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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nicht einmal seine Jacke ausgezogen, als es wieder klingelte. Das war bestimmt noch mal Lattes, der dachte, die Leitung wäre plötzlich tot gewesen.
    Montalbano gab sich einen Ruck und beschloss, eine derart dramatische Szene hinzulegen, dass er vor diesem Quälgeist eine Zeitlang Ruhe hatte.
    Er griff zum Hörer.
    »Was fällt Ihnen eigentlich ein?!«, donnerte er los. »Mein geliebtes Kind, mein Ein und Alles, liegt im Krankenhaus und ringt mit dem Tod, und Sie kommen mir mit dem Aktenabgleich! Haben Sie denn gar kein Herz?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte völlige Stille. Vielleicht hatte er Lattes doch zu hart angepackt und sollte nun lieber ein wenig einlenken.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich ein bisschen laut geworden bin, aber Sie können vielleicht nachvollziehen, in welcher Verfassung ich bin. Mein armes Kind …«
    »Was soll dieses Theater?«, unterbrach ihn eine Frauenstimme, die er auf Anhieb erkannte.
    Livia!
    Er hatte das Gefühl, die Welt bricht zusammen.
    Er legte sofort auf. Er war verloren. Erledigt.
    Livia würde ihm niemals glauben, dass die Geschichte mit dem Kind ein ausgemachter Blödsinn und frei erfunden war.
    Wieder klingelte das Telefon.
    Nein, solange er dermaßen wirr im Kopf war, fühlte er sich nicht in der Lage, mit Livia zu sprechen. Er bückte sich und zog den Telefonstecker.
    Er fing an, sich auszuziehen, und ließ auf dem Weg zur Dusche die Kleidungsstücke einfach auf den Boden fallen.
    Er hatte das dringende Bedürfnis, Körper und Geist zu erfrischen.
    Als er aus der Dusche kam, stöpselte er das Telefon wieder ein. Jetzt fühlte er sich einer Konfrontation mit Livia gewachsen, ohne gleich an die Decke zu gehen. Er würde ihr schlicht und einfach die Wahrheit sagen. Und sie würde ihm glauben. Er wählte ihre Nummer.
    »Livia, bitte, hör mir zu. Ich schwöre dir, ich habe kein Kind.«
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, sagte Livia.
    Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Er fühlte sich regelrecht erleichtert. Damit war die Sache sehr viel einfacher.
    »Und wie kannst du da so sicher sein?«
    »Du wärest nicht fähig, es mir so lange zu verheimlichen. Wer, dachtest du, ist am Apparat?«
    »Dottor Lattes. Sieh mal, ich weiß nicht, ob ich es dir schon gesagt habe, aber er hat die fixe Idee, dass ich verheiratet bin und mindestens zwei Kinder habe. Ich habe es bisher nicht geschafft, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, also habe ich ihn in dem Glauben gelassen. Er wollte mich mit irgendwelchem bürokratischen Kram behelligen, und deshalb habe ich die Geschichte erfunden, dass eines meiner Kinder schwerkrank ist. Das ist alles.«
    »Das ist alles?«, wiederholte Livia frostig.
    »Ja.«
    »Und da schämst du dich nicht?«
    »Mein Gott, Livia. Wofür denn?«
    »Dass du deinem Kind eine schwere Krankheit andichtest, nur um …«
    »Was redest du denn da. Du hast doch vorhin selbst gesagt, dass dieses Kind gar nicht existiert!«
    »Darum geht es doch gar nicht. Für Lattes existiert es.«
    »Livia, jetzt spinnst du aber.«
    »Nein, mein Lieber! Ich finde es einfach schäbig von dir, ein krankes Kind vorzuschützen, um dich vor irgendeiner Arbeit zu drücken.«
    »Livia, überleg doch mal. Dieses Kind ist reine Erfindung.«
    »Aber es entlarvt deinen Charakter!«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Damit will ich sagen, dass du tausend andere Ausreden hättest finden können, nur ausgerechnet die nicht! Ich habe keine Kinder, aber so etwas wäre mir nicht im Traum eingefallen.«
    Vielleicht hatte Livia gar nicht so unrecht. Oder vielmehr: Sie hatte vollkommen recht. Auf Kosten kranker Kinder macht man keine Scherze, auch wenn diese Kinder nur in der Phantasie existieren. Aber diese Genugtuung wollte er ihr nicht gönnen.
    »Du hast es nötig, von Charakter zu sprechen.«
    »Wieso? Was habe ich denn getan?«
    »Du bist nicht zu meiner Beerdigung gekommen.«
    Livia verschlug es die Sprache.
    »Was … was redest du denn da? Bist du jetzt völlig verrückt geworden?«
    »Ich bin nicht verrückt geworden. Ich habe geträumt, ich wäre gestorben, und du wolltest von Boccadasse nicht hier runterkommen.«
    »Aber das war doch nur ein Traum!«
    »Na und? Dieses Kind ist doch auch ein reines Phantasieprodukt.«
    »O nein. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Du bist gestorben, und damit war’s für dich vorbei, während du dieses arme Kind leiden lässt und …«
    »Komm, hören wir auf damit. Weißt du, was ich mache? Morgen rufe ich Lattes an und kläre die

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