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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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übergeben werden soll?«
    »Warum sollte er?«
    »Sie wissen, dass Sie in diesem Fall verpflichtet sind, uns umgehend zu informieren?«
    »Selbstverständlich. Das werde ich auch tun. Nur wird mein Mandant mich nicht anrufen, zumindest nicht, ehe die Sache gelaufen ist.«
    Die Fragen hatte Minutolo gestellt. Jetzt wollte Montalbano auch etwas sagen.
    »Die Größe?«
    »Was meinen Sie?«, fragte Luna.
    »Wissen Sie, was für Scheine sie haben wollten?«
    »Fünfhundert-Euro-Scheine.«
    Seltsam. Große Banknoten. Leicht zu transportieren, aber nicht so leicht auszugeben.
    »Wissen Sie, ob Ihr Mandant …«
    Luna setzte augenblicklich sein Krankenschwestergesicht auf.
    »… die Seriennummern notiert hat?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Luna warf einen Blick auf seine Rolex und verzog das Gesicht.
    »Das wär’s dann wohl«, sagte er und stand auf.
    Sie standen noch eine Weile vor Lunas Haus und unterhielten sich.
    »Der arme Peruzzo!«, meinte der Commissario. »Da ergreift er die Flucht nach vorn und hofft, dass die Entführung schnell über die Bühne geht, damit die Leute nichts mitkriegen, aber dann …«
    »Das macht mir Sorgen«, sagte Minutolo. »Nach den Worten des Anwalts hatten die Entführer, wenn sie so früh Kontakt mit Peruzzo aufgenommen haben …«
    »Fast zwölf Stunden vor ihrem ersten Anruf«, präzisierte Montalbano. »Wie Marionettenpuppen haben sie uns behandelt. Wie Theaterkomparsen haben sie uns benutzt. Denn sie haben Theater mit uns gespielt. Sie wussten von Anfang an, von wem sie das Lösegeld verlangen können. Uns beide hat das viel Zeit gekostet und Fazio seinen Schlaf. Ganz schön raffiniert. Im Grunde waren die Nachrichten an die Mistrettas nichts anderes als eine Inszenierung nach einem bewährten Regiebuch. Es war das, was wir sehen und hören wollten.«
    »Nach dem, was der Anwalt sagt«, fuhr Minutolo fort, »hatten die Täter also keine vierundzwanzig Stunden nach der Entführung die Situation theoretisch in der Hand. Ein Anruf bei Peruzzo genügte, und er hätte gezahlt. Aber sie haben sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Warum nicht? Haben sie Schwierigkeiten? Fühlen sie sich vielleicht in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, weil unsere Leute die Gegend durchsuchen? Wäre es nicht besser, die Schlinge zu lockern?«
    »Was befürchtest du denn?«
    »Dass die irgendeinen Scheiß bauen, wenn es gefährlich für sie wird.«
    »Du vergisst etwas ganz Wichtiges.«
    »Was denn?«
    »Dass die Täter sich wieder beim Fernsehen gemeldet haben.«
    »Aber warum nehmen sie dann keine Verbindung zu Peruzzo auf?«
    »Weil sie ihn auf kleiner Flamme schmoren lassen wollen«, sagte der Commissario.
    »Aber je mehr Zeit vergeht, desto riskanter wird es für die Entführer!«
    »Das wissen sie. Und ich glaube, sie wissen auch, dass sie den Bogen fast überspannt haben. Ich bin sicher, dass Susanna in ein paar Stunden wieder zu Hause ist.«
    Minutolo sah ihn verdutzt an.
    »Wie bitte?! Heute Morgen hast du aber nicht so geklungen, als …«
    »Heute Morgen hatte Luna noch nicht im Fernsehen gesprochen und er hatte ein bestimmtes Wort noch nicht benutzt, das er im Gespräch mit uns wiederholt hat. Ganz schön schlau, er hat die Entführer indirekt aufgefordert, mit ihren Spielchen aufzuhören.«
    »Was für ein Wort denn?«, fragte Minutolo vollends verwirrt.
    »Unerklärlicherweise.«
    »Und was heißt das?«
    »Dass er, der Anwalt, sich die Geschichte sehr wohl erklären kann.«
    »Ich verstehe nur noch Bahnhof.«
    »Vergiss es. Was hast du jetzt vor?«
    »Ich gehe zum Staatsanwalt und berichte ihm.«

Dreizehn
    Livia war nicht zu Hause. Der Tisch war für zwei Personen gedeckt, und neben Montalbanos Teller lag ein Zettel. »Ich bin mit meiner Freundin im Kino. Warte mit dem Essen auf mich.« Er duschte und setzte sich anschließend vor den Fernseher. »Retelibera« brachte eine von Nicolò moderierte Debatte über Susannas Entführung. Teilnehmer waren ein Monsignore, drei Anwälte, ein pensionierter Richter und ein Journalist. Nach einer halben Stunde schlug die Debatte in eine Art Prozess gegen Peruzzo um. Sogar in regelrechten Rufmord. Kurzum, niemand glaubte, was der Anwalt erzählt hatte. Keiner nahm Luna die Geschichte ab, dass Peruzzo das Geld bereithielt, die Entführer sich aber nicht meldeten. Logisch wäre gewesen, wenn sie das Geld sofort an sich genommen, Susanna freigelassen hätten und verschwunden wären. Je mehr Zeit sie verloren, desto mehr riskierten sie. Und was hieß das? Es

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