Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses
und Rampello ihn angezeigt?«
»Nein. Denn am Fälligkeitstag drei Monate später erschien Michilino vor den Herren Cozzo und Rampello mit dem Geld in bar in der Hand. Er zahlte alles zurück, bis auf den letzten Cent.«
»Und wer hatte ihm das Geld gegeben?« «Ciccio Bellavia.«
Oh ja, diesen Namen kannte er! Und wie er ihn kannte! Ciccio Bellavia war der aufgehende Stern der »Stiddrari«, der neuen Mafia, die der alten Generation der Sinagras und der Cuffaros die Position streitig machen wollte. Dann verriet er seine Freunde, wechselte in die Dienste der Cuffaros und wurde einer ihrer Vertrauensmänner. Also stand die Mafia hinter den geheimen Rennen. Wie hätte es auch anders sein sollen? »Hatte Prestia sich an Bellavia gewandt?«
»Nein, es war genau andersherum. Eines Tages tauchte Bellavia bei ihm auf und sagte, er habe gehört, dass er sich in Schwierigkeiten befinde, und er, Bellavia, sei bereit…«
»Aber das hätte Prestia doch niemals annehmen dürfen! Da hätte er ja auch gleich öffentlich bekannt geben können, dass er sich Balduccio entgegenstellt!«
»Hab ich Ihnen nicht von Anfang an gesagt, dass Michilino Prestia ein Trottel ist? Eine absolute Null. Don Balduccio hatte ihn richtig beschrieben, als er ihm sagte, er wäre einfach ein Großmaul mit nichts dahinter. Aber das war nicht alles, denn nun musste Prestia sich Bellavia gegenüber erkenntlich zeigen und übernahm daher die Verantwortung für die geheimen Rennen. Das konnte er ihm ja nicht abschlagen. Folglich hat er sich Don Balduccio auch in geschäftlicher Hinsicht entgegengestellt.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Prestia sorglos alt werden wird.«
»Ich auch nicht, Dottore. Aber, wenn Sie entschuldigen, suchen Sie eigentlich nach wie vor nach einer Verbindung zwischen dem getöteten Pferd und den geheimen Rennen?«
»Was soll ich dir dazu sagen, Fazio. Siehst du da keine?«
»Im ersten Moment, als Sie mir das tote Pferd gezeigt haben, war ich es, wenn Sie sich erinnern, der etwas über die geheimen Rennen gesagt hat. Doch mittlerweile sehe ich das etwas anders.«
»Erklär das genauer.«
»Jedes Mal, Dottore, wenn wir eine Vermutung anstellen, wird sie augenblicklich widerlegt. Sie haben gedacht, das Pferd der Fremden wäre gestohlen worden, um Lo Duca eins auszuwischen? Und schon erfahren wir, dass auch ein Pferd von Lo Duca gestohlen wurde. Warum also haben sie dann auch noch das Pferd der Fremden gestohlen?«
»Einverstanden. Aber was ist mit den Rennen?«
»Lo Duca hat, soweit ich weiß, nichts mit den Rennen zu tun.«
»Bist du dir da sicher?«
»Hundertprozentig. Ich würde zwar nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, aber er scheint mir einfach nicht der Typ für so was zu sein.«
»Traue nie dem Anschein. Hättest du zum Beispiel vor zehn Jahren für möglich gehalten, dass Prestia die Rennen organisiert?«
»Nein.«
»Wie kommst du dann dazu, mir zu sagen, dass Lo Duca dir nicht der Typ für so was zu sein scheint? Aber ich wollte dir noch etwas anderes sagen. Lo Duca erzählt überall herum, dass die Mafia ihn respektiert. Oder zumindest hat sie ihn bis gestern respektiert. Weißt du, warum er das sagt? Weißt du, wessen Freund er ist und von wem er beschützt wird?«
»Nein, Dottore. Aber ich werde versuchen, es herauszufinden.«
»Weißt du, wo diese Rennen stattfinden?«
»Die Orte wechseln von Mal zu Mal. Ich habe gehört, dass sie mal ein Rennen hinter der Villa Panseca veranstaltet haben…«
»Die von Pippo Panseca?«
»Genau die.«
»Aber so wie ich Panseca kenne…«
»Stimmt, Panseca macht da nicht mit. Er weiß wahrscheinlich nicht mal was davon. Er musste nämlich für zwei Wochen nach Rom, und in der Zeit hat der Aufseher das Gelände für eine Nacht an Prestia vermietet. Von dem Geld, das sie ihm bezahlt haben, hat er sich ein neues Auto gekauft. Ein anderes Mal haben sie's in der Gegend vom Crasto-Hügel gemacht. Normalerweise findet jede Woche eins statt.«
»Augenblick mal. Die machen das immer nachts?«
»Genau.«
»Und wie können die da sehen?«
»Die sind bestens ausgestattet. Man kennt das ja, wenn ein Film gedreht wird und die diese Generatoren dabeihaben. Mit den Generatoren, die die hier haben, kann man ein riesiges Gelände taghell erleuchten.«
»Aber wie kriegen die das hin, die Kunden über Ort und Zeit zu informieren?«
»Dottore, die Kunden, die wirklich zählen, die mit den richtig hohen Wetteinsätzen, das sind allerhöchstens dreißig, vierzig
Weitere Kostenlose Bücher