Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache
nämlich nicht weiter wichtig wäre und daher auch nicht fürchterlich dringlich und dass er dann noch einmal wieder anruft.«
Fabio Giacchetti, der Bankdirektor, der frischgebackene Papa. Was der ihm wohl zu erzählen hatte?
»Wenn er sich meldet, stell ihn durch.«
»Ah, Dottori, fast hätte ich’s ja schon vergessen gehabt. Fazio rief an, der sagte, dass ich Ihnen sagen soll, dass er erfahren hat, wann man ihn ins Krankenhaus einliefern wird.«
»Fazio muss ins Krankenhaus?«, fragte Montalbano alarmiert.
»Nein, Dottori, keine Besorgung, vielleicht habe ich mich jetzt vertan. Ich versuch’s nochmal, aber Sie müssen schon ein bisschen Geduld haben. Also, Fazio sagte, ich soll Ihnen sagen, dass er erfahren hat, wann man ihn, der aber nicht er selbst ist, nämlich Fazio, ins Krankenhaus gebracht hat.«
Endlich begriff er: Fazio hatte das Datum in Erfahrung gebracht, an dem man Balduccio Sinagra in die Klinik eingeliefert hatte.
»Und wann war das?«
»Dottori, er sagte, wie es folgendermaßen folgt, dass es der dritte September war.«
Treffer. Also hatte Don Balduccio durchaus die Zeit gehabt, alle möglichen Anweisungen für alle möglichen Morde zu erteilen. Aber wieso waren die von der Antimafia nicht zu dem gleichen Schluss gekommen wie er?
Warum hatten sie das, was sie von der Drogenfahndung erfahren hatten, für eine zuverlässige Information gehalten? Warum waren sie davon überzeugt, dass in dem anonymen Brief nicht die Wahrheit stand? Oder hatten sie Ermittlungen durchgeführt, die geheim bleiben sollten?
»Montalbano? Hier ist Macannuco.«
»Ciao. Erzähl. Hat’s geklappt?«
»Ja.«
»Ja, und?«
»Zuerst muss ich dich etwas fragen.«
Der Stimme nach wirkte er niedergeschlagen. Vielleicht war ja etwas schiefgelaufen. Oder er hatte Probleme mit irgendeinem Vorgesetzten.
»Also dann, frag.«
»Kannst du mir innerhalb der nächsten Stunde die Kopie des Durchsuchungsbeschlusses zukommen lassen?«
»Innerhalb der nächsten Stunde? Ich versuch’s.«
»Kümmer dich sofort darum, ich bitte dich inständig.«
»Du brauchst Rückendeckung, wie?«
»Ja. Ich kann doch dem Staatsanwalt hier, der im Übrigen ein ziemlicher Korinthenkacker ist, nicht sagen, dass ich völlig unrechtmäßig in dieses Apartment in der Via Gerace eingedrungen bin.«
»Aber warum musst du es ihm überhaupt sagen?«
»Weil es eben so ist.«
Vielleicht hatte ihn jemand gesehen, als er die Tür aufgebrochen hatte. Wäre doch amüsant gewesen, wenn die Carabinieri ihn verhaftet hätten!
»Bist du denn selbst da hingegangen?«
»Natürlich. Ohne Durchsuchungsbeschluss musste ich ja schließlich die Verantwortung dafür übernehmen. Schick mir den Beschluss, und später erzähle ich dir alles. Aber jetzt muss ich erst dem Staatsanwalt Bericht erstatten von dem Ganzen.«
»In Ordnung, aber habt ihr denn Fotos gemacht? Und kannst du mir die schon mal schicken?«
»Es sind vier Fotos, und sie müssten jeden Augenblick bei dir ankommen. Ciao, bis bald.«
Als Fazio wieder auftauchte, hatte Montalbano bereits mit dem Ermittlungsrichter Tommaseo gesprochen, ihm von Alfanos Verschwinden erzählt, den Durchsuchungsbeschluss erhalten und diesen von Montelusa aus per Fax an Macannuco geschickt.
Fazio sah betreten aus.
»Was gibt’s denn?«
»Es gibt, dass es ihn jetzt doch gibt.«
»Wäre es möglich, dass du dich ein bisschen klarer ausdrückst?«
»Ich habe die Daten von Giovanni Alfano, die Signora Dolores mir gegeben hat, mit denen der vermissten Personen abgeglichen. Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen gesagt hatte, es gäbe niemand mit den Daten des Toten vom Critaru?«
»Ich erinnere mich, ja.«
»Na, jetzt gibt es da jemanden, dessen Daten mit denen von Alfano übereinstimmen, und zwar in allem: Alter, Größe, mutmaßliches Gewicht.«
Jetzt machte auch Montalbano ein betretenes Gesicht.
Und während sie sich ansahen, flog die Tür mit einem solchen Knall auf, dass man dachte, eine Bombe wäre explodiert. Montalbano und Fazio fluchten im Chor, Catarella blieb nachdenklich an der Tür stehen.
»Und warum kommst du jetzt nicht herein?«
»Ich habe gerade darüber nachgedacht, Dottori, dass es ganz vielleicht möglicherweise besser wäre, mit den Füßen anzuklopfen, weil mir doch immer die Hand ausrutscht.«
»Nein, du musst es ganz anders machen, und ich sage dir auch, wie: Wenn du vor der Tür stehst, dann klopfst du nicht, sondern ziehst den Revolver und schießt einmal in die Luft. Das macht mit
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