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Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels

Titel: Commissario Montalbano 14 - Die Tage des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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und ihm alles mitteilte, konnte der Polizeipräsident ihm Gehorsamsverweigerung vorwerfen …
    »Schämst du dich nicht, dich in derart lächerliche Ausreden zu flüchten?«, ermahnte ihn die Stimme des Gewissens. »In Wahrheit bist du doch so egoistisch und kleinkariert, dass du alles für dich allein behalten willst …«
    »Lässt du mich mal einen Augenblick überlegen?«, erwiderte Montalbano.
    Bericht erstatten oder nicht Bericht erstatten? Das war hier die Frage.
    Doch schließlich gewann sein Gewissen die Oberhand. Er drehte eine Runde um den Block, trat durch den Haupteingang ins Polizeipräsidium ein und fragte nach dem Büro von Dottor Mezzamore.
    »Mazzamore«, verbesserte ihn der Mann am Informationsschalter, der Montalbano kannte. »Es liegt neben dem von Dottor Lattes.«
    Oje oje. Hier war höchste Vorsicht geboten.
    Statt des Aufzugs nahm er die Treppe. Als er die Etage erreicht hatte, streckte er den Kopf vor, um zu erkunden, ob die Luft rein war. Und wie sollte es anders sein: In der Mitte des Flurs stand Lattes und unterhielt sich mit jemandem.
    Nein, sagte sich Montalbano, er konnte die Geschichte des inexistenten toten Kindes nicht noch weiterspinnen.
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging wieder. Mit Mazzamore würde er telefonieren. Irgendwann, bei Gelegenheit.
    »Eine schöne Ausrede hast du dir da zurechtgelegt!«, meinte sein Gewissen ironisch.
    Montalbano wünschte es – wie so oft, ja allzu oft – zum Teufel.
    »Ah Dottori, Dottori! Ah Dottori!«
    Er wusste, was dieses Lamento zu bedeuten hatte.
    »Hat der Polizeipräsident angerufen?«
    »Sissì, gerade eben hat er angerufen.«
    »Und was wollte er?«
    »Er hat gesagt, dass Sie ganz fürchtlich dringend schnurstracks zu ihm, zum Signori e Questori fahren müssen.«
    Das kam überhaupt nicht in Frage! Er konnte es keinesfalls riskieren, Lattes zu begegnen, denn dann wäre er nicht drum herumgekommen, sich zumindest für das Blumenbouquet zu bedanken.
    »Fazio soll sofort zu mir kommen. Ach, noch was, hast du etwas zum Kimberley-Prozess gefunden?«
    »Sissì, Dottori, das druck ich Ihnen gleich aus.«
    Beim Eintreten bemerkte Montalbano, dass eine Blume des Bouquets am Boden lag. Sie hatte sich wohl daraus gelöst, als er es vom Tisch gewischt hatte. Er hob sie auf und warf sie aus dem Fenster. Nichts sollte ihn an den Traum von seiner Aufbahrung erinnern.
    »Zu Befehl«, sagte Fazio, als er eintrat.
    »Du musst mir einen Gefallen tun und den Polizeipräsidenten anrufen.«
    Fazio sah ihn fragend an.
    »Ich?!«
    »Warum, ist das unter deiner Würde? Ist es dir peinlich?«   
    »Nein, Dottore, aber …«
    »Kein Aber. Du musst ihm ein Lügenmärchen auftischen.«   
    »Worum handelt es sich?«
    »Er will mich auf der Stelle sprechen, aber ich kann im Augenblick einfach nicht hingehen, ich habe meine Gründe dafür.«
    »Und was soll ich ihm erzählen?«
    »Sag ihm, auf der Fahrt ins Büro ist mir einer hinten reingefahren, und du musstest mich zuerst ins Krankenhaus und dann nach Marinella begleiten.«
    »Und was soll ich ihm sagen, wenn er wissen will, was Ihnen bei dem Unfall passiert ist?«
    »Da ich ihm schon mal was vorgeflunkert habe, sag ihm, ich habe mir denselben Fuß verletzt, den ich mir zuvor verstaucht hatte.«
    »Und wie haben Sie sich den Fuß verstaucht?«
    »Genauso wie bei dem Auffahrunfall.«
    »Ich verstehe.«
    »Und jetzt muss ich schnell nach Hause, falls er auf die Idee kommt, mich dort anzurufen.«
    »Gut«, meinte Fazio und machte Anstalten zu gehen.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich rufe von meinem Telefon aus an.«
    »Kannst du nicht gleich von hier anrufen?«
    »Nein. Wenn ich allein bin, kann ich mich besser verstellen.«
    Schon nach fünf Minuten kam Fazio wieder.
    »Was hat er gesagt?«
    »Dass Sie in letzter Zeit zu viele Unfälle haben und etwas mehr auf Ihre Gesundheit achten sollten.«
    »Hat er’s also nicht gefressen?«
    »Ich glaube nicht. Vielleicht ist es besser, wenn Sie jetzt nach Marinella fahren. Der ruft garantiert dort an.«
    »Hat er sonst noch was gesagt?«
    »Jaja. Dass Sie die Ermittlungen wieder übernehmen müssen, weil Dottor Mazzamore zu viel anderes zu tun hat.«
    »Und das sagst du mir erst jetzt?«
    »Wann hätte ich es denn sonst sagen sollen?«
    »Als Erstes!«
    Sie sahen einander schweigend an.
    »Da ist was im Busch«, meinte Montalbano nach einer Weile.
    »Das seh ich auch so. Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass der Polizeipräsident Ihnen einen Fall zurückgibt,

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