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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Montalbano sich wieder ins Auto, und keine fünf Minuten danach sah er das Hinweisschild nach Palmi. Dann hatte Dolores bestimmt diese Straße statt der Autobahn genommen. Und plötzlich tauchte vor ihm die Abzweigung zum Lido von Palmi auf.
    Jesses, der war ja nur vier Kilometer von der Via Gerace entfernt! Da konnte man ja zu Fuß hinlaufen! Nachdem er die Abfahrt genommen hatte, sah er etwa hundert Meter weiter auf der rechten Seite ein Motel. Wenn Dolores den Unfall genau an der Abfahrt hatte, lag die Vermutung nahe, dass es exakt dieses Motel war.
    Er parkte, stieg aus und ging zur Bar-Rezeption. Niemand war da, sogar die Espressomaschine war abgeschaltet.
    »Ist da jemand?«
    Hinter einem Perlenvorhang, der eine Tür auf der linken Seite verbarg, antwortete eine Stimme:
    »Ich komme.«
    Ein Mann in den Fünfzigern tauchte auf. Er hatte kein einziges Haar auf dem Kopf, selbst wenn man es ihm mit Gold hätte bezahlen wollen. Er war untersetzt, dick, rotgesichtig und sympathisch.
    »Sie wünschen?«
    »Ich bin Dottore Lojacono von der Versicherung. Ich brauche freundlicherweise ein paar Informationen. Und wer sind Sie bitte?«
    »Ich heiße Rocco Sudano, ich bin der Eigentümer, aber im Augenblick haben wir keine Saison, und da kümmere ich mich um fast alles selbst.«
    »Hören Sie, war das Motel am vierten September in Betrieb?«
    »Ganz sicher. War ja noch Hauptsaison.«
    »Waren Sie da?«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich, ob an dem Morgen des bewussten Tages eine Frau zu Ihnen kam, braune Haare, wunderschön, die einen Unfall genau an der Abfahrt gehabt hatte?«
    Rocco Sudanos Augen fingen an zu leuchten, selbst sein Billardkugelkopf glänzte, als hätte sich im Inneren eine kleine Glühbirne erhellt. Sein Mund verzog sich zu einem zufriedenen breiten Lächeln.
    »Aber sicher doch! Wie könnte ich das denn vergessen? Signora Dolores!«
    Und dann, mit einem Schlag, voller Sorge:
    »Ist ihr was passiert?«
    »Nein, gar nicht. Wie ich Ihnen ja schon sagte, bin ich von der Versicherung. Es geht um den Unfall, den sie mit dem Auto hatte, verstehen Sie?«
    »Sicher.«
    »Also, erinnern Sie sich noch daran, was Signora Dolores den Tag über so gemacht hat?«
    »Na ja, schon. Frauen wie sie sieht man ja nicht so häufig, nicht einmal in der Hauptsaison! Zuerst hat sie sich an die zwei Stunden auf ihrem Zimmer ausgeruht. Ihr war zwar nichts passiert, aber der Schreck saß ihr noch ganz schön in den Gliedern. Ich selbst habe ihr einen Kamillentee gebracht, sie lag im Bett …«
    Mit verträumtem Blick verlor er sich in der Erinnerung, und ohne es zu merken, fing er an, sich die Lippen zu lecken. Montalbano weckte ihn auf.
    »Erinnern Sie sich noch, um welche Uhrzeit sie angekommen war?«
    »So gegen zehn, halb elf.«
    »Und was hat sie dann gemacht?«
    »Sie hat in unserem Restaurant gegessen, das zu der Zeit geöffnet war, weil Hauptsaison war. Dann ist sie heruntergekommen und hat mir gesagt, sie wolle ans Meer. Ich habe sie erst am Abend wiedergesehen, aber sie hat nichts gegessen, sie ist auf ihr Zimmer gegangen. Am nächsten Morgen um sieben hat Silvestre, der Automechaniker, ihr das Auto zurückgebracht. Signora Dolores hat bezahlt und ist dann abgefahren.«
    »Noch eine letzte Frage. Zwischen dem Lido von Palmi und Gioia Tauro, gibt es da, was weiß ich, Autobusse, die zwischen den beiden Orten verkehren?«
    »Ja, während der Hauptsaison. Da gibt es natürlich verschiedene Verbindungen, abgesehen von denen nach Gioia Tauro und Palmi.«
    »Also gab es die auch noch am vierten September, oder?«
    »Hier in der Gegend geht die Hauptsaison bis Ende September.«
    Montalbano sah auf die Uhr. Es war nach fünf.
    »Hören Sie, Signor Sudano, ich würde mich gern ein Stündchen ausruhen. Haben Sie ein freies Zimmer?«
    »Sie können sich eins aussuchen. Die Saison ist ja vorbei.«

Fünfzehn
    Er fiel in einen bleiernen Schlaf. Als er nach vier Stunden wieder aufwachte, rief er Fazio auf dem Handy an.
    »Ich schaffe es nicht, bis heute Abend zurück zu sein. Wir sehen uns dann morgen früh im Kommissariat.«
    »In Ordnung, Dottore.«
    »Hast du mit dem Freund von Alfano gesprochen?«
    »Ja, Dottore.«
    »Hat er dir irgendwas Interessantes gesagt?«
    »Ja.«
    Es musste wohl etwas sehr Interessantes gewesen sein, da Fazio sich jedes Detail einzeln aus der Nase ziehen ließ. Jedes Mal wenn er ihm etwas für eine Ermittlung Entscheidendes sagen sollte, tat Fazio so, als müsse er die Wörter mit der Tropfpipette

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