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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sah Montalbano, dass von einem Mauervorsprung eine Wendeltreppe weiter hinaufführte, die vor einer Glastür endete. Michela steckte den Schlüssel ins Schloss, konnte sie aber nicht öffnen.
    »Ich mach's schon.«
    Er öffnete und befand sich auf einer Terrasse, die so groß war wie das gesamte Haus. Michela schob ihn beiseite und rannte auf eine Art quadratischen Kasten von der Größe eines Zimmers zu, der etwa in der Mitte der Terrasse stand. Er hatte eine Tür und auf der einen Seite auch ein Fenster. Beides war geschlossen.
    »Ich habe keinen Schlüssel«, sagte Michela. »Ich habe ihn nie besessen.«
    »Aber warum wollen Sie denn …«
    »Das hier war früher einmal das Waschhaus. Angelo hat es mit der Terrasse gemietet und umgestaltet. Er kommt manchmal zum Lesen hierher oder um sich in die Sonne zu legen.«
    »Verstehe, aber wenn Sie keinen Schlüssel haben …«
    »Um Himmels willen, treten Sie doch die Tür ein.«
    »Signorina, hören Sie, ich kann unter gar keinen Umständen …«
    Sie sah ihn an. Das genügte. Mit einem Stoß der Schulter zertrümmerte er die Tür, die aus Sperrholz war. Er ging hinein, schaltete das Licht an und rief: »Kommen Sie nicht rein!«
    Denn in dem Zimmer hatte er den Geruch des Todes wahrgenommen.
    Doch Michela musste selbst im Dunkeln etwas erkannt haben, denn Montalbano nahm zuerst eine Art ersticktes Klagen wahr, und dann hörte er, wie sie ohnmächtig zu Boden sank.
    Und was mache ich jetzt?, fragte er sich fluchend. Er bückte sich, richtete Michela mit aller Kraft auf und brachte sie bis zur Glastür. Doch wenn er sie so hielt, wie im Film, wo der Bräutigam die Braut auf den Armen trägt, wäre er nie in der Lage, mit ihr die Wendeltreppe hinunterzugehen. Die war zu eng. Da stellte er die Frau aufrecht hin, umfasste ihre Taille mit beiden Armen und hob sie vom Boden hoch. So konnte er es mit der nötigen Vorsicht schaffen. Manchmal war er gezwungen, sie noch fester an sich zu drücken, und hatte daher die Möglichkeit festzustellen, dass Michela unter diesem Kittelkleid den festen Körper einer jungen Frau verbarg. Endlich kam er zur Tür der anderen Wohnung auf der obersten Etage und klingelte, in der Hoffnung, dass es dort jemand Lebendigen gäbe oder der Klingelton einen Toten in seinem Sarkophag auferweckte. »Wer ist da?«, fragte eine zornige Männerstimme. »Ich bin Commissario Montalbano. Könnten Sie bitte öffnen?«
    Die Tür ging auf, und König Vittorio Emanuele III. erschien, eine haargenaue Kopie, der gleiche Oberlippenbart, die gleiche Zwergenhaftigkeit. Nur dass er Zivil trug. Er sah, dass Montalbano Michela umschlungen hielt, und verstand alles genau falsch herum. »Lassen Sie mich bitte rein«, sagte Montalbano. »Was?! Ich soll Sie hereinlassen?! Sie sind doch wahnsinnig! Sie haben den Nerv, zum Vögeln in meine Wohnung zu kommen?«
    »Nein, sehen Sie, Majestät, es ist…«
    »Schämen Sie sich! Ich rufe jetzt die Polizei!« Und er schlug die Tür zu.
    »Riesenarschloch!«, tobte Montalbano und versetzte der Tür einen Tritt.
    Es fehlte nicht viel, und er wäre mit Michela zu Boden gestürzt. Die Last der Frau brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Wieder nahm er Michela mit aller Kraft auf und ging äußerst vorsichtig weiter die Treppe hinunter. Er klopfte an die nächste Tür, die auf seinem Weg lag. »Wer ist da?«
    Die Stimme eines Kindes, allerhöchstens zehn Jahre. »Ich bin ein Freund von Papa. Kannst du mal aufmachen?«
    »Nein.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil Mama und Papa mir gesagt haben, ich soll niemandem öffnen, wenn sie nicht da sind.« Erst da merkte Montalbano, dass er sich, bevor er Michela vom Boden aufgehoben hatte, ihre Handtasche über den Arm gestreift hatte. Hier war sie, die Lösung. Er nahm Michela wieder hoch, stieg mit ihr die Treppe hinauf, stellte die Frau gegen die Wand, hielt sie aufrecht, indem er seinen Körper gegen sie presste, was keineswegs unangenehm war, öffnete die Handtasche, nahm den Schlüsselbund, schloss Angelos Wohnungstür auf, schleppte Michela in das Schlafzimmer mit dem Ehebett, legte sie aufs Bett, ging ins Badezimmer, nahm ein Handtuch, machte es unter dem Wasserhahn nass, kam zurück, legte das Handtuch auf Michelas Stirn und brach ebenfalls auf dem Bett zusammen, wie tot vor Müdigkeit und Anstrengung. Er keuchte und war schweißgebadet.
    Und was jetzt? Schließlich konnte er die Frau nicht allein lassen und auf die Terrasse gehen, um nachzuschauen, wie die Dinge sich verhielten. Das Problem wurde

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