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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Livia eine Frage, eine einzige, aber damit brachte sie die Sache auf den Punkt:
    »Warum bist du denn zu ihr gegangen? Wozu war das nötig?«
    Nötig. War das Wort richtig oder falsch? Es war natürlich nicht nötig gewesen, zugleich aber unerklärlicherweise doch.
    Frag meine Hände und Füße, hätte er antworten sollen. Besser nicht zu tief in die Geschichte eindringen, in seinem Kopf herrschte immer noch Durcheinander. Er breitete die Arme aus.
    »Ich kann’s dir nicht erklären, Livia.«
    Noch während er das sagte, wusste er, dass es nur die halbe Wahrheit war.
    Sie redeten noch eine Weile, aber Montalbano hatte auch danach keine Lust zu essen, sein Magen war wie zugeschnürt.
    »Glaubst du, Peruzzo zahlt?«, fragte Livia, als sie schlafen gingen.
    Es war die unvermeidliche Frage des Tages.
    »Er wird schon zahlen.«
    Er zahlt jetzt schon, hätte er am liebsten hinzugefügt, sagte es aber nicht.
    Er umarmte und küsste sie und war gerade in sie eingedrungen, als Livia das Gefühl hatte, dass er dringend Trost brauchte:
    »Ich bin doch da«, flüsterte sie ihm ins Ohr.

Zwölf
    Als er aufwachte, war bereits helllichter Tag. Vielleicht hatte die Feder diese Nacht gar nicht geklickt oder wenn doch, dann nicht so laut, dass ihn das Geräusch geweckt hätte. Es war Zeit aufzustehen, aber er wollte noch ein bisschen im Bett bleiben. Er sagte Livia nichts davon, aber seine Knochen taten weh, sicher wegen des abendlichen Bades. Die frische Narbe an der Schulter war jetzt violett und schmerzte. Livia merkte, dass etwas nicht stimmte, fragte aber lieber nicht nach.
    Er trödelte herum und kam zu spät ins Büro.
    »Dottori ah Dottori! Ich hab doch Cicco De Cicco das Foto vergrößern lassen, und den Abzug hab ich auf Ihren Schreibtisch gelegt!«, rief Catarella, als er ihn hereinkommen sah, und blickte konspirativ um sich.
    De Cicco hatte wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Der Riss im Beton unter dem Beckenrand sah aus wie ein Spalt, war aber keiner. Es war ein trügerisches Spiel von Licht und Schatten. In Wirklichkeit handelte es sich um eine dicke Schnur, die an einem Nagel befestigt war. An der Schnur wiederum hing ein großes Thermometer, mit dem man die Temperatur der Maische messen konnte. Schnur und Thermometer waren schwarz geworden vom vielen Gebrauch und vom Staub, der sich darauf abgelagert hatte.
    Montalbano hatte keinen Zweifel: Susanna war von ihren Entführern in ein schon lange nicht mehr benutztes Mostbecken gesteckt worden. Daneben musste sich eine erhöhte Kelterwanne zum Stampfen der Trauben befinden. Warum hatten sie das Thermometer nicht entfernt? Vielleicht hatten sie nicht darauf geachtet, weil sie so an den Anblick des Beckens gewöhnt waren. Was man immer vor Augen hat, sieht man am Ende gar nicht mehr.
    Jedenfalls erleichterte das die Suche deutlich, es ging jetzt nicht mehr um ein einsames kleines Bauernhaus, sondern um ein stattliches, womöglich halb verfallenes Gehöft.
    Montalbano rief umgehend Minutolo an und berichtete von seiner Entdeckung. Minutolo fand die Sache hochinteressant, sagte, das erleichtere die Suche deutlich und er werde seinen Leuten, die die ganze Gegend abklapperten, neue Anweisungen geben.
    Dann fragte er:
    »Und, was sagst du?«
    »Wozu denn?«
    »Hast du heute Morgen um acht nicht Televigàta gesehen?«
    »Du glaubst doch nicht, dass ich mich so früh schon vor die Glotze setze!«
    »Die Erpresser haben sich telefonisch bei Televigàta gemeldet. Der Anruf ist aufgezeichnet. Und sie haben die Aufzeichnung gesendet. Die übliche verstellte Stimme. Sie sagt, ›die zuständige Person‹ hat Zeit bis morgen Abend. Sonst wird niemand Susanna jemals wiedersehen.«
    Montalbano spürte, wie eine kalte Viper seinen Rücken entlang nach oben kroch.
    »Die Erfindung der multimedialen Entführung. Haben sie sonst nichts gesagt?«
    »Ich habe den Anruf wortgetreu wiedergegeben. Falls du dir das Band anhören willst ich kriege es nachher. Der Staatsanwalt ist stinksauer, er wollte Ragonese schon hinter Schloss und Riegel bringen. Und weißt du was? Ich mache mir allmählich ernsthafte Sorgen.«
    »Ich auch«, sagte Montalbano.
    Die Täter ließen sich nicht einmal mehr dazu herab, im Hause Mistretta anzurufen. Ihr Ziel, Peruzzo in die Sache hineinzuziehen, ohne jemals seinen Namen zu nennen, hatten sie erreicht. Die Öffentlichkeit war gegen ihn. Montalbano war überzeugt, dass die Leute, sollte Susanna umgebracht werden, nicht auf die Entführer, sondern auf den Onkel

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