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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Füßen ins Wasser geworfen zu werden, um unterzugehen und nie wieder aufzutauchen. Commissario, die Tasche gehört nicht ihm, er hatte das Geld in einen Koffer getan.«
    »Kann er das beweisen?«
    »Nein.«
    »Und wie erklärt er sich, dass anstelle eines Koffers eine Tasche gefunden wurde?«
    »Er kann es sich nicht erklären.«
    »Und das Geld hatte er in diesen Koffer getan?«
    »Natürlich. Zweiundsechzig Bündel mit Fünfhunderterscheinen, das wären drei Millionen achtundneunzigtausend Euro und vierundsiebzig Cent, aufgerundet auf einen Euro, also sechs Milliarden alte Lire.«
    »Und Sie glauben ihm?«
    »Commissario, ich muss meinem Mandanten glauben. Aber es geht nicht darum, ob ich ihm glaube. Das Problem ist vielmehr, dass die Leute ihm nicht glauben.«
    »Es gäbe eine Möglichkeit, mit der sich beweisen lässt, dass Ihr Mandant die Wahrheit sagt.«
    »Ach ja? Welche denn?«
    »Ganz einfach. Peruzzo musste das Lösegeld innerhalb kurzer Zeit auftreiben, das haben Sie mir selbst gesagt. Es existieren also datierte Bankunterlagen, die bestätigen, dass der Betrag abgehoben wurde. Man braucht sie nur zu veröffentlichen, und schon hat Ihr Mandant seine Ehrlichkeit bewiesen.«
    Drückendes Schweigen.
    »Haben Sie verstanden, Luna?«
    »Ja. Diese Lösung habe ich meinem Mandanten auch umgehendvorgeschlagen.«
    »Na, sehen Sie …«
    »Es gibt da ein Problem.«
    »Nämlich?«
    »Peruzzo hatte sich nicht an die Banken gewandt.«
    »Ach nein? An wen denn dann?«
    »Mein Mandant hat sich verpflichtet, über die Namen derer, die ihm in dieser schwierigen Zeit großzügig unter die Arme gegriffen haben, Schweigen zu bewahren. Kurz gesagt, es gibt keine schriftlichen Unterlagen.«
    Aus welcher ekelhaften, schmutzigen Kloake war die Hand aufgetaucht, die Peruzzo das Geld gab?
    »Dann scheint die Sache aussichtslos.«
    »Das fürchte ich auch, Commissario. Ich frage mich sogar, ob mein Beistand Peruzzo überhaupt noch nützt.«
    Die Ratten verließen das sinkende Schiff.
    Die Pressekonferenz im Präsidium begann Punkt halb sechs. Hinter einem großen Tisch saßen Minutolo, der Staatsanwalt, der Questore und Lattes. In dem Raum drängten sich Journalisten, Fotografen und Kameraleute. Nicolò Zito und Pippo Ragonese saßen in gebührendem Abstand zueinander. Zuerst sprach Bonetti-Alderighi, der Questore, der glaubte, die Geschichte der Entführung noch mal in allen Einzelheiten aufrollen zu müssen. Er erklärte, der erste Teil des Berichts basiere auf Susannas Erzählung. Susanna Mistretta war mit dem Roller auf der üblichen Strecke unterwegs nach Hause, als sie kurz vor dem Ziel, dort, wo der San-Gerlando-Weg in die Straße mündet, von einem Auto bedrängt wurde und in den Weg abbiegen musste, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Erschrocken und verwirrt hatte Susanna angehalten, als auch schon zwei maskierte Männer aus dem Auto stiegen. Der eine riss sie vom Roller, dann wurde sie in den Wagen verfrachtet.
    Susanna war zu benommen, um reagieren zu können. Der Mann nahm ihr den Helm ab, drückte ihr einen Wattebausch auf Nase und Mund, knebelte sie, fesselte ihr die Hände auf dem Rücken und stieß sie auf den Boden.
    Undeutlich hörte sie, dass der andere Mann sich ans Steuer setzte und losfuhr. Sie verlor die Besinnung. Offenbar hatte der zweite Mann – aber das war nur eine Vermutung der Ermittler – den Roller von der Straße geräumt.
    Susanna wachte in tiefer Dunkelheit auf. Sie war immer noch geknebelt, aber nicht mehr gefesselt. Sie begriff, dass sie sich an einem einsamen Ort befand. Sie tastete im Dunkeln umher und stellte fest, dass sie in einer tiefen Betonwanne saß. Auf dem Boden lag eine alte Matratze. So verbrachte sie die Nacht, mehr um ihre sterbende Mutter besorgt als um sich selbst. Dann musste sie eingenickt sein.
    Sie wachte auf, weil ein Licht anging. Eine Werkstattlampe, wie Mechaniker sie benutzen, um unter die Motorhaube zu schauen. Zwei vermummte Männer sahen zu ihr hinunter. Einer holte einen tragbaren Kassettenrekorder aus der Tasche, der andere stieg auf einer Leiter zu ihr in das Becken.
    Der mit dem Kassettenrekorder sagte etwas, der andere nahm Susanna den Knebel ab, sie schrie um Hilfe, wurde erneut geknebelt. Die beiden gingen weg und kamen kurz darauf wieder. Einer stieg die Leiter hinunter, nahm Susanna den Knebel ab und kletterte wieder nach oben. Der andere machte ein Polaroidfoto. Geknebelt wurde sie nicht mehr. Essen, immer aus der Dose, brachten sie ihr über die

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