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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sauer sein würden, der sich seiner Verantwortung entzogen und sich nicht in den Fall eingemischt hatte. Umgebracht? Moment mal. Die Entführer hatten diese Vokabel nicht verwendet. Von »töten« war auch nicht die Rede gewesen. Auch nicht von »liquidieren«. Die Leute konnten Italienisch und wussten mit der Sprache umzugehen. Sie hatten gesagt, niemand würde Susanna jemals wiedersehen. Und auf einfache Leute hätte ein Wort wie »umbringen« bestimmt größeren Eindruck gemacht. Warum hatten sie es dann nicht benutzt? Mit der Kraft der Verzweiflung klammerte sich Montalbano an dieses sprachliche Detail wie an einen Grashalm. Vielleicht wollten sich die Entführer Verhandlungsspielraum lassen und vermieden deshalb ein endgültiges Wort. Jedenfalls war Eile geboten. Aber was konnte man tun?
    Mimì Augello, der keine Lust mehr hatte, zu Hause herumzuhängen, erschien nachmittags im Kommissariat und brachte zwei Neuigkeiten mit.
    Erstens war Signora Valeria, die Ehefrau von Antonio Peruzzo, von drei Frauen erkannt worden, als sie am späten Vormittag auf einem Parkplatz in Montelusa in ihr Auto einsteigen wollte; sie umzingelten sie, schubsten sie, stießen sie zu Boden, spuckten sie an und schrien, sie solle sich schämen und ihrem Mann raten, auf der Stelle das Lösegeld zu zahlen. Andere Leute waren hinzugekommen und hatten die drei Frauen nach Kräften unterstützt. Eine zufällig vorbeifahrende Carabinieri-Streife rettete die Signora. Im Krankenhaus wurden Prellungen, Blutergüsse und Muskelrisse festgestellt.
    Zweitens waren zwei große Lastwagen aus Peruzzos Firma in Flammen aufgegangen. Um Missverständnissen und Fehlinterpretationen vorzubeugen, stand an einer Mauer geschrieben: »Her mit der Kohle, du Schwein!«
    »Wenn Susanna stirbt«, schloss Mimì, »dann lynchen sie Peruzzo.«
    »Glaubst du, die Geschichte könnte böse enden?«, fragte Montalbano.
    Mimì Augello antwortete prompt, ohne nachzudenken.
    »Nein.«
    »Aber angenommen, Peruzzo rückt keine Lira heraus? Die haben doch eine Art Ultimatum gesetzt.«
    »Ein Ultimatum ist dazu da, nicht eingehalten zu werden. Du wirst schon sehen, sie einigen sich.«
    Der Commissario wechselte das Thema. »Wie geht’s Beba?«, fragte er.
    »Ganz gut, in ein paar Tagen ist es so weit. Apropos, Livia hat uns besucht, und da hat Beba ihr erzählt, dass wir dich gern als Patenonkel für unser Kind hätten.«
    Meine Güte, das nervte! Sollte er jetzt für die ganze Stadt als Taufpate herhalten?
    »Und das sagst du mir einfach so?«, fragte der Commissario.
    »Warum nicht? Oder brauchst du’s schriftlich mit Durchschlag und Stempel? Du hast doch bestimmt schon geahnt, dass Beba und ich dich fragen würden, oder nicht?«
    »Doch, schon, aber …«
    »Ich kenne dich, Salvo: Wenn ich dich nicht gefragt hätte, wärst du eingeschnappt gewesen.«
    Montalbano wollte über seinen Charakter, der sich gut für gegensätzliche Interpretationen eignete, nicht weiter diskutieren.
    »Und was sagt Livia dazu?«
    »Dass du dich bestimmt sehr darüber freust, auch weil du auf die Weise etwas wettmachen könntest. Was sie damit meint, verstehe ich allerdings nicht.«
    »Ich auch nicht«, log Montalbano.
    Dabei hatte er genau verstanden: Das Kind eines Kriminellen und das Kind eines Polizisten, und er übernahm für beide die Patenschaft. Damit war sein Konto ausgeglichen, fand Livia, die, wenn sie es darauf anlegte, mindestens genauso gemein sein konnte wie er.
    Es war Abend geworden. Montalbano wollte gerade das Kommissariat verlassen und nach Marinella fahren, als Nicolò Zito anrief.
    »Ich muss gleich auf Sendung und habe keine Zeit für Erklärungen«, sagte er hastig. »Sieh dir meine Nachrichten an.«
    Montalbano lief in die Bar, an die dreißig Personen sahen »Retelibera«. Auf dem Bildschirm stand: »In wenigen Minuten wichtige Informationen zum Fall Mistretta.« Er bestellte ein Bier. Der Satz verschwand, und die Erkennungsmelodie ertönte. Dann sah man Nicolò an seinem schmalen Glastisch sitzen. Er machte ein bedeutendes Gesicht. »Heute Nachmittag hat sich Anwalt Francesco Luna bei uns gemeldet, der Antonio Peruzzo schon öfter vertreten hat. Er bat darum, eine Erklärung abgeben zu dürfen. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein Interview. Er hat die Bedingung gestellt, dass wir seine Erklärung nicht kommentieren dürfen. Wir haben dieser Auflage zugestimmt, weil die Aussage von Avvocato Luna in diesen für Susanna Mistrettas Schicksal entscheidend wichtigen

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