Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
hierherschicken soll, damit ich mir das Tattoo mal genauer anschauen kann.«
    »Bist du jetzt verrückt geworden?«
    »War doch nur ein Scherz, Salvo! Soll ich dir was sagen? Früher warst du mal ein Mann mit Sinn für Humor.«
    »Wenn's bei dir um Frauen geht, weiß man nie, ob du Witze machst oder nicht.«
    »Weißt du was? Ich geh jetzt besser. Ciao, wir sehen uns nach dem Mittagessen.«
    In der Tür erschien, rundlich und klein, ein etwa siebzigjähriger Mann mit einem roten Gesicht, das wie eine reife Tomate wirkte, und verschmitzt blitzenden Äuglein, die in Fett eingebettet waren. »Darf ich?«
    »Kommen Sie nur rein.«
    Der Mann trat ein. Montalbano forderte ihn mit einer Geste auf, Platz zu nehmen.
    Er setzte sich auf die vorderste Stuhlkante.
    »Bin Rentner«, erklärte er als Erstes und ganz ohne dass der Commissario ihn überhaupt etwas gefragt hatte.
    »Zweiundsiebzig Jahre alt«, fügte er nach einer Weile hinzu.
    Er seufzte.
    »Und seit zehn Jahren Witwer.« Montalbano ließ ihn reden. »Kinder hab ich keine.«
    Der Commissario warf ihm einen ermutigenden Blick zu.
    »Um mich kümmert sich Cuncetta, die Tochter meiner Schwester Carmela.«
    Pause.
    »Gestern Abend hab ich ferngesehen.«
    Lange Pause. Nach Montalbanos Einschätzung war er nun an der Reihe.
    »Haben Sie das Tattoo erkannt?«
    »Bis ins kleinste Detail.«
    »Wo haben Sie's gesehen?«
    Beniamino Graceffas Äuglein funkelten. Er leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Na, wo hätte ich es schon sehen können, Commissario?«
    Er lächelte und fuhr dann fort: »Auf der Schulter einer jungen Frau.«
    »War es an der gleichen Stelle? Neben dem linken Schulterblatt?«
    »An genau der gleichen Stelle.«
    »Und wo befand sich das Mädchen, als Sie das Tattoo gesehen haben?«
    »Ist 'ne heikle Sache.«
    »Das haben Sie mir ja schon gesagt, Signor Graceffa.«
    »Ich erklär Ihnen das jetzt mal. Vor ungefähr fünf Monaten sagte mir meine Nichte Cuncetta, dass sie sich eine Weile nicht um mich kümmern kann, weil sie einen Kollegen in Catania vertreten muss.«
    »Und?«
    »Und da hat meine Schwester, die sich Sorgen macht, wenn ich allein zu Hause bin, weil ich schon zwei Infarkte hatte, eine junge Frau für mich gefunden, eine … Wie nennt man das heute?«
    »Eine Betreuerin.«
    »Genau. Eigentlich wollte meine Schwester ja eine ältere Person haben, aber sie konnte keine finden. Und so hat sie mir diese junge kleine Russin ins Haus gebracht, die Katia hieß.«
    »Wie jung war sie denn?«
    »Dreiundzwanzig.«
    »Schön?«
    Beniamino Graceffa führte den Daumen, den Zeige- und den Mittelfinger an seine Lippen und machte das Geräusch eines Kusses. Damit war alles gesagt. »Schlief sie auch bei Ihnen zu Hause?«
    »Sicher.«
    Er hielt inne und blickte sich um. »Seien Sie ganz beruhigt, hier sind nur Sie und ich.« Graceffa beugte sich zum Commissario vor. »Ich bin ja immer noch ein Mann.«
    »Glückwunsch. Sie wollen mir also sagen, dass Sie mit der jungen Frau eine Beziehung hatten?«
    Graceffa setzte eine traurige Miene auf.
    »Ach, woher denn, Commissario. Das war doch gar nicht möglich!«
    »Warum denn nicht?«
    «Commissario, als ich es eines Nachts gar nicht mehr aushielt, ging ich zu ihr ins Zimmer, aber da war nichts zu machen. Ich konnte sie nicht überreden, nicht mal, als ich ihr sagte, ich würde ihr auch viel Geld dafür zahlen.«
    »Und was haben Sie dann gemacht?«
    «Commissario, ich bin ein Kavalier der alten Schule! Was sollte ich schon machen? Ich hab's dabei belassen.«
    »Aber wie kam es denn dann, dass Sie das Tattoo gesehen haben?«
    «Commissario, kann ich mit Ihnen von Mann zu Mann reden?«
    »Natürlich.«
    »Diesen Schmetterling hab ich drei- oder viermal gesehen, wenn die Kleine ein Bad nahm.«
    »Damit ich's richtig verstehe: Sie waren bei der jungen Frau, während sie ein Bad nahm?«
    »Nicht doch, Commissario. Sie war ganz allein im Badezimmer, ich stand draußen vor der Tür.«
    »Aber wie haben Sie denn dann …«
    »Ich hab gespinxt.«
    »Wo? Wie?«
    »Durchs Loch.«
    »Durchs Schlüsselloch?«
    »Nicht doch, durchs Schlüsselloch konnte man nichts erkennen, und meistens steckte ja auch der Schlüssel drin.«
    »Wie denn dann?«
    »Einmal, als Katia einkaufen gegangen war, hab ich den Bohrer genommen und das Loch vergrößert, das schon vorher in der Tür war.« Wirklich ein Kavalier der alten Schule.
    »Und dem Mädchen ist nichts aufgefallen?«
    »Die Tür ist schon ziemlich alt.«
    »War diese

Weitere Kostenlose Bücher