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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Stirn eine sichere Position zu haben, dann schleudert ihn der Rückstoß in den Sitz zurück. Die Waffe fällt ihm aus der Hand und auf den Tisch. Bis auf deine Meinung, dass der Schuss aus ein paar Metern Entfernung abgefeuert wurde, haben wir nichts, was gegen einen Selbstmord spricht.«
    Kohlgruber ging darauf nicht ein. Vorsichtig verfrachtete er die Waffe in einen Beweismittelsack und hielt ihn ins Licht. »Wahrscheinlich sind die Fingerabdrücke des Toten drauf. Den groben Schnitzer, die Waffe bloß abzuwischen, macht heute keiner mehr, der einen Selbstmord vortäuschen will. Ob wir anhand der Stellung der Abdrücke nachweisen können, dass dem Toten die Waffe nachträglich in die Hand gedrückt wurde, werden wir bei der kriminaltechnischen Untersuchung sehen. Die richtige Fingerstellung ist bei einer Leiche gar nicht so einfach zu bewerkstelligen, glaub mir. Der Mörder könnte an dieser Stelle der Selbstmordinszenierung Murks gebaut haben. Dann haben wir den entscheidenden Beweis.« Er deutete mit seinem Kinn zur Waffe. »Was es mit dieser netten handlichen Pistole auf sich hat und ob sie Felderer gehörte, kann ich dir natürlich nicht sagen. Das wirst schon selbst feststellen müssen.«
    Kohlgruber hielt kurz inne und wiegte den Kopf. »Ich bin kein Waffenexperte. Aber das Ding kenn sogar ich, eine Walther PPK , eine beliebte Wehrmachtwaffe aus dem Zweiten Weltkrieg. Und gut gepflegt.« Er schnüffelte an dem Plastiksack. »Trotz des Zündpulvergestanks rieche ich noch ganz leicht das Waffenöl durch.«
    Pavarotti beäugte ungläubig den mittlerweile fest verschlossenen Beweismittelsack. Manchmal fragte er sich, wo Kohlgrubers Erkenntnisse aufhörten und die Ausschmückung anfing.
    Jetzt kam es darauf an, den Kollegen mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Man musste Kohlgrubers Thesen ad absurdum führen, erst dann merkte der normalerweise, dass er zu weit gegangen war, und gab auf.
    »Vielleicht hat es ja überhaupt keine zwei Waffen gegeben. Emil Felderer will sich erschießen, setzt sich an den Schreibtisch und schreibt seinen Brief. Bevor er aber zur Tat schreiten kann, schläft er ein, weil er zu besoffen ist. Der Mörder kommt herein und sieht, dass sein potenzielles Opfer am Schreibtisch weggedämmert ist. Er kann sein Glück kaum fassen, überlegt blitzschnell, nimmt Emil Felderers eigene Waffe, die auf dem Schreibtisch liegt – und peng!«
    »Glaub ich nicht«, widersprach Kohlgruber, der wie gewöhnlich angesäuert reagierte, wenn Pavarotti in sein spezielles Revier eindrang. »Die Entfernung. Wenn Felderer besoffen und wehrlos gewesen wäre, dann hätte ihm der Mörder seelenruhig die Waffe direkt an den Kopf halten können. Dann hätte er einen noch sichereren Schuss abgeben können, der perfekt zur Selbstmordinszenierung gepasst hätte.«
    Mist. Kohlgruber war heute wirklich auf Zack.
    »Der Mörder kam mit der Walther«, triumphierend deutete Kohlgruber auf die Pistole. »Und dann verschwand er mit der Waffe vom Felderer. So und nicht anders hat es sich abgespielt.«
    Pavarotti drehte sich nach Kohlgruber um. »Wo ist eigentlich die Patronenhülse? Habt ihr die gefunden?«
    »Ja, haben wir. Sie lag rechts neben dem Schreibtisch, als ob er sich wirklich erschossen hätte. Aber das bedeutet gar nichts.«
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder? Der Mörder soll das unwahrscheinliche Glück gehabt haben, das Teil zu finden und hier zu deponieren?«
    Sein Kollege zuckte mit den Schultern. »So viel Glück brauchte der gar nicht. Das Zimmer ist ja wohl ziemlich übersichtlich eingerichtet, da muss man nicht lange suchen. Glaub mir jetzt endlich, das war kein Selbstmord. Aber sobald wir die Ergebnisse aus der Gerichtsmedizin haben, machen wir uns an die Auswertung aller Befunde, dann kann ich’s dir auch noch schriftlich geben.«
    Pavarotti nickte erschöpft. Er hörte Stimmen im Hotelfoyer. Offenbar waren die Fahrer der Gerichtsmedizin eingetroffen, um ihren neuen Kunden abzuholen. Denen war egal, ob der ein Mordopfer oder ein Selbstmörder war. Hauptsache, tot.
    * * *
    Kein Laut drang durch die geschlossene Tür im ersten Stock, auf die Brunthaler deutete und sich dann auf Zehenspitzen wieder entfernte. Übertrieben rücksichtsvoll, wie Pavarotti fand, und außerdem total blödsinnig, denn der dicke Läufer verschluckte sowieso alle Schrittgeräusche. Glaubte der Sergente vielleicht, dass dieser Todesfall aus der Schwiegertochter eine gebrochene Frau gemacht hatte, die gerade hemmungslos

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