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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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scheint?«
    »Und was soll das sein?«
    »Eine Patronenhülse zum Beispiel.«
    »Was machen wir also?«
    »Sag Sanfilippo, er soll Morabito holen. Und ich sag es dir jetzt schon mal: Ich will ihn zum Reden bringen, daher werde ich eine ordentliche Show abziehen.«
    Costantino Morabito war ein Mann um die fünfzig, nachlässig gekleidet, aufs Geratewohl rasiert, die Haare wild zerzaust, dunkle Ringe unter den Augen. Er war überaus nervös, bewegte sich ruckartig. Er setzte sich auf die vordere Stuhlkante, zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und behielt es in der Hand.
    »Das war ja wohl ein ziemlich heftiger Schlag, wie?«, fragte Montalbano, nachdem er sich vorgestellt hatte. »Alles vernichtet! Alles! Der Rauch ist überall eingedrungen, auch in die anderen Abteilungen, und hat alles zerstört! Ein immenser Schaden! Ich bin erledigt!«
    »Aber bei allem Unglück haben Sie doch auch Glück gehabt.«
    »Was für ein Glück denn, bitte sehr?«
    »Dass Sie am Leben geblieben sind.«
    »Ah, ja! San Gerlando hat mich gerettet! Das war ein echtes Wunder, Signor Commissario! Hat nicht mehr viel gefehlt, und die Flammen wären ins obere Stockwerk gelangt, wo ich mich aufhielt, und ich wäre geröstet worden!«
    »Hören Sie, wer hat das Feuer eigentlich entdeckt?«
    »Ich. Ich habe den Geruch von Verbranntem wahrgenommen und…«
    »Ich nehme ihn auch wahr«, unterbrach Montalbano ihn.
    »Jetzt?«, fragte Morabito völlig baff.
    »Jetzt.«
    »Und woher?«
    »Ich rieche, dass er von Ihnen kommt. Wie sonderbar!« Er stand auf, ging um den Schreibtisch, stellte sich neben Morabito, bückte sich und fing an, die Nase fünf Zentimeter von ihm entfernt, Morabito von den Haaren bis zum Oberkörper zu beschnuppern. »Komm doch auch mal her und riech.« Fazio stand auf, stellte sich auf die andere Seite und machte genau das Gleiche wie der Commissario. Morabito war völlig sprachlos und saß stocksteif da. »Ein bisschen riecht man's schon noch, oder nicht?«
    »Ja«, sagte Fazio.
    »Aber ich hab mich doch gewaschen!«, warf Morabito ein. »Bis das verfliegt, vergeht eine Weile, wissen Sie das?« Sie kehrten an ihre Plätze zurück. »Erzählen Sie doch weiter, Signor Morabito.«
    »Es roch nach Verbranntem, ich öffnete die Tür zur Treppe, und der Qualm erstickte mich fast. Da rief ich die Feuerwehr an, die auch sofort kam. Wissen Sie, wie schnell Farbe Feuer fängt?«
    »Womit waren Sie damals gerade beschäftigt?«
    »Ich wollte mich hinlegen. Es war nach Mitternacht, und ich hatte ferngesehen …«
    »Was wurde denn gesendet?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Erinnern Sie sich auch nicht mehr an den Sender?«
    »Nein. Aber…«
    »Sprechen Sie nur.«
    »Entschuldigen Sie, Commissario, aber das alles habe ich doch schon einem Ihrer Kollegen erzählt, und auch dem Chef der Feuerwehr, dem Vertreter der Versicherung … Und was haben Sie nun damit zu tun?«
    »Ich und mein Kollege Fazio sind Teil einer Sondereinheit, die der Questore eingerichtet hat. Eine hochspezialisierte Mannschaft. Wir beschäftigen uns mit Brandstiftung, die auf nicht erfolgte Schutzgeldzahlungen zurückzuführen ist.«
    Montalbano stand auf und erhob seine Stimme. »So kann das doch nicht weitergehen! Ehrliche Geschäftsleute wie Sie dürfen sich nicht länger unter das kaudinische Joch beugen, das die Mafia Ihnen auferlegt! Vierzig Jahre haben wir Geduld gehabt, aber jetzt reicht es!« Er setzte sich. Und beglückwünschte sich selbst sowohl zu dem kaudinischen Joch als auch zu dem Mussolini-Zitat. Fazio sah ihn voller Bewunderung an. Costantino Morabito, der ganz durcheinander war, zunächst wegen des Beschnupperns, dann wegen des Wortgewitters, saugte diese Lüge auf wie frisches Wasser und wurde außerordentlich nervös. »Das ist… auszuschließen.«
    »Was genau?«
    »Die nicht erfolgte Zah…«
    »Sie zahlen regelmäßig Schutzgeld?«
    »Es geht nicht… um Zahlung oder Nicht-Zahlung. Ich bin mir sicher, dass der Grund für den Brand nicht der ist, an den Sie denken.«
    »Nicht? Und an welchen Grund denken Sie dann?«
    »Dass es sich nicht um Brandstiftung handelt.«
    »Ja, was war es denn dann?«
    »Vielleicht ein Kurzschluss.«
    »Bevor ich Sie einbestellt habe, hatte ich eine lange Unterredung mit Ingenieur Ragusano. Er schließt einen Kurzschluss aus.«
    »Wieso?«
    »Weil die Stelle lokalisiert worden ist, von der aus das Feuer sich ausgebreitet hat. Und da befindet sich nichts, was mit Elektrizität zu tun hat.«
    »Dann muss es eben

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