Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
kannte, habe ich gesagt, dass …«
    »Lassen wir es dabei bewenden, bitte.«
    »Livia, versuch doch zu verstehen. Wenn ich dir doch sage, dass es ein Missverständnis war! Außerdem rufst du nie im Büro an. Was wolltest du denn?«
    »Ich wollte dir sagen, dass du mich heute Abend anrufen sollst, weil ich etwas Wichtiges mit dir besprechen muss.«
    »Und was mache ich gerade? Ich rufe dich aus eigener Initiative an. Also, dann sag doch mal, was so wichtig ist.«
    »Heute Morgen, bevor ich ins Büro gegangen bin, hatte ich ein ewig langes Telefongespräch mit Beba. Sie ist sauer auf dich.«
    »Beba? Auf mich? Und weshalb?«
    »Sie sagt, du würdest Mimì schlecht behandeln.«
    »Und was hat Signor Augello seiner Beba erzählt?«
    »Willst du damit sagen, dass das nicht stimmt?«
    »Doch, es stimmt, in der letzten Zeit war er sehr gereizt, und ich hatte die ein oder andere Diskussion mit ihm, aber nichts Ernsthaftes … Ihn schlecht behandeln! Er ist es, der so unausstehlich geworden ist, und ich hatte mir in der Tat vorgenommen, dich zu fragen, ob Beba dir irgendetwas gesagt hat, was Mimìs Gereiztheit erklären würde.«
    »Und du kennst den Grund für diese Gereiztheit nicht?«
    »Ich versichere dir, nein.«
    »Hast du vergessen, dass du ihn letzten Monat x-mal zu nächtlichen Observationen verdonnert hast? Und dass du ihn auch weiterhin jede zweite Nacht dazu verdonnerst?«
    Montalbano saß mit offenem Mund da.
    Was erzählte Livia da für einen Blödsinn? Redete sie etwa im Wahn?
    Im vergangenen Monat hatten sie nur eine einzige nächtliche Observation durchgeführt, und die hatte Fazio übernommen.
    »Du sagst nichts dazu?«
    »Also, da war …«
    »Dann mach ich mal weiter. Neulich abends, zum Beispiel, ist Mimì mit erhöhter Temperatur nach Hause gekommen. Er war den ganzen Tag im Regen unterwegs, um eine Leiche in einem Müllsack zu bergen … Stimmt das oder stimmt das nicht?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Mimì, der Ärmste, hatte gerade fertig zu Abend gegessen und wollte sich ins Bett legen, aber dann hast du ihn angerufen und gezwungen, sich wieder anzuziehen, das Haus zu verlassen und die Nacht im Freien zu verbringen. Findest du das nicht ein bisschen sadistisch?«
    Was war da los? Warum erzählte Mimì Beba solche Lügengeschichten? Wie auch immer, das Beste war, Livia in dem Glauben zu lassen, dass das, was Mimì erzählte, der Wahrheit entsprach.
    »Komm schon, Livia, das war doch kein Sadismus. Tatsache ist, dass ich nur wenig Leute zur Verfügung habe, die mein vollstes Vertrauen besitzen … Jedenfalls kannst du Beba beruhigen. Sag ihr, sie soll noch ein bisschen Geduld haben. Und sobald neues Personal eingetroffen ist, werde ich Mimì nicht mehr so häufig beanspruchen.«
    »Versprichst du’s mir?«
    »Sicher.«
    Dieses Mal endete das Gespräch ohne großes Theater. Denn auf alles, was Livia sagte, antwortete er immer nur mit Ja, wie ein Roboter.
    Nach dem Gespräch mit Livia fehlte ihm die Kraft für jede weitere Bewegung. Er blieb noch eine Weile neben dem Tisch stehen, die Hand immer noch auf dem Hörer. Wie ausgestopft, völlig benommen. Dann ging er mit schlurfenden Schritten auf die Veranda hinaus und setzte sich. Unglücklicherweise gab es für Mimìs Lügen nur eine mögliche Erklärung. Es war ja bekannt, dass Augello weder Karten spielte noch trank noch schlechten Umgang hatte. Er hatte nur ein Laster, sofern es denn ein Laster war. Ganz sicher war es so, dass Mimì es nach zwei Jahren Ehe satthatte, sich jeden Abend aufs Neue mit derselben Frau ins Bett zu legen, und so war er wieder ins alte Fahrwasser geraten. Vor seiner Ehe mit Beba war Mimì mit den Frauen stets nach der Regel verfahren: mitnehmen, was geht, ohne Rücksicht auf Verluste. Jetzt war klar, dass er zu seinen alten Gewohnheiten zurückgekehrt war. Das Alibi, das er seiner Frau Beba gegenüber gefunden hatte, um die Nächte außer Haus zu verbringen, war perfekt. Allerdings hatte er nicht bedacht, dass Beba darüber mit Livia sprechen würde und die wiederum mit ihm. Doch da war noch ein weiteres Aber. Warum war Mimì so gereizt? Warum war er so wütend auf alle? Früher tauchte Mimì, nachdem er mit einer Frau zusammen gewesen war, im Kommissariat immer selig und zufrieden auf, wie ein schnurrender Kater, der gerade sein Futter bekommen hatte. Diese neue Beziehung dagegen belastete ihn ganz offensichtlich, er nahm sie nicht auf die leichte Schulter. Lag es etwa daran, dass er – im Unterschied zu früher, als er

Weitere Kostenlose Bücher