Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels
wirklich übertrieben. Komm jetzt zur Sache.«
»Zur Sache werd ich bestimmt noch kommen mit ihr. Ich könnte mir sogar vorstellen …«
Dabei kicherte er in sich hinein, dieser Idiot! Montalbano durfte ihn nicht weiterreden lassen, sonst würde er ihm noch alles Mögliche an den Kopf werfen.
»Was hat sie sich ausgedacht?«
»Die Vanna hat gestern aufgetankt, und deshalb meint Laura, ich könnte mit ihr zusammen an Bord gehen und den Treibstoff überprüfen.«
»Ich versteh nicht.«
»Ich würde behaupten, dass ich im Auftrag der Ölfirma käme, weil Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden, Rückstände im Diesel, die das Funktionieren der Motoren beeinträchtigen könnten. Das wäre der Vorwand für mein Auftauchen.«
»Und wenn sie dich nur mit dem Maschinisten sprechen lassen?«
»Das hält Laura für ausgeschlossen. Sie ist überzeugt, dass die Besitzerin sich sofort einschalten wird, wenn es um Motoren geht.«
»Aber hast du denn eine Ahnung von Treibstoff?«
»Bis heute früh nicht die geringste. Beim Mittagessen hat Laura mir dann ein paar Grundbegriffe beigebracht. Am Nachmittag haben wir mit einem echten Fachmann gesprochen, und heute Abend kommt Laura zu mir nach Hause und …«
Montalbano konnte sich nicht länger beherrschen und knallte den Hörer auf die Gabel. Er sprang auf und fing an, wie ein Berserker fluchend seinen Schreibtisch zu umrunden.
Laura bei Mimì zu Hause! Die beiden ganz allein!
Noch dazu hatte er Laura gesagt, dass Mimì ein Frauenschwarm war! Das hatte anscheinend genügt, um ihre Neugier zu wecken und sie in Versuchung zu führen, selbst auszutesten, ob …
Nein, er durfte sich das nicht weiter ausmalen, sonst war es um seinen Seelenfrieden geschehen!
Er verfluchte den Augenblick, als er auf die Idee verfallen war, Mimì auf die Giovannini anzusetzen.
Und warum war er jetzt so verzweifelt? Schließlich hatte er die Sache selbst eingefädelt! Die Idee war auf seinem eigenen Mist gewachsen. Was war er doch für ein ausgemachter Trottel! Er hatte Laura seinem Kollegen Mimì höchstpersönlich und aus freien Stücken auf dem Silbertablett serviert!
Neun
Auf dem Weg nach Marinella lieferte er sich eine wilde Jagd mit einem Autofahrer, der ihn beim Überholen derart geschnitten hatte, dass er fast im Straßengraben gelandet wäre. Außer sich vor Wut verfolgte er ihn, blockierte mit seinem quer stehenden Wagen die Fahrbahn und zwang ihn damit zum Anhalten.
Fuchsteufelswild und mit weit aufgerissenen Augen stieg er aus und stürmte mit wüsten Beschimpfungen auf seinen Gegner los.
Als der ihn auf sich zukommen sah, legte er kurz den Rückwärtsgang ein, gab dann Gas und fuhr im Bogen um ihn herum, während Montalbano versuchte, ihn mit bloßen Händen aufzuhalten, und dabei fast unter die Räder gekommen wäre.
Es stimmte schon, er hatte sich wie der Prototyp eines italienischen Autofahrers verhalten. Aber statt sich dafür zu schämen, rechtfertigte er sich damit, dass er auf diese Weise wenigstens seine Wut abreagiert hatte.
Als er die Haustür aufschloss, klingelte das Telefon.
Er ging ran, weil er sich ziemlich sicher war, der Anruf käme aus dem Kommissariat.
»Pronto?«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie zu Hause störe«, sagte eine salbungsvolle Stimme, »aber da ich nichts mehr von Ihnen gehört habe …«
Wer war das? Er erkannte die Stimme nicht, obwohl sie ihm sehr vertraut vorkam.
»Verzeihung, worum ging es?«
»Um Ihr Kind natürlich!«
»Ich glaube, Sie haben sich verwählt. Hier ist nicht der Kindergarten!«
»Spreche ich denn nicht mit Commissario Montalbano?«
»Doch, doch.«
»Ich wollte wissen, wie es Ihrem Kleinen geht, Ihrem Sohn … wie heißt er noch mal?«
Ach du Schande! Es war diese Nervensäge Lattes, dem er diese Lüge mit dem kranken Kind aufgetischt hatte. Welchen Namen hatte er ihm bloß genannt? Das Beste war wohl, er legte sich nicht fest.
»Es ist eine leichte Besserung eingetreten, Dottore, danke. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie nicht sofort erkannt habe, aber wissen Sie, ich bin im Augenblick so durcheinander vor Kummer und Sorge …«
»Das verstehe ich sehr gut, Dottor Montalbano. Nehmen Sie meine herzlichsten Genesungswünsche entgegen. Hoffen wir, dass die Madonna … Und bitte, halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Das werde ich ganz bestimmt.«
»Und was den Aktenabgleich betrifft …«
Montalbano drückte auf die Gabel. Im Moment war der Aktenabgleich das Letzte, was ihn interessierte.
Er hatte noch
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