Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
ausgebrochen. »Das ist aber wichtig.«
»Na gut, dann mach weiter«, sagte der Commissario resigniert.
»… und von Todaro Marianna. Michele Prestia und Stornello Grazia hatten einen Sohn, Balduccio, der im Alter von achtzehn Jahren bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Nach seiner Ausbildung zum Finanzbuchhalter fand Prestia eine Anstellung als Buchhaltungsassistent bei der Firma Cozzo und Rampello, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt Eigentümerin dreier Supermärkte ist. Zehn Jahre später wurde er zum Buchhalter befördert. 2004 hat er sein Beschäftigungsverhältnis gekündigt. Und seitdem ist er arbeitslos.«
Sorgfältig faltete er den Zettel zusammen und steckte ihn wieder in seine Hosentasche.
»Das ist alles, was offiziell bekannt ist«, sagte er.
»Und halb offiziell?«
»Soll ich bei seiner Heirat anfangen?«
»Fang an, wo du willst.«
«Michele Prestia lernte die Stornello auf einer Hochzeit kennen. Und von da an war er hinter ihr her. Sie fingen an, sich heimlich zu treffen, niemand ahnte etwas. Bis die junge Frau eines Tages schwanger wurde und gezwungen war, ihren Eltern alles zu erzählen. Da bat Michilino bei seiner Firma um Beurlaubung und verschwand.«
»Wollte er denn nicht heiraten?«
»Das wäre ihm nicht einmal im Traum eingefallen. Doch nach knapp einer Woche kehrte er von Palermo nach Vigàta zurück. In Palermo hatte er sich in der Wohnung eines Freundes versteckt, und nun erklärte er sich ohne Weiteres Zögern zu einer Mussheirat bereit.«
»Warum hatte er seine Meinung plötzlich geändert?«
»Man hat ihn dazu gebracht, sie zu ändern.«
»Wer?«
»Darauf komme ich gleich. Erinnern Sie sich, was ich gesagt habe, wer die Mutter von Stornello Grazia ist?«
»Schon, aber ich habe nicht…«
»Todaro Marianna.«
Und er sah den Commissario mit einem bedeutungsvollen Blick an. Aber der enttäuschte ihn. »Und wer ist das?«
»Wie, wer ist das? Das ist eine der drei Nichten von Don Balduccio Sinagra.«
»Warte mal«, unterbrach ihn Montalbano. »Willst du mir damit sagen, dass Balduccio hinter den geheimen Rennen steckt?«
»Dottore, jetzt machen Sie doch bitte nicht solche Kängurusprünge. Die geheimen Rennen hatte ich doch noch gar nicht erwähnt. Wir waren bei der Heirat stehen geblieben.«
»Also gut, mach weiter.«
»Todaro Marianna geht zu ihrem Onkel und erzählt ihm, wieso und weshalb und so weiter und so fort. Anschließend braucht Don Balduccio gerade mal vierundzwanzig Stunden, um Michilino in Palermo ausfindig zu machen, und lässt ihn dann bei Nacht und Nebel in seine Villa schaffen.«
»Ein Entführungsfall.«
»Also nicht gerade etwas, was Don Balduccio groß aus der Fassung bringt, wie man weiß!«
»Drohte er ihm?«
»Auf seine Weise. Er hat ihn zwei Tage und zwei Nächte in einem kahlen Zimmer festgehalten, ohne Essen und ohne Trinken. Alle drei Stunden kam jemand mit einer Pistole rein, steckte eine Patrone in den Lauf, blickte Michilino an, zielte auf ihn, drehte ihm dann den Rücken zu und ging ohne ein Wort wieder raus. Am dritten Tag, als Don Balduccio vor ihn trat und sich entschuldigte, dass er ihn so lange hatte warten lassen - Sie wissen ja, wie Don Balduccio ist: immer schön lächeln und freundlich bleiben -, warf Michilino sich ihm zu Füßen und bat unter Tränen, ihm die Ehre zu gewähren, Grazia heiraten zu dürfen. Als der Junge zur Welt kam, gaben sie ihm den Namen Balduccio.«
»Und wie hat sich die Beziehung zwischen Balduccio Sinagra und Prestia dann weiterentwickelt?«
»Nachdem Prestia ein Jahr verheiratet war, machte Don Balduccio ihm den Vorschlag, seine Stellung bei Cozzo und Rampello aufzugeben und für ihn zu arbeiten. Doch Michilino weigerte sich. Don Balduccio sagte er, er habe Angst, dessen Ansprüchen nicht zu genügen. Und Don Balduccio schrieb ihn ab.«
»Und danach?«
»Danach, aber das sind Sachen, die vier Jahre zurückliegen, packte Michilino die Spielleidenschaft. Und irgendwann mussten die Herren Cozzo und Rampello einen beträchtlichen Fehlbetrag in der Bilanz feststellen. Aus Achtung vor Don Balduccio haben sie ihn nicht angezeigt, sondern brachten ihn dazu, selbst zu kündigen. Aber das gestohlene Geld wollten Cozzo und Rampello natürlich zurückhaben. Sie gaben Prestia drei Monate Zeit.«
»Und da hat er Don Balduccio angehauen.«
»Klar. Doch Don Balduccio gab ihm zu verstehen, dass er ihn mal kreuzweise könne. Er sagte ihm auch, dass er ein Großmaul mit nichts dahinter wäre.«
»Und haben Cozzo
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