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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Geld deponiert hat. Minutolo ist sofort losgefahren, um die Stelle an der Straße nach Brancato zu inspizieren. Leider sind die Journalisten hinter ihm her.«
    »Ja, aber was will Minutolo denn von mir?«
    »Er hätte gern, dass Sie auch hinkommen. Ich erkläre Ihnen, wie Sie am besten …«
    Aber der Commissario hatte schon aufgelegt. Minutolo, seine Leute, ein Haufen Journalisten, Fotografen und Kameraleute konnten jeden Moment auftauchen. Und wie sollte er seine Anwesenheit rechtfertigen, wenn sie ihn sahen?
    »Was für eine nette Überraschung! Ich wollte gerade das Feld hier pflügen …«
    Er stopfte hastig die Tasche in den Gully, schob die Steinplatte wieder darauf, rannte zum Auto, ließ den Motor an und wollte schon wenden, als er doch noch mal anhielt. Wenn er denselben Weg zurückfuhr, begegnete er sicher der fröhlichen Autokarawane mit Minutolo an der Spitze. Nein, er fuhr am besten nach Brancato bassa weiter.
    Keine zehn Minuten später war er da. Ein gepflegtes kleines Dorf, eine winzige Piazza, Kirche, Rathaus, ein Café, eine Bank, eine Trattoria, ein Schuhgeschäft. Rings um die Piazza standen Granitbänke. Auf den Bänken ein Dutzend alter, uralter und hinfälliger Männer. Sie sagten nichts, sie rührten sich nicht. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt Montalbano sie für Statuen, für ein großartiges Werk des Hyperrealismus. Doch dann sank einem aus der Kategorie der Hinfälligen plötzlich der Kopf in den Nacken und blieb auf der Rückenlehne liegen. Entweder der Mann war tot, oder der Schlaf hatte ihn jäh übermannt.
    Die Landluft hatte Montalbano hungrig gemacht. Er sah auf die Uhr, es war kurz vor eins. Er ging auf die Trattoria zu, blieb aber dann kurz davor stehen. Was, wenn einer der Journalisten auf die Idee kam, in Brancato bassa zu telefonieren? In Brancato alta suchte er sicher vergeblich nach einer Osteria, und da er keine Lust hatte, lange mit einem Loch im Bauch herumzulaufen, musste er es eben darauf ankommen lassen und hier in die Trattoria gehen.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein Mann die Bank verließ und stehen blieb, als er seiner ansichtig wurde. Dann trat der Mann, ein dicker Vierzigjähriger, mit breitem Grinsen auf ihn zu.
    »Sind Sie nicht Commissario Montalbano?«
    »Ja, aber …«
    »So eine Freude! Ich bin Michele Zarco.«
    Er deklamierte seinen Namen wie jemand, den alle Welt kennt. Und da der Commissario ihn immer noch ansah, ohne ein Wort zu sagen, erklärte er:
    »Der Cousin von Catarella.«
    Michele Zarco, Vermessungsingenieur und Zweiter Bürgermeister von Brancato, war Montalbanos Rettung. Er nahm ihn mit nach Hause, damit er etwas Gutes zu essen bekam, nichts Besonderes, einfach was es heute gab, wie er sagte. Signora Angila Zarco, blond bis zur Farblosigkeit und schweigsam, servierte cavatuna col suco – Rigatoni mit Fleischsugo –, die alles andere als zu verachten waren, gefolgt von einem süßsauren Kaninchenbraten vom Vortag.
    Kaninchen süßsauer ist eine diffizile Angelegenheit, denn alles fußt auf dem richtigen Verhältnis zwischen Essig und Honig und der stimmigen Verbindung zwischen den Kaninchenteilen und der caponata – süßsauer gebratenen Auberginen –, in der sie schmoren müssen. Signora Zarco wusste Bescheid, und sie hatte sogar noch geröstete Mandelsplitter darübergestreut. Außerdem liegen, wie man weiß, Welten zwischen einem frischen Kaninchenbraten und einem vom Vortag, denn Geschmack und Duft nehmen deutlich zu. Montalbano ließ es sich schmecken.
    Danach schlug Bürgermeister Zarco dem Commissario eine Verdauungsfahrt nach Brancato alta vor. Sie nahmen natürlich Zarcos Auto. Nach einer Serpentinenstraße, die dem Röntgenbild eines Darms glich, hielten sie inmitten einer Häusergruppe, von der ein Ausstatter des expressionistischen Kinos hellauf begeistert gewesen wäre. Kein einziges Haus stand gerade, alle neigten sich in einer solchen Schräglage nach rechts oder links, dass der Schiefe Turm von Pisa dagegen perfekt im Lot war. Drei oder vier Häuser klebten am Abhang und ragten horizontal nach außen, als würden sie von in den Fundamenten versteckten Saugnäpfen festgehalten. Zwei Alte gingen nebeneinander und unterhielten sich, aber mit lauter Stimme, denn einer beugte sich nach rechts und der andere nach links, vielleicht weil sich die Häuser, in denen sie lebten, in die jeweils andere Richtung neigten.
    »Fahren wir zurück? Meine Frau macht einen guten Kaffee«, schlug Zarco vor, als er sah, dass Montalbano

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