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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Montalbano ein Balken auf den Kopf gefallen wäre, hätte es ihn weniger erschüttert.
    »Wa… wann? W… wo?«
    »Die war ja fies! Nachdem sie die ganze Nacht auf den Beinen gewesen war, hat sie mich um sechs Uhr morgens angerufen.«
    »Und ist sie … dann zu … zu dir … gekommen?«
    »Salvo, was ist los mit dir? Stotterst du jetzt? Nein, sie hat mich in die Hafenmeisterei bestellt.«
    Ding dang dong, ding dang dong.
    »Mimì! Mein lieber Freund!«, rief Montalbano, sprang auf und umarmte ihn. »Jetzt leg dich hin und sammle Kräfte für heute Nacht!«
    Fazio, der in dem Moment hereinkam, traf fast der Schlag.
    Was war mit dem Commissario los, dass er plötzlich jedem um den Hals fiel?
    »Was gibt’s?«, fragte ihn Montalbano, als Augello gegangen war.
    »Ich wollte Sie nur daran erinnern, dass Sie Dottor Pasquano anrufen wollten.«
    »Hab ich schon. Hältst du mich für so senil?«
    »Aber nein, Dottore! Ich wollte nicht …«
    »Sieh mal, was ich noch kann.«
    Und er sprang aus dem Stand auf den Schreibtisch.
    »Hopp!«
    Fazio riss die Augen auf. Klarer Fall, der Commissario brauchte dringend ärztliche Hilfe.
    »Ah Dottori! Da wäre … da ist … Dottor Pasguano ist am Apparat, und der …«
    »Den will ich sprechen.«
    »Montalbano, die Telefone hier funktionieren nicht, die Leitungen sind unterbrochen.«
    »Verzeihung, aber von wo rufen Sie mich dann an?«
    »Von einem beschissenen Handy. Aber ich telefoniere nicht gern lange mit diesen Dingern. Was wollen Sie vom Propheten?«
    »Hat man Ihnen einen Matrosen gebracht, der ins Wasser …«
    »Den hab ich mir gleich heute früh vorgenommen.«
    »Können Sie mir dazu was sagen?«
    »Nicht übers Handy. Wenn Sie in der nächsten halben Stunde kommen, warte ich auf Sie.«

Dreizehn
    Auf halber Strecke zwischen Vigàta und Montelusa standen zwei große Lkws und blockierten die Straße. Sie hatten an einer schmalen Stelle nicht aneinander vorbeigepasst. Nur Zweiräder konnten sich durchschlängeln.
    Die beiden Lkw-Fahrer waren offenbar alte Freunde, die sich schon eine Weile nicht gesehen hatten, denn sie waren aus ihren Wagen geklettert und unterhielten sich seelenruhig. Sie klopften einander lachend auf die Schultern und scherten sich nicht die Bohne darum, dass der Verkehr zum Erliegen gekommen war. Hinter dem Commissario, der ganz vorne stand, hatte sich in Richtung Montelusa eine lange Schlange hupender Fahrzeuge gebildet.
    Normalerweise hätte auch Montalbano wie verrückt gehupt und geflucht, wäre ausgestiegen und hätte sich tierisch aufgeregt. Jetzt aber blieb er ruhig sitzen, mit einem etwas einfältigen Lächeln auf den Lippen, und wartete geduldig, dass die Lkws sich wieder in Bewegung setzten, sobald den Fahrern danach war.
    Ding dang dong.
    Und wie kam es bloß, dass auch Dottor Pasquano so gut gelaunt war?
    Er hatte Montalbano begrüßt und ihm einen Stuhl angeboten, ohne ihm – wie sonst – ein Schimpfwort oder eine Beleidigung entgegenzuschleudern. Bestimmt hatte er am Abend zuvor in seinem Klub beim Poker gewonnen.
    Aber war Pasquano tatsächlich guter Laune, oder kam es ihm nur so vor, weil er alles, was ihm begegnete, durch die rosarote Brille sah?
    »Sie möchten also etwas über diesen Seemann erfahren. Und warum?«
    »Wie, warum? Das ist doch mein Job.«
    »Lässt der Eifer in Ihrem Alter nicht langsam ein bisschen nach?«
    Auf diese Provokation ging Montalbano gar nicht ein. Es galt, sich mit Gleichmut zu wappnen und taub zu stellen, damit nicht weitere, noch sehr viel heftigere Angriffe folgten.
    »Und, was ist Ihr Eindruck?«
    »Allem Anschein nach war es ein Unglück.«
    »O nein, Dottore, so nicht! Spielen Sie mit mir nicht Katz und Maus. Kommen Sie mir nicht mit ›allem Anschein nach‹. Ich erwarte hieb- und stichfeste Beweise von Ihnen.«
    »Warum denn das?«
    »Weil Ihr Tun nicht auf Annahmen, Indizien und Vermutungen beruht, also nicht auf vagen Einschätzungen …«
    »Glauben Sie das wirklich? Wissen Sie nicht, dass es auf der Welt nichts Vageres gibt als den Menschen? Und dass auch wir nur mit Annahmen arbeiten? Oder halten Sie uns für unfehlbar wie den Papst?«
    »Dottore, ich bin nicht hierhergekommen, um mit Ihnen über die Grenzen der Medizin zu diskutieren. Wenn Sie mir schon keine absolute Gewissheit geben können, dann wenigstens eine halbe.«
    Das schien Pasquano zu überzeugen.
    »Also gut, dann fange ich mit einer Frage an. Finden Sie nicht, dass an dieser Geschichte etwas faul ist?«
    »Ehrlich

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