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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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eine Selbstentzündung gewesen sein.«
    «Ragusano schließt auch das aus, und zwar aus Gründen der Temperatur. Und er stellt sich einige Fragen.«
    »Mir hat er die nicht gestellt.«
    »Noch nicht. Aber das wird er.«
    An dieser Stelle machte sich ein unheilvolles Kichern gut, und das gelang ihm hervorragend. Er hatte sich einen weiteren bewundernden Blick von Fazio verdient und einen ratlosen von Morabito.
    »Die stellt er Ihnen noch, und wie er das tun wird!« Ein weiteres mephistophelisches Kichern. »Wollen Sie schon ein paar hören?«
    »Na, dann höre ich halt mal«, sagte Morabito und trocknete sich den Schweiß ab, der auf seiner Stirn glänzte.
    »Das Feuer ist von einem ganz bestimmten Punkt ausgegangen, und zwar genau vom Fuß der Innentreppe. Wo sich eigentlich kein entflammbares Material hätte befinden dürfen. Überreste davon wurden aber genau dort von den Feuerwehrleuten gefunden. Ragusano hat mir gesagt, dass die Materialien an dieser Stelle übereinandergestapelt worden waren, so als sollten sie einen kleinen Scheiterhaufen bilden. Wer hat die da abgestellt?«
    »Was weiß denn ich?«, antwortete Morabito. »Als ich das Geschäft abgeschlossen habe, stand nichts am Fuß der Treppe.«
    »Haben Sie denn keine Vermutung?«
    »Was soll ich Ihnen schon sagen? Derjenige, der das Feuer gelegt hat, wird es da hingestellt haben.«
    »Richtig. Aber dann bleibt trotzdem ein Problem: Wie hat der Brandstifter es geschafft, dahin zu kommen?«
    »Was weiß denn ich?«
    »Die beiden Rollgitter des Geschäfts sind nicht aufgebrochen worden. Die Fenster waren zu. Wie also ist er hereingekommen?«
    Das Taschentuch, mit dem Morabito sich über die Stirn fuhr, war klatschnass.
    »Er wird eine Zeitschaltuhr benutzt haben«, sagte er. »Er wird sie vor dem Schließen des Geschäfts am Fuß der Treppe gelassen haben.«
    »Haben Sie das Geschäft von außen abgeschlossen?«
    »Nein. Wieso hätte ich das tun sollen? Ich habe es abgeschlossen, wie ich es immer tue.«
    »Das heißt?«
    »Von innen.«
    »Und wie sind Sie dann in Ihre Wohnung gelangt?«
    »Wie sollte ich schon dahin gelangen? Ich bin die Innentreppe hochgestiegen.«
    »Im Dunkeln?«
    Der Schweiß hatte nun auch Morabitos Jacke durchdrungen; sie zeigte zwei dunkle Flecken unter den Achseln. »Wie, im Dunkeln? Bei Licht natürlich!«
    »Oh nein! Bei Licht hätten Sie ja auf die Zeitschaltuhr aufmerksam werden müssen. Haben Sie die nicht gesehen?«
    »Natürlich habe ich sie nicht gesehen!«
    »Ich muss also zur Kenntnis nehmen, dass Sie einräumen …«
    Morabito schwankte dermaßen auf seinem Stuhl, dass er jeden Augenblick hinunterzufallen drohte. »Was räume ich ein, was? Ich habe gar nichts eingeräumt!«
    »Entschuldigen Sie, aber gehen wir der Reihe nach vor. Sie haben zunächst behauptet, das Feuer könne durch einen Kurzschluss ausgebrochen sein oder auch durch Selbstentzündung. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Aber wenn Sie jetzt mit der Hypothese von einer Zeitschaltuhr ankommen, bedeutet das doch, dass Sie die Möglichkeit einer Brandstiftung einräumen. Ist das richtig so?«
    Morabito antwortete nicht. Ein ganz leichtes Zittern hatte seinen Körper erfasst.
    »Hören Sie, Morabito, ich will Ihnen entgegenkommen. Ich sehe, dass Sie sich in Schwierigkeiten befinden. Lassen wir diese hypothetische Zeitschaltuhr doch einfach beiseite, da überdies ja auch keine Spur von ihr gefunden wurde.« Morabito bedeutete seine Zustimmung durch ein Kopfnicken, offensichtlich war er zu keinem weiteren Wort mehr fähig.
    »Sehr gut. Dann ist auch die Zeitschaltuhr ausgeschlossen. Ragusano zufolge«, fuhr Montalbano fort, »ist diese Art von Scheiterhaufen reichlich mit Benzin Übergossen worden, und dann reicht ein Wachsstreichholz … Sicher, seltsam ist das schon!«
    »Was?«
    »Dass sich der Brandstifter nicht selbst angezündet hat! Ha, ha! Das ist großartig! Wirklich großartig! Erinnert Sie das nicht an den Film »Der gegossene Begießen der Brüder Lumière oder an den mit den Gebirgspfeifern?« Er lachte, wobei er mit den Füßen auf den Boden trampelte und mit den flachen Händen fest auf die Schreibtischplatte schlug.
    Und Morabito sah ihn angstvoll mit weit aufgerissenen Augen an; vielleicht fragte er sich langsam, ob er es nicht mit einem Vollidioten, einem rasenden Irren zu tun hatte. Was für einen Scheiß quatschte der da eigentlich? »Es sei denn…«
    Sofortiger Mienenwechsel. Gerunzelte Stirn, nachdenklicher Blick, leicht verzogener Mund. »Es sei

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