Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache
Portiersloge. Ich treffe Sie dann dort.«
Er schloss das Törchen, stieg ins Auto, fuhr um den Wohnblock, parkte vor dem Haupteingang, stieg aus, ging vier Stufen hoch, trat ein und stand der Hausmeisterin gegenüber, die sich gerade aus dem Aufzug herauswand und dabei Brust und Bauch so weit einzog, wie es ging. Kaum war sie draußen, füllte sich der Ballon wieder.
»Also?«, fragte sie angriffslustig.
»Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen über die Eheleute Alfano stellen.«
»Schon wieder? Muss das sein? Immer noch diese lästige Angelegenheit? Was sind Sie denn bei der Polizei?«
»Ich bin Commissario.«
»Ah! Können Sie dann nicht Ihren Kollegen Macannuco fragen, statt mir hier auf die Nerven zu gehen? Muss ich diese Geschichte denn vor sämtlichen Polizeikommissaren des Königreichs wiederkäuen?«
Montalbano fing an, Gefallen an der Sache zu finden.
»Republik, Signora.«
»Nie und nimmer! Diese Scheißrepublik erkenne ich nicht an, ich bin Monarchistin und als Monarchistin werde ich sterben!«
Montalbanos Miene wechselte von belustigt zu verschwörerisch, er schaute sich nach allen Richtungen um, beugte sich zu dem Ballon hinunter und senkte die Stimme:
»Ich bin auch Monarchist, Signora. Aber das darf ich natürlich nicht offen sagen, sonst ist es vorbei mit meiner Karriere.«
»Ich heiße Esterina Trippodo«, sagte der Ballon und reichte ihm ein puppenkleines Händchen. »Kommen Sie mit.«
Sie gingen ein paar Treppenstufen hinunter und betraten eine Wohnung, die beinahe so klein war wie die der Alfanos. An der rechten Wand der winzigen Diele hing ein Bild von Vittorio Emanuele III. mit einem brennenden Lämpchen darunter. Daneben, ebenfalls mit einem brennenden Lichtchen, ein Foto seines Sohnes Umberto, der einen knappen Monat lang König war. Der Commissario erinnerte sich nicht mehr genau. An der linken Wand hing, ohne ein Lichtchen darunter, das Foto eines anderen Vittorio Emanuele, des Sohnes von Umberto, der Schlagzeilen machte, weil ihm einmal ein tödlicher Schuss aus dem Lauf glitt. Montalbano betrachtete ihn voller Bewunderung.
»Ohne Zweifel, ein schöner Mann«, sagte er, ohne sich im Geringsten zu schämen. Montalbano, dieser große Heuchler.
Esterina Trippodo setzte ihre Lippen auf ihren Zeigefinger und sandte den Kuss an die Fotografie.
»Kommen Sie, kommen Sie, nehmen Sie doch Platz.«
Die Wohnküche war etwas größer als die der Alfanos.
»Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, fragte Esterina.
»Danke, gerne.«
Während Signora Esterina mit der neapolitanischen Kaffeemaschine herumhantierte, fragte Montalbano:
»Kennen Sie die Alfanos?«
»Sicher.«
»Haben Sie sie gesehen, als sie das letzte Mal am dritten und vierten September hier waren?«
Esterina legte los mit ihrem Monolog.
»Nein. Aber sie waren hier. Er, der ein echter Gentleman ist, hatte mich angerufen und mich gebeten, einen Strauß Rosen zu kaufen und sie vor die Wohnungstür zu legen, weil sie am frühen Nachmittag ankommen würden. Darum hatte er mich auch schon andere Male gebeten. Doch abends lag der Strauß immer noch vor der Tür. Am nächsten Tag bin ich am späten Vormittag vorbeigegangen, um das Geld für die Rosen abzuholen, da war der Strauß nicht mehr da, aber keiner hat mir geöffnet. Sie waren abgefahren. Da habe ich das Törchen aufgemacht, ich habe nur diesen Schlüssel, um die Mülltonne zu leeren, dafür bin ich nämlich zuständig, aber drinnen lag nur eine Spritze voller Blut, nicht einmal in einem Umschlag, in ein Stück Papier gewickelt, nichts! Einfach weggeworfen! Eine Schweinerei! Ein Glück, dass ich die Handschuhe bei mir hatte! Wer weiß, was für eine Schweinerei diese Topsau von Scheißrepublikanerin da angestellt hat!«
»Haben Sie diese Sache auch meinem Kollegen Macannuco erzählt?«
»Nein, warum sollte ich? Der ist ja keiner von uns wie Sie!«
»Und hat man Ihnen denn die Rosen bezahlt?«
»Ich fasse mich in Geduld und hoffe!«
»Wenn ich mir erlauben darf …«, sagte Montalbano und griff mit einer Hand in seine Brieftasche.
Signora Trippodo erlaubte es ihm großzügig.
»Ich habe unter dem Schränkchen in der Diele eine Stromrechnung gesehen.«
»Wenn Rechnungen kommen, schiebe ich sie ihnen einfach unter der Tür durch. Offensichtlich hat sie die nicht mitgenommen und bezahlt.«
Und auf alle weiteren Fragen antwortete sie im Namen der gemeinsamen monarchistischen Überzeugung mit ausführlichen Einzelheiten.
Eine halbe Stunde später setzte
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