Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
will … Als Susanna mittags nach Hause kam, habe ich sie nicht danach gefragt, vielleicht …«
    »… vielleicht hat sie es vergessen und erst am Nachmittag dran gedacht«, fuhr der Commissario für ihn fort.
    »So war es wohl«, sagte Mistretta.
    »Das bedeutet aber, dass Susanna gut dreitausend Euro bei sich hatte. Das ist zwar nicht sehr viel, aber für einen Ganoven …«
    »Aber sie hat doch die Rechnungen bezahlt!«
    »Nein, das hat sie nicht.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Als sie aus der Bank kam, hat sie … hat sie mit Francesco gesprochen.«
    »Ah.«
    Dann schlug er die Hände zusammen.
    »Aber … aber wir könnten doch anrufen!«
    Er stand schwerfällig auf, ging ans Telefon, wählte und sprach so leise, dass nur »Hallo? Apotheke Bevilacqua?« zu hören war.
    Fast sofort legte er wieder auf.
    »Sie haben Recht, Commissario, sie war nicht in der Apotheke, um die Rechnung zu bezahlen … Und wenn sie nicht in der Apotheke war, dann war sie bei den anderen bestimmt auch nicht.«
    Unvermittelt rief er:
    »O Madonna mia!«
    Es schien unmöglich, aber sein kreideweißes Gesicht war plötzlich noch weißer. Montalbano fürchtete, Mistretta könnte in Ohnmacht fallen.
    »Was ist?«
    »Jetzt werden sie mir nicht glauben!«, stöhnte Mistretta.
    »Wer wird Ihnen nicht glauben?«
    »Die Entführer! Ich habe doch dem Reporter gesagt …«
    »Wie bitte? Sie haben mit einem Reporter geredet?!«
    »Ja, aber nur mit einem. Dottor Minutolo hat es mir erlaubt.«
    »Warum denn das, um alles in der Welt?«
    Mistretta sah ihn irritiert an.
    »Durfte ich das nicht? Ich wollte den Entführern eine Botschaft schicken … sagen, dass sie einen schrecklichen Fehler machen, dass ich kein Lösegeld zahlen kann … Und jetzt hat sie so viel Geld dabei … Verstehen Sie, ein Mädchen mit so viel Geld in der Tasche … Die glauben mir nie! Mein … armes … Kind!«
    Er schluchzte so sehr, dass er nicht weitersprechen konnte, aber der Commissario hatte ohnehin schon genug erfahren.
    »Auf Wiedersehen«, sagte er.
    Er verließ den Salon, eine unbezähmbare Wut hatte ihn gepackt. Was fiel diesem blöden Minutolo eigentlich ein, eine solche öffentliche Erklärung zuzulassen? Klar würden Presse und Fernsehen das jetzt weidlich ausschlachten! Und die Kidnapper würden vielleicht noch skrupelloser werden, und wer am meisten darunter zu leiden hatte, war die arme Susanna. Vorausgesetzt, es handelte sich um Erpressung. Vom Garten aus rief er dem Beamten neben der Tür zu:
    »Sag deinem Kollegen, er soll das Tor aufmachen!«
    Er setzte sich ins Auto, ließ den Motor an, wartete eine Weile und startete dann wie Schumacher mit seinem Ferrari. Die Reporter und Kameraleute sprangen fluchend zur Seite, um nicht überfahren zu werden.
    »Spinnt der oder was? Will der uns umbringen?«
    Er fuhr nicht dieselbe Strecke zurück, sondern bog links ab in den Feldweg, auf dem man den Roller gefunden hatte. Für ein normales Auto war der Weg praktisch nicht passierbar, man kam nur im Schneckentempo vorwärts und musste in einer Tour umständliche Ausweichmanöver fahren, damit die Reifen nicht in den sandwüstenartigen Furchen und Mulden stecken blieben. Aber das Schlimmste kam erst noch. Etwa fünfhundert Meter vor dem Ortsschild teilte ein breiter Graben den Weg. Anscheinend Straßenarbeiten, eine dieser Baustellen, die es bei uns noch geben wird, wenn die Welt längst untergegangen ist. Um daran vorbeizukommen, musste Susanna abgestiegen sein und den Roller geschoben haben. Oder sie war weit außen herumgefahren, denn durch Fahrzeuge, die regelmäßig an der Stelle vorbeimussten, war eine Art Umleitung entstanden. Aber was steckte dahinter? Warum war Susanna hier hergefahren? Montalbano hatte eine Idee. Er wendete in einem so komplizierten Manöver, dass die verletzte Schulter wieder schmerzte, fuhr den nicht enden wollenden Weg zurück, erreichte schließlich die Hauptstraße und hielt dort an. Es dämmerte bereits. Er war unentschlossen. Wenn er das, was ihm vorschwebte, selbst machte, brauchte er mindestens eine Stunde, und dann würde er spät nach Marinella kommen, was einen Streit mit Livia zur Folge hätte. Und darauf hatte er nicht die geringste Lust. Andererseits war es keine simple Überprüfung, wie sie jeder Mitarbeiter des Kommissariats hätte vornehmen können. Montalbano ließ den Motor an und fuhr ins Büro.
    »Schick mir gleich Dottor Augello«, sagte er zu Catarella.
    »Der ist persönlich selber nicht da, Dottori.«
    »Wer

Weitere Kostenlose Bücher