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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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dass er ziemlich eingeschüchtert war. Aber nur, weil er diesen verdammten Traum gehabt hatte.
    Ciccino Pànzica, sechzig Jahre alt, hatte ein Gesicht so rosig wie ein Schweinchen. Er trat ein, grüßte und platzte gleich heraus:
    »Sie müssen entschuldigen, wenn …«
    »Ich stelle hier die Fragen.«
    »Wie Sie wünschen.«
    »Wer hat dieses Kissen bei dir bestellt?«
    »Seinen Namen hat der Besteller mir nicht genannt. Ich habe einen Anruf bekommen.«
    Fazio mischte sich ein.
    »Und wie bekommst du dein Geld?«
    »Es sollte jemand vorbeikommen.«
    »Und ist jemand vorbeigekommen?«
    »Jaja, gestern Abend.«
    »Würdest du ihn wiedererkennen?«
    »Wenn ich ihn sehe, bestimmt. Er trug Uniform.«
    Montalbano und Fazio sahen sich erstaunt an.
    »Was für eine Uniform?«, fragte Fazio.
    »Dieselbe wie Sie.«
    Ein Mafioso, der sich als Polizist verkleidete! Die Sache wurde immer bedenklicher.
    »Darf ich Ihnen sagen, was ich zu Anfang sagen wollte?«, fragte der Blumenhändler.
    »Sag’s«, forderte Montalbano ihn auf.
    »Der Polizist hat mir auch eine Karte gegeben, aber ich hab vergessen, sie mit dem Kissen zusammen herzubringen.«
    Normalerweise liegt einer solchen Drohung kein Begleitschreiben bei, überlegte Montalbano.
    »Gib her.«
    Er reichte sie ihm. Es war eine Visitenkarte. Er klappte sie auf. Sie trug den handschriftlichen Zusatz: Herzliches Beileid. Lattes .

Sechzehn
    Als Montalbano Geremiccas Büro betrat, ahnte er nicht, dass in diesen vier Wänden bald ein Wort fallen würde, ein einziges Wort, das ihn auf die richtige Spur bringen sollte.
    Als Geremicca den Commissario eintreten sah, stand er lächelnd auf und wedelte mit der rechten Hand mehrmals durch die Luft, um anzudeuten, dass es große Neuigkeiten gab.
    »Montalbà, du hast voll ins Schwarze getroffen!«
    »Ich? Wieso denn?«
    »Ich habe meinem französischen Kollegen eine Mail mit dem eingescannten Pass geschickt, den du mir gegeben hast. Und ich habe ihm gesagt, dass er auf den Namen des Protagonisten eines Romans von Georges Simenon ausgestellt ist – so war’s doch, nicht wahr?«
    »Richtig. Und dann?«
    »Daraufhin teilte er mir mit, sie hätten vor einem Monat einen Fälscher verhaftet, einen Meister seines Fachs, der allerdings die Namen seiner Kunden nicht preisgab. Doch es war ihnen gelungen, zwei Pässe aus seiner Werkstatt zu beschlagnahmen. Mit deinem zusammen sind es nun drei. Und dank unseres Hinweises fanden die Kollegen heraus, dass dieser Fälscher die Angewohnheit hatte, für die Pässe Namen von Figuren aus französischen Romanen zu verwenden. Stell dir mal vor!«
    »Wohl eine Leseratte.«
    »Und das ist noch nicht alles! Der Fälscher wählte die Namen so aus, dass sie einen Bezug zu den Geschäften seiner Kunden hatten.«
    »Kannst du das näher erklären?«
    »Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Der Kollege hat mir gesagt, dieser Émile Lannec sei im Roman der Besitzer eines Schiffs, stimmt’s?«
    »Absolut.«
    »Anhand der Angaben, die wir von dem Passinhaber hatten, ist es meinem Kollegen nun gelungen, ihn zu identifizieren. Er heißt Jean-Pierre David und hatte keine Vorstrafen, stand aber seit etlicher Zeit unter Beobachtung.«
    »Und wo ist der Bezug zu seinen Geschäften?«
    »Sein Vater besaß ein kleines Schiff, das dann aber untergegangen ist. Dein Hinweis hat die Franzosen auf die Spur der beiden anderen gebracht, deren gefälschte Pässe sie beschlagnahmt hatten. Sie sind dir sehr dankbar.«
    »Und warum stand dieser David unter Beobachtung?«
    »Er gehörte wohl zu einem großen internationalen Schmugglerring.«
    »Und was haben sie geschmuggelt?«
    »Diamanten.«
    Montalbano wäre fast aufgesprungen. Ihm war ganz schwarz vor Augen, als ihm ein gleißend heller Blitz durchs Hirn zuckte.
    Was nun?
    Seine erste Pflicht wäre es gewesen, unverzüglich Mezzamore aufzusuchen, nein, Mozzamore – verdammt, wie hieß dieser Mensch eigentlich genau? Und ihm haarklein darzulegen, was er herausgefunden hatte. Aber wohlgemerkt: Es wäre seine Pflicht gewesen, Konjunktiv. Denn wenn er der Anweisung des Polizeipräsidenten Folge geleistet hätte, hätte er Geremicca gar nicht erst aufsuchen dürfen. Er hätte ihm gleich am Telefon erklären müssen: »Ich danke dir, mein Freund, aber all diese Informationen musst du an den Kollegen Mizzamore weitergeben, denn der leitet fortan die Ermittlungen.«
    Aber er hatte Geremicca aufgesucht und sich damit den Anordnungen seines Chefs widersetzt. Wenn er jetzt zu Mozzamore ging

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