jacke und merkte gar nicht, dass er sie am falschen Ende erwischt hatte. Natürlich rutschte die Pistole aus der Tasche und landete auf dem Boden. Erschrocken wich Ingrid einen Schritt zurück.
    »Hast du ernsthafte Absichten?«, fragte sie.
    Sie folgten Catarellas Wegbeschreibung und verfuhren sich kein einziges Mal. Eine halbe Stunde, nachdem sie in Marinella losgefahren waren - in dieser halben Stunde konnte Montalbano Ingrid alles erklären -, erreichten sie die Eichenallee, an deren Ende im Scheinwerferlicht die Ruine eines großen Landhauses auftauchte.
    »Jetzt geradeaus, fahr nicht den Weg weiter und bieg nicht links ab. Wir verstecken das Auto hinter der Villa.«
    Ingrid tat, was Montalbano sagte. Hinter der Villa erstreckte sich das offene Land. Ingrid schaltete das Licht ab, und sie stiegen aus. Der Mond schien taghell, und es war beängstigend still, nicht einmal ein Hund bellte.
    »Und jetzt?«, fragte Ingrid.
    »Wir lassen das Auto hier stehen und gehen an eine Stelle, von wo aus man die Allee überblickt. Da können wir sehen, welche Autos vorbeifahren.«
    »Was für Autos denn?«, fragte Ingrid, »hier kommt doch nicht mal eine Grille vorbei.«
    Sie gingen los.
    »Wir können es ja wie im Film machen«, sagte Ingrid. »Und wie geht das?«
    »Komm, Salvo, das weißt du doch! Wenn zwei Polizisten,

Weitere Kostenlose Bücher