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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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lässt mich bis halb zwölf warten. Kaum fangen wir an zu reden, wird er gerufen. Fünf Minuten später kommt er wieder und sagt, es täte ihm leid, aber wir müssten unser Gespräch auf ein Uhr verschieben. Ich mache einen Spaziergang durch Montelusa und bin um eins wieder da. Er wartet in seinem Büro auf mich. Ich informiere ihn über den Stand der Ermittlungen und sage ihm, dass sämtliche Indizien auf Balduccio Sinagra hindeuten. Und weißt du, was er tut? Er kichert und sagt mir, dass das kalter Kaffee für sie wäre. Sie hätten einen anonymen Brief erhalten, in dem Balduccio beschuldigt wurde, einen Kurier umgebracht zu haben, der die Drogen selbst verkaufte. Daraufhin hätten sie ermittelt und wären zu dem Schluss gekommen, dass Balduccio mit der Sache nichts zu tun hätte, weil es sich um ein Ablenkungsmanöver handelte. Arschloch! Außerdem, so sagte er, hätte man die Leiche des Kuriers nicht gefunden. Jetzt aber schon, habe ich gesagt, und sie hat auch einen Namen: Giovanni Alfano. Und weißt du, was er mir darauf sagte?«
    »Mimì, wenn du’s mir nicht verrätst …«
    »Dass Balduccio es nicht gewesen sein kann, weil Balduccio ein Interesse daran hatte, dass er am Leben blieb. Und dann hat er mir irgendwas von einem Brief angedeutet, den Alfano einem Typen in Villa San Giovanni hätte überbringen sollen …«
    »Hat er dir gesagt, wie sie von diesem Brief erfahren haben?«
    »Ja, das war eine Falle der Drogenfahndung. Sie hatten es so hingedeichselt, dass Balduccio gezwungen war, sich mit besagtem Typen in Verbindung zu setzen. Sie haben auf die Übergabe des Briefes gewartet, weil sie damit Balduccio am Arsch gehabt hätten. Doch weil er nicht angekommen ist, gehen sie davon aus, dass Balduccio mit der Ermordung nichts zu tun hat. Ehrlich gesagt, bin ich bei dieser Geschichte nicht so ganz mitgekommen.«
    »Ich auch nicht. Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich werde das so nicht hinnehmen, Salvo. Ich bin mir sicher, verstehst du, ich bin mir absolut sicher, dass es Balduccio war«, wiederholte Mimì wie ein Besessener.
    Der Arme, so weit hatte Dolores ihn also gebracht! Hier handelte es sich ganz eindeutig um Täuschung eines Unzurechnungsfähigen. Sie musste ihn pausenlos bearbeitet haben und ihm keine Ruhe lassen.
    »Als du Signora Alfano vernommen hast, hast du sie da gefragt, ob ihr Mann ihr erzählt hat, wie sein Vater Filippo umgebracht worden ist?«
    »Ja. Sie sagte mir, Giovanni hat ihr erzählt, dass Balduccio ihn mit einem Genickschuss hat töten lassen.«
    »Und das war alles?«
    Mimì wirkte ein bisschen verdattert.
    »Ja. Ein Schuss und das war’s. Warum?«
    Montalbano hielt es für besser, nicht gleich zu antworten.
    »Warum ist Giovanni eigentlich nicht gegen Balduccio vorgegangen, wenn er wusste, dass er der Verantwortliche für die Ermordung war?«
    »Dol… Signora Alfano sagt, dass Balduccio viel für Giovanni getan und ihn angefleht hat, ihm zu verzeihen, und am Ende wäre es ihm auch gelungen.«
    »Darf ich dir einen Rat geben?«
    »Natürlich.«
    »Frag Signora Alfano mal, ob sie sich an den Namen irgendeiner kolumbianischen Zeitung aus dieser Zeit erinnert. Dann nimmst du via Mail Kontakt mit dem Archiv dieser Zeitung auf und lässt dir die Artikel über den Mordfall schicken. Vielleicht kommt ja etwas Brauchbares dabei herum.«
    »Das ist in der Tat eine gute Idee! Vorher spreche ich mit Dol… mit Signora Alfano, und dann setze ich Catarella auf die Sache an.«
    »Catarella vielleicht nicht unbedingt«, sagte Montalbano geistesgegenwärtig. »Alle, die ins Kommissariat kommen, gehen an seiner Pförtnerloge vorbei, das wäre zu heikel. Warum machst du die Suchaktion nicht einfach von zu Hause aus, mit deinem Computer?«
    »Da hast du recht, Salvo.«
    Und er schoss hinaus. Dolores würde ihn eine Weile zappeln lassen, bevor sie dann so tun würde, als erinnerte sie sich wieder an den Namen einer Zeitung von vor zwanzig Jahren. Inzwischen aber wäre Mimì vollauf mit dieser Recherche beschäftigt. Denn es war wichtig, dass er in den kommenden drei oder vier Tagen keine Geistesblitze in Bezug auf Balduccio hatte.
    Adelina hatte etwas ganz Besonderes für ihn zubereitet. Vier Scheiben frischen Thunfisch vom Grill, nicht zu sehr durch, mit geschälten kleinen Krabben als Beilage, und das Ganze mit einer Salmoriglio-Soße angemacht. Nachdem der Leib zufriedengestellt war und damit auch die Seele, setzte er sich an den Tisch und begann zu schreiben.
    Lieber Macannuco,
    da ich

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