Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
was ich von dir als Gegenleistung dafür fordere, dass ich dir die Lösung in einem schwierigen Fall geliefert habe. Nimm dir alles Verdienst und entlohn mich dafür mit dem Stillschweigen über meinen Namen. Ich schicke dir diesen Brief per Fax an die Privatnummer, die du mir angegeben hast.
    Bitte ruf mich nicht im Kommissariat an, sondern zu Hause. Am besten abends nach zehn.
    Ich umarme dich,
    Salvo
    Ist das ein aufrichtiger Brief?, fragte er sich, als er ihn noch einmal durchlas.
    Ist das ein unaufrichtiger Brief?, fragte er sich, als er ihn zum zweiten Mal durchlas.
    Es ist ein Brief, der seinen Zweck erfüllt, sonst nichts, sagte er sich am Ende, als er sich auszog, um schlafen zu gehen.
    Am folgenden Abend um zehn kam Macannucos erster Anruf.
    »Montalbano? Heute Morgen haben die von der Spurensicherung bei mir angerufen.«
    »Und?«
    »Du hast voll ins Schwarze getroffen. Das Blut auf dem Boden der Mülltonne ist identisch mit dem im Waschbecken.«
    »Du hast ins Schwarze getroffen, Macannù. Meinen Glückwunsch.«
    Am folgenden Abend rief Macannuco wieder an.
    »Ich habe den Brief erhalten und ihn an du weißt schon wen abgeschickt.«
    Am dritten Abend, nachdem er den entscheidenden Schachzug gemacht hatte, konnte er vor lauter Nervosität kein Auge zumachen. Er war nicht mehr in dem Alter, in dem man eine derartige Anspannung einfach so wegsteckte. Als die Sonne aufging, sah sich Montalbano mit einem wolkenlosen, kalten, leuchtenden Dezembertag konfrontiert. Er wusste, dass er weder Lust hatte, ins Kommissariat zu gehen, noch zu Hause zu bleiben. Cosimo Lauricella, der Fischer, war in der Nähe mit seinem Boot beschäftigt. Da kam ihm ein Gedanke.
    »Cosimo!«, rief er ihm vom Fenster zu. »Kann ich mit dir rausfahren?«
    »Aber ich bin bis zum Nachmittag draußen!«
    »Kein Problem.«
    Zwar fing er selbst keinen einzigen Fisch, doch für seine Nerven war es besser als ein vierwöchiger Aufenthalt in einer Spezialklinik. Der sehnsüchtig erwartete Anruf von Macannuco kam zwei Tage später, als Montalbanos Bart bereits lang war, das Hemd einen schmierigen Kragenrand hatte, weil er es nicht mehr gewechselt hatte, und seine Augen so blutunterlaufen waren, dass er aussah wie ein Monster aus einem Science-Fiction-Film. Mimì stand ihm in nichts nach, mit langem Bart, roten Augen, die Haare zu Berge stehend, dass er aussah wie die Bleistiftwerbung von Presbitero. Catarella war darüber so erschrocken, dass er Angst hatte, sie anzusprechen, und wenn er sie vorbeikommen sah, bückte er sich bis zum Boden hinunter.
    »Vor einer halben Stunde haben wir einen Anruf von Dolores bei Signora Trippodo mitgehört, die ihre Rolle hervorragend gespielt hat.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat nur gesagt: ›Kann ich Sie morgen gegen drei Uhr nachmittags besuchen?.‹ Und die Trippodo hat geantwortet: ›Ich erwarte Sie.‹ Und wir werden auch da sein und auf sie warten.«
    »Sobald du sie verhaftet hast, rufst du mich im Kommissariat an. Ach ja, hör mal, im Zusammenhang mit der Spritze ist mir noch eine Idee gekommen …«
    Macannuco zeigte sich begeistert. Doch Montalbano interessierte nicht so sehr, wie die Sache mit Dolores ausging, für ihn war die Hauptsache, dass Mimì aus der Sache herausgehalten wurde. Er musste verschwinden, für die nächsten vierundzwanzig Stunden beschäftigt werden. Er rief Fazio an.
    »Fazio? Entschuldige, dass ich dich zu Hause störe, aber du musst schnell zu mir nach Marinella kommen.«
    »Sofort, Dottore.«
    Als Fazio voller Neugier und Besorgnis ankam, traf er auf einen frisch rasierten Montalbano, im neuen Hemd, geschniegelt und gestriegelt. Der Commissario ließ ihn Platz nehmen und fragte:
    »Nimmst du einen Whisky?«
    »Ehrlich gesagt, bin ich nicht daran gewöhnt.«
    »Es ist besser, wenn du einen nimmst, glaub mir.«
    Folgsam goss Fazio sich zwei Fingerbreit ein.
    »Jetzt erzähle ich dir eine Geschichte«, fing Montalbano an, »aber es ist besser, wenn du die Flasche in Reichweite behältst.«
    Als er zu Ende erzählt hatte, hatte Fazio ein Viertel der ganz neuen Flasche ausgetrunken. In der halben Stunde, in der Montalbano geredet hatte, sagte Fazio fünfmal nur ein einziges Wort:
    »Minchia!« O Scheiße!
    Doch sein Gesicht wechselte wiederholt die Farbe: Zuerst war es rot, dann totenbleich, dann violett, dann ein Gemisch aus allem.
    »Daher wirst du«, sagte der Commissario abschließend, »morgen früh, sobald Mimì ins Büro kommt, zu ihm sagen, dir wäre in der Nacht eine

Weitere Kostenlose Bücher