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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ganz schlecht, aber sie würzte wenig, es schmeckte fad, ohne Pfiff, wie eingeschlafene Füße. Livia war durchaus eine begeisterte Köchin, aber begnadet war sie nicht.
    Montalbano beschloss, bei Susannas Vater vorbeizuschauen und sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Als er sich dem Haus näherte, stellte er fest, dass dort einiges los war. Da parkten doch tatsächlich ein Dutzend Autos auf der Straße neben der Villa, und vor dem geschlossenen Tor drängelten sich sechs oder sieben Journalisten mit Fernsehkameras auf den Schultern, die den Weg und den Garten filmen wollten. Montalbano schloss die Fenster und fuhr unter wildem Gehupe bis knapp vor das Tor.
    »Commissario! Commissario Montalbano!«
    Gedämpfte Stimmen flehten ihn an, ein blöder Fotograf überfiel ihn mit einem Blitzlichtgewitter. Der Wachposten, ein Beamter aus Montelusa, erkannte ihn gottlob und öffnete ihm. Montalbano fuhr in den Hof, hielt an und stieg aus.
    Fazio saß wie immer in seinem Sessel im Salon, er war blass, hatte Ringe unter den Augen und wirkte sehr müde. Er hatte den Kopf zurückgelehnt und hielt die Augen geschlossen. Das Telefon war mit einem Aufnahmegerät und einem Kopfhörer bestückt. Ein weiterer Beamter, der nicht aus Vigàta war, stand neben einer der Glastüren und las in einer Zeitschrift. Als Montalbano eintrat, klingelte das Telefon. Fazio fuhr hoch, setzte sich blitzschnell den Kopfhörer auf, stellte das Aufnahmegerät an und nahm den Hörer ab.
    »Hallo?«
    Er lauschte einen Moment.
    »Nein, Signor Mistretta ist nicht da … Nein, es hat keinen Zweck.«
    Als er auflegte, sah er den Commissario. Er setzte den Kopfhörer ab und erhob sich.
    »Ach, Dottore! Das Telefon klingelt seit drei Stunden in einer Tour! Mir brummt der Schädel! Ich kann mir zwar nicht erklären, wie es dazu kam, aber ganz Italien hat von dem verschwundenen Mädchen gehört, und alle rufen an, um den armen Vater zu interviewen.«
    »Wo ist Dottor Minutolo?«
    »In Montelusa, ein paar Sachen einpacken. Er will heute Nacht hier schlafen. Er ist gerade erst weg.«
    »Und Mistretta?«
    »Der ist nach oben zu seiner Frau gegangen. Er ist vor einer Stunde aufgewacht.«
    »Er konnte schlafen?!«
    »Nicht lange, und nur mit einem Mittel. Zur Essenszeit kam der Bruder, der Arzt, mit einer Krankenschwester, die die Nacht über bei seiner Frau bleibt. Und der Arzt hat Mistretta eine Beruhigungsspritze gegeben. Da ist er eingeschlafen. Wissen Sie was, Dottore? Die beiden Brüder hatten eine kleine Auseinandersetzung.«
    »Wollte er keine Spritze?«
    »Das vielleicht auch. Aber Mistretta war sauer, als die Krankenschwester kam. Er hat zu seinem Bruder gesagt, er hätte kein Geld, um sie zu bezahlen, und der Bruder hat erwidert, dass er das übernimmt. Da hat Signor Mistretta geheult und gesagt, dass er jetzt auf Almosen angewiesen ist … Er tut mir echt Leid!«
    »Mitleid hin oder her, du gehst heute Abend nach Hause und schläfst dich aus, in Ordnung?«
    »Ist gut. Da kommt Signor Mistretta.«
    Mistretta hatte sich keineswegs erholt. Er schwankte, seine Knie waren weich wie Ricotta, seine Hände zittrig. Als er Montalbano erblickte, wurde er nervös.
    »Oh mein Gott! Was ist passiert?«
    »Nichts, gar nichts. Beruhigen Sie sich. Kann ich Sie etwas fragen, wo ich schon mal hier bin? Fühlen Sie sich in der Lage zu antworten?«
    »Ich will’s versuchen.«
    »Danke. Erinnern Sie sich, dass Sie heute Morgen sagten, Susanna hätte nicht mehr als dreißig Euro bei sich? Ist das die Summe, die Ihre Tochter normalerweise einsteckt?«
    »Ja, das ist in etwa die Summe.«
    »Wissen Sie, dass sie gestern Nachmittag auf der Bank war?«
    Mistretta sah ihn verdutzt an.
    »Nachmittags? Das wusste ich nicht. Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Francesco, Susannas Freund.«
    Signor Mistretta schien ehrlich verwundert. Er setzte sich auf den nächstbesten Stuhl und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er gab sich alle Mühe zu begreifen.
    »Außer …«, murmelte er.
    »Außer was?«
    »Genau, ich habe Susanna gestern früh gebeten, zur Bank zu gehen und nachzusehen, ob inzwischen einige überfällige Rentenzahlungen überwiesen sind. Das Konto läuft auf meinen und ihren Namen. Falls das Geld da war, sollte sie dreitausend Euro abheben und damit Schulden bezahlen, die ich einfach nicht mehr haben will. Sie belasten mich.«
    »Was für Schulden, wenn ich fragen darf?«
    »Na ja, bei der Apotheke, bei Lieferanten … Sie haben mich nie unter Druck gesetzt, aber ich

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