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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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an einem Schuhabsatz aus und steckte die Kippe in die Jackentasche. Schließlich hatte er da ja schon ein schönes Loch drin, und ein Loch mehr oder weniger, was machte das schon. Während der ganzen Zeit, die er rauchte, hatte keiner ein Wort gesagt. Morabito hatte seine Ellbogen auf die Knie gestützt und seinen Kopf in die Handflächen gebettet, Fazio hatte so getan, als würde er Protokoll schreiben. Montalbano tat so, als würde er das erst jetzt merken. »Was machst du denn da?«
    »Ich habe Notizen für das Protokoll gemacht.«
    »Was denn für ein verdammtes Protokoll! Das hier ist ein informelles Gespräch unter Freunden. Denn anderenfalls hätte Signor Morabito jedes Recht, seinen Rechtsanwalt hinzuziehen, und wir hätten ihm eine offizielle Vorladung schicken müssen. Ach, apropos, wollen Sie einen?«
    »Einen was?«
    »Einen Rechtsanwalt.«
    »Wozu denn einen Rechtsanwalt?«
    »Man weiß ja nie. Aber wenn Sie sich so sicher sind, dass Sie keinen brauchen, umso besser. Doch denken Sie dran, ich habe Ihnen den Vorschlag gemacht. Geht es Ihnen ein bisschen besser?«
    Morabito beschränkte sich auf ein Schulterzucken, ohne ihn auch nur anzuschauen.
    »Dann machen wir jetzt weiter. Ich habe den Eindruck, dass wir an einem toten Punkt angelangt sind, nämlich bei den Stellinos. Die müssen wir jetzt mal beiseitelassen. Sind Sie einverstanden?«
    »Einverstanden, einverstanden.«
    »Die Schutzgelder haben Sie immer regelmäßig bezahlt?«
    Morabito antwortete nicht.
    »Sehen Sie, wenn Sie zugeben, Schutzgeld gezahlt zu haben, bleibt die Sache hier unter uns. Aber wenn Sie es leugnen und ich finde heraus, dass Sie doch bezahlt haben, kann es passieren, dass ich stinkwütend werde. Und dann wird es richtig schlimm für Sie, denn wenn ich stinkwütend werde… Sag du's ihm, Fazio.«
    »Dann ist es besser, man wäre tot«, sagte Fazio düster. »Verstanden? Also, denken Sie gut darüber nach. Ich frage Sie noch einmal. Zahlen Sie regelmäßig Schutzgeld?«
    »Ja, ja, ja.«
    »Folglich herrscht Ruhe von dieser Seite.«
    »Ja.«
    »Aber…«
    »Aber was?«
    »Damit wäre es vorbei, wenn ich, nur mal angenommen, jetzt den Stellino-Brüdern sagen würde, Sie hätten sie beschuldigt. Meinen Sie nicht, die würden das in den falschen Hals kriegen, gleich zu Ihnen gelaufen kommen und Erklärungen von Ihnen verlangen?«
    Costantino Morabito sprang mit einem solchen Satz vom Stuhl auf, dass er beinahe zu Boden gestürzt wäre. »Wa… wa… warum sollten Sie so einen Scheiß erzählen? Wir waren uns doch einig, dass die Stellino-Brüder nichts mit dem Brand zu tun haben!«
    »Dann mach doch endlich dein Maul auf, Mann, und sag mir, wer sonst in diese Scheiße verwickelt ist!«, brüllte der Commissario unvermittelt und schlug so fest mit der Hand auf den Schreibtisch, dass sogar Fazio zusammenzuckte. »Ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht!«, schrie Morabito seinerseits.
    Und dann fing er verzweifelt an zu weinen. Schlagartig. Wie ein verängstigtes Kind.
    Montalbano sah auf dem kleinen Tisch ein Päckchen Papiertaschentücher, zog eins heraus und reichte es ihm. Mit dem Taschentuch von Morabito konnte man inzwischen den Boden aufwischen.
    »Signor Morabito, warum tun Sie das? Sie erstaunen mich, Sie sind doch ein vernünftiger Mann! Ist es meine Schuld? Was habe ich denn gesagt? Fazio, hilf du mir, was habe ich gesagt?«
    »Vielleicht ist er erschrocken, weil Sie in einen so derben Ton verfallen sind«, sagte Fazio mit unbewegter Miene. »Das hab ich gar nicht gemerkt, ich bitte um Entschuldigung. Manchmal rutscht mir das so raus.« Morabito hörte gar nicht mehr auf zu weinen. Da erhob sich Montalbano halb, beugte sich zu ihm rüber und brüllte ihn an:
    »Wie viel macht sieben mal acht? Und sechs mal sieben? Und acht mal sechs? Antworten Sie sofort, um Himmels willen!«
    Morabito, der ganz in Tränen aufgelöst war, war dermaßen verblüfft über diese Fragen, dass er sich umdrehte und den Commissario anstarrte.
    »Sehen Sie, Sie haben sich beruhigt! Ich sag's ja immer wieder: In Momenten der Krise muss man sich nur das Einmaleins vor Augen halten, dann geht alles vorbei!« Er setzte sich wieder und machte ein zufriedenes Gesicht. »Hören Sie, brauchen Sie etwas?«
    »Ein bi.. .bisschen Wasser.«
    »Dann holen wir Ihnen welches«, sagte der Commissario zu Fazio. Und an Morabito gewandt: »Wir sind sofort wieder da.« Sie gingen auf den Korridor.
    »Noch ein Schlag, und er knickt ein«, sagte Montalbano. »Hat er das

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