Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
irgendwas aus Wolle durchschlagen hat, bevor es ins Fleisch eindrang?«
    »Streichen Sie das »vielleicht«.«
    »Möglicherweise trug sie einen Rollkragenpullover.«
    »Hier passt das »vielleicht« allerdings gut.«
    »Und das Zweite?«
    »Das Zweite ist, dass ich unter den Fingernägeln beider Hände eine Spur von Purpurin gefunden habe.«
    »Purpurin?!«
    »Um Himmels willen, wiederholen Sie nicht alles, was ich Ihnen sage, das bringt meine Eier zum Rotieren. Purpurin, jawohl, mein Herr. Wissen Sie nicht, was Purpurin ist?«
    »Ist das nicht das Pulver, das man für Goldbronze braucht?«
    »Ausgezeichnet. Versetzung gesichert dank bester Noten, und jetzt gehen Sie mir von den Eiern runter.«
    »Eine letzte Frage. Litt sie an irgendeiner Krankheit?«
    »Sie wurde mal am Blinddarm operiert.«
    »Nein, ich wollte wissen, ob sie an irgendeiner Krankheit litt und deshalb regelmäßig Medikamente einnehmen musste.«
    »Schon verstanden. Sie hoffen, sie identifizieren zu können, wenn Sie alle Apotheken von Montelusa und Vigàta abklappern. Ich muss Sie enttäuschen. Die junge Frau war gesund. Sogar kerngesund.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie hatte den Körper einer Athletin.«
    »Oder einer Tänzerin?«
    »Warum nicht? Und wie oft muss ich Ihnen jetzt noch sagen, dass Sie mir von den Eiern runtergehen sollen?«
    »Ich danke Ihnen für Ihre ausgesuchte Freundlichkeit, Dottor Pasquano, und ich wünsche Ihnen ein Full House.«
    »Gegen einen Poker mit Assen? Sie sind wirklich ein Hornochse.«

Fünf
    Während er nach Vigàta hinunterfuhr, kam ihm der Gedanke, dass ein Rollkragenpullover nicht von einem Geschoss durchbohrt worden sein konnte, das oberhalb des Kieferknochens eingedrungen war. Die Flugbahn schloss das aus, das wäre so gewesen, als wäre das Geschoss, nachdem es den Hals gestreift hatte, noch schnell über eine kleine Stufe gesprungen.
    Hingegen konnte es sich, das wohl, um einen schwarzen Schal handeln, den die junge Frau sich mehrfach um den Hals gewickelt hatte, bis der Mund fast verdeckt war, wie man es an besonders kalten Tagen macht. In diesem zweiten Fall hätten durchaus ein paar Wollfäden in die Wunde gelangen können.
    Die Hypothese war trotzdem nicht stimmig, weil es überhaupt nicht die Jahreszeit für einen Wollschal war. Zumindest nicht in Vigàta und Umgebung. Vielleicht hatte die junge Frau ihn sich ja für eine besondere Gelegenheit umgebunden. Und was sollte das für eine besondere Gelegenheit sein, bei der man sich einen Wollschal umbindet? Darauf wusste er keine Antwort zu geben. Und dann: Wo kann man sich denn mit Purpurin schmutzig machen?
    Und wieso hatte das Mädchen es unter den Fingernägeln und nicht an den Fingerballen, was doch eigentlich logischer gewesen wäre?
    Kurz vor Vigàta ging der Wolkenbruch los, den der Fischer am Vortag vorausgesagt hatte.
    Auf dem Weg vom Parkplatz bis zur Tür des Kommissariats wurde er bis auf die Haut durchnässt. »Signor Graceffa Beniamino ist da«, sagte ihm Galluzzo, während der Commissario das Wasser von den Kleidern abschüttelte.
    »Warte, bis ich mir den Kopf abgetrocknet habe, dann schickst du ihn zu mir rein.«
    Im Büro öffnete er einen Aktenschrank, in dem er ein Handtuch aufbewahrte. Er rieb es sich über den Kopf und kämmte sich. Doch die Feuchtigkeit, die bis unters Hemd gedrungen war, war ihm unangenehm auf der Haut. Also zog er das Hemd aus und trocknete sich den Rücken ab. Doch als er das durchnässte Hemd wieder anzog, fühlte sich alles noch unangenehmer an.
    Er begann zu fluchen. Erneut zog er das Hemd aus und fing an, es durch die Luft zu schwenken. In diesem Augenblick trat Mimi Augello ein. »Übst du für die Corrida?«
    »Hör bloß auf. Was hat dir Signora Annunziata erzählt?«
    »Lauter Mist.«
    »Soll heißen?«
    »Sie hat Angst, dass auch ihre Tochter Michela ermordet werden könnte, ein Mädchen von achtzehn Jahren. Sie hat mir ein Foto gezeigt. Ich sag dir, Salvo: ein echtes Schmuckstückchen.«
    »Wieso hat sie Angst, dass ihre Tochter ermordet werden könnte?«
    »Weil Michela auch einen tätowierten Schmetterling hat.«
    »So einen wie die junge Frau?«
    »Nein, ihrer Beschreibung nach sieht er ganz und gar nicht so aus. Und außerdem hat Michela ihn über der linken Brust tätowiert.«
    »Und was hast du ihr gesagt?«
    »Na, erstens, wenn alle jungen Mädchen mit Schmetterlingstattoos umgebracht würden, wäre das eine Katakombe, wie Catarella sagen würde. Und zweitens, dass sie ihre Tochter

Weitere Kostenlose Bücher