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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sagen könnten. Was glauben Sie denn, wie es passiert ist?«
    »Wie wohl? Der arme Ahmed wird, besoffen wie er war, einen falschen Schritt gemacht haben und ins Wasser gefallen sein. Dabei ist er kopfüber stecken geblieben. Er ist wohl ertrunken.«
    Montalbano enthielt sich jeden Kommentars.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte der Leutnant den Commissario.
    »Wenn die Dinge so gelaufen sind, wie der Käpt’n sagt, fällt die Sache nicht in meine Zuständigkeit, sondern in Ihre, Leutnant. Es handelt sich um ein Unglück im Hafenbereich. Sehen Sie das nicht auch so?«
    »Doch«, meinte der Leutnant widerwillig.
    Diesmal war er an der Reihe, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen. Und Signora Giovannini konnte ihre sofortige Abreise erst mal vergessen.
    Als Fazio den Commissario nach Marinella zurückfuhr, fragte er:
    »Meinen Sie wirklich, es war ein Unglück?«
    Montalbano antwortete mit einer Gegenfrage:
    »Kannst du mir erklären, warum der Kapitän der Vanna es für nötig befand, eine Taschenlampe mitzunehmen, wenn er nachsehen wollte, ob jemand am Kai war? Der Kai ist doch beleuchtet, oder?«
    »Natürlich. Warum hat er sie dann also mitgenommen?«
    »Um uns den Quatsch von der zufälligen Entdeckung der Leiche erzählen zu können. Ohne Taschenlampe hätte er die nie und nimmer erkennen können.«
    »Dann glauben Sie also nicht, dass es ein Unfall war.«
    »Natürlich nicht.«
    Fazio war baff.
    »Und warum haben Sie dann nicht …«
    »Weil es besser so ist. Pass mal auf. Lassen wir ihn im Glauben, wir hätten gefressen, was er uns aufgetischt hat. Die Leiche landet so oder so auf Pasquanos Seziertisch. Und den ruf ich morgen früh an.«
    Es war beinahe fünf Uhr, als er sich erneut auszog, doch an Schlaf war nicht mehr zu denken.
    Er stellte Kaffee auf, schenkte sich eine große Tasse ein und setzte sich mit einem Blatt Papier und einem Kugelschreiber an den Küchentisch.
    Wie hatten die Mörder wohl herausgefunden, dass der arme Maghrebiner eine Art fünfte Kolonne in ihrer Mitte war? Vielleicht war er unvorsichtig gewesen. Beispielsweise, als er sich zweimal hintereinander hatte festnehmen lassen.
    Während er darüber nachdachte, zog seine Hand Linien über das Blatt.
    Beim Betrachten stellte er fest, dass er versucht hatte, Laura zu porträtieren.
    Da er aber nicht zeichnen konnte, sah es wie das im Vollrausch hingeschmierte Werk eines schlechten Picasso-Epigonen aus.
    Gegen sechs Uhr überkam ihn trotz des Kaffees eine bleierne Müdigkeit, der er nicht widerstehen konnte. Er legte sich hin, doch nach drei Stunden weckten ihn Geräusche aus der Küche.
    »Adelina?«
    »Sind Sie wach? Dann bring ich Ihnen den Kaffee.«
    Während er seinen Espresso trank, fragte er sie:
    »Wie geht es dir? Sind die Kopfschmerzen weg?«
    »Jaja, Dottore.«
    Adelinas Kopfschmerzen waren für ihn ein Glücksfall gewesen. Hätte sie ihm das Abendessen zubereitet, wäre er nicht zu Enzo gegangen, hätte den Spaziergang auf die Mole nicht gemacht und Laura nicht getroffen.
    Um zehn ging er aus dem Haus. Kaum war er im Büro, griff er zum Hörer und rief Pasquano an.
    »Der Dottore ist bei der Arbeit und möchte nicht …«
    »Könnten Sie ihm etwas ausrichten?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sagen Sie ihm, der Berg ruft nach dem Propheten.«
    Der Telefonist stockte.
    »Aber … aber …«
    Der Commissario hatte kaum aufgelegt, als Mimì Augello hereinkam.
    Er wirkte ziemlich mitgenommen.
    »Anstrengende Nacht gehabt, Mimì?«, spöttelte Montalbano.
    »Ach, vergiss es.«
    »Dann hat es also nicht geklappt?«
    »In gewisser Weise …«
    »Hat sie dich abblitzen lassen?«
    »Ach was!«
    »Erzähl schon!«
    »Mal langsam, Salvo, bevor ich damit anfange, brauch ich erst mal einen doppelten Espresso. Ich hab Catarella schon losgeschickt.«
    »Und einen schönen Zabaione, damit du wieder zu Kräften kommst, nicht wahr? Du siehst ziemlich fertig aus.«
    Augello gab keine Antwort. Schweigend wartete er auf Catarella.
    Erst nach dem Kaffee fing er an zu sprechen.
    »Gestern Abend, ich glaub, ich hab’s schon am Telefon angedeutet, bin ich mit Livia essen gegangen.«
    Montalbano, in seine Gedanken an Laura versunken, sprang von seinem Stuhl auf.
    »Livia?«
    »Hast du vergessen, dass die Giovannini so heißt? Es war nicht deine Livia, keine Sorge. Also, ich geh mit ihr in ein Restaurant in Montelusa. Sie hat einiges verputzt und anderthalb Flaschen Wein getrunken. Bekomme ich die Kosten erstattet?«
    »Bist du nicht schon auf deine

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