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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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unter dem Einfluss der Umgebung ebenfalls anfing, schief zu gehen.
    Als Signora Angila die Tür öffnete, kam sie Montalbano mit ihren weißblonden Zöpfen und den roten Backen vor wie von einem Kind gemalt; sie war ganz aufgeregt.
    »Was ist los?«, fragte ihr Mann.
    »Im Fernsehen haben sie gerade gesagt, dass Susanna frei ist. Aber es wurde kein Lösegeld gezahlt!«
    »Wie bitte?!«, fragte Zarco und sah Montalbano an.
    Der zuckte nur die Schultern und breitete die Arme aus, als habe er von alledem keine Ahnung.
    »Ja, genau«, fuhr die Frau fort. »Die Polizei hat die Tasche von dem Ingenieur gefunden, hier ganz in der Nähe, und es war Zeitungspapier drin. Der Reporter fragt sich, wie es kommt, dass Susanna trotzdem frei ist. Dieses Schwein von Onkel hätte es echt in Kauf genommen, dass sie umgebracht wird!«
    Nicht mehr Antonio Peruzzo. Nicht mehr der Ingenieur. Sondern »dieses Schwein«, das unsägliche Stück Scheiße, die Jauche aus der Sickergrube. Wenn Peruzzo tatsächlich ein Hasardeur war, dann hatte er die Partie verloren. Zwar war Susanna frei, doch die Leute würden ihn für alle Zeiten abgrundtief verachten.
    Montalbano beschloss, nicht ins Büro, sondern nach Marinella zu fahren, um sich in Ruhe die Pressekonferenz anzusehen. In der Nähe der Brücke schaute er sich aufmerksam nach eventuellen Nachzüglern um. Es war nicht zu übersehen, dass eine Horde von Polizisten, Journalisten, Fotografen und Fernsehleuten in der Gegend gewesen war: leere Coladosen, zerbrochene Bierflaschen, zerknüllte Zigarettenschachteln. Eine Müllhalde. Sogar die steinerne Abdeckplatte auf dem Gully war gebrochen.
    Als er die Haustür öffnete, erstarrte er zu Eis. Den ganzen Vormittag hatte er Livia nicht angerufen, er hatte vergessen, ihr Bescheid zu geben, dass er nicht rechtzeitig zum Mittagessen käme. Jetzt war ein Donnerwetter unvermeidlich, und er hatte keine Entschuldigung. Doch das Haus war leer, Livia war gar nicht da. Als er das Schlafzimmer betrat, sah er ihren halb gepackten Koffer. Und plötzlich fiel ihm ein, dass sie am nächsten Morgen nach Boccadasse zurückmusste – der Urlaub, den sie genommen hatte, um im Krankenhaus und in der ersten Zeit zu Hause bei ihm zu sein, war zu Ende. Mit einem Mal zog es ihm das Herz zusammen, Rührung ergriff ihn, wie immer ohne Vorwarnung. Gottlob war Livia nicht da, so konnte er seinen Gefühlen freien Lauf lassen und musste sich nicht genieren.
    Und er ließ ihnen freien Lauf. Danach wusch er sich das Gesicht und setzte sich auf den Stuhl am Telefon. Er schlug das Telefonbuch auf, der Avvocato hatte zwei Nummern, eine private und eine in der Kanzlei. Montalbano wählte letztere.
    »Kanzlei Luna«, sagte eine Frauenstimme.
    »Hier ist Commissario Montalbano. Ist der Avvocato da?«
    »Ja, aber er ist in einer Sitzung. Ich sehe mal, ob er drangeht.«
    Verschiedene Geräusche, seichte Musik vom Tonband.
    »Mein lieber Freund«, sagte Luna. »Im Augenblick habe ich keine Zeit. Sind Sie im Büro?«
    »Nein, zu Hause. Wollen Sie meine Nummer?«
    »Ja.«
    Montalbano gab sie ihm.
    »Ich rufe Sie in zehn Minuten an«, sagte Luna.
    Dem Commissario war aufgefallen, dass Luna ihn während des kurzen Gesprächs weder bei seinem Namen noch bei seinem Titel genannt hatte. Wer weiß, mit welchen Mandanten er zusammensaß, die wären sicher beunruhigt gewesen, wenn sie das Wort »Commissario« gehört hätten.
    Das Telefon läutete erst nach über einer halben Stunde.
    »Dottor Montalbano? Entschuldigen Sie, dass ich so spät anrufe, aber erst hatte ich jemanden hier und dann dachte ich, ich rufe Sie lieber von einem sicheren Apparat aus an.«
    »Sagen Sie bloß, in Ihrer Kanzlei wird das Telefon überwacht!«
    »Sicher bin ich nicht, aber in diesen Zeiten … Was wollten Sie mir denn sagen?«
    »Nichts, was Sie nicht schon wüssten.«
    »Beziehen Sie sich auf die Tasche mit den Zeitungsschnipseln?«
    »Genau. Sie werden verstehen, dass die Wiederherstellung von Peruzzos gutem Ruf, um die Sie mich baten, durch diesen Fund sehr erschwert wird.«
    Stille, als sei die Leitung unterbrochen worden.
    »Hallo?«, sagte Montalbano.
    »Ich bin noch da. Commissario, jetzt mal ehrlich: Glauben Sie, wenn ich gewusst hätte, dass in dem Gully eine Tasche mit Altpapier war, hätte ich Ihnen oder Dottor Minutolo etwas davon gesagt?«
    »Nein.«
    »Eben! Als mein Mandant von der Tasche erfuhr, rief er mich völlig durcheinander an. Er weinte. Er wusste, was dieser Fund bedeutet: mit einbetonierten

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