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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Gegensatz zum Herrn doch höchst lebendig.
    »Ich werde ihn wohl nicht mit nach Deutschland nehmen können, wenn das alles hier vorbei ist«, setzte Louisa schließlich nach kurzem Zögern hinzu. »Wegen des Babys, wissen Sie. Dobermänner sind kein geeigneter Umgang für Kleinkinder.«
    Pavarotti dachte, dass der Hund froh sein konnte, aus dem Dunstkreis dieser unerfreulichen Familie zu verschwinden. Das Tier war das einzige Familienmitglied, für das er Sympathie empfand.
    Er rief sich zur Ordnung und richtete sich kerzengerade auf, soweit ihm das in dem Fauteuil möglich war. »Frau von Gartenstedt, wann haben Sie Ihren Schwiegervater das letzte Mal lebend gesehen?«
    »Gestern Abend, beim Abendessen«, antwortete Louisa prompt.
    »Und wie wirkte er da?«
    Louisa zuckte mit den Schultern. »Unverändert, soweit ich das beurteilen kann. Wir haben seit dem Tod meines Mannes kaum miteinander gesprochen.«
    Pavarotti seufzte. »Geht das noch etwas genauer?«
    »Wir haben uns einen guten Abend gewünscht und dann gegessen. Es gab Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat, das Essen haben wir uns aus der Hotelküche herüberschicken lassen, wenn Sie’s genau wissen wollen. Geredet haben wir nicht. Als wir aufgegessen hatten, hat er mir eine gute Nacht gewünscht und erklärt, er gehe jetzt zu Bett. Das war’s. Mehr gibt’s wirklich nicht zu berichten und wenn Sie mich noch dreimal fragen.«
    Pavarotti überlegte kurz. »Wissen Sie, ob Ihr Schwiegervater eine Waffe besaß?«
    Louisa schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, ich habe nie eine im Haus gesehen. Aber so was herumliegen zu lassen, wäre wohl auch sträflicher Leichtsinn gewesen, oder?« Jetzt lächelte die Frau auch noch.
    Pavarotti verabschiedete sich knapp und ging nach unten, um Brunthaler zu instruieren. Bevor er aus dem Hotel eilen konnte, fiel ihm etwas ein, und er drehte sich noch einmal um.
    »Brunthaler, prüfen Sie bitte nach, ob die Waffe, die wir gefunden haben, auf Emil Felderer zugelassen ist. Und bitte nicht erst übermorgen, es ist wichtig!«
    Mit verkniffener Miene schob der Sergente ab.
    * * *
    Lissie saß am Küchentisch der Leadner Alm und schnitt aus Wut die dritte Kaminwurz in immer kleinere Stücke. Mittlerweile war zwar die alte Bäuerin wieder da, aber die wollte ihr partout nicht sagen, wo Pavarotti sich aufhielt. Sie dürfe nicht, behauptete die Loipfertingerin. Der Commissario habe sie zur Verschwiegenheit verdonnert. Pah, was für ein Unsinn. Als ob Pavarotti in der Position wäre, einer Zivilistin solche Befehle zu erteilen. Lissie war es schließlich gewesen, die bisher das meiste herausgefunden hatte! Und jetzt wurde sie herausgedrängt, einfach so.
    Lissie fröstelte und schlang die Arme um sich. In dieser verdammten Küche war es ekelhaft kalt. Die Loipfertingerin war zwar vor einigen Minuten hereingekommen und hatte, nachdem sie Lissie einen abbittenden Blick zugeworfen hatte, ein Feuer im Kachelofen angezündet. Aber das würde noch eine Viertelstunde brauchen, um genug Wärme zu entfalten. Lissie beschloss, nach oben zu gehen, um sich ihren Norwegerpullover zu holen.
    Als sie den Pulli übergestreift hatte und gerade dabei war, ihr Zimmer wieder zu verlassen, fiel ihr Blick auf die Fallakte, die ihr Pavarotti am Vorabend in die Hand gedrückt hatte. Lissie blieb stehen. Sie hatte jetzt die Wahl: Sie konnte entweder schmollen und Däumchen drehen. Oder sich mit dem Material befassen, das ihr zur Verfügung stand. Vielleicht war der Schlüssel zur Lösung doch irgendwo hierdrin versteckt!
    Schlagartig war sie wieder in euphorischer Stimmung. Sie machte es sich neben dem Kachelofen gemütlich und schlug die Akte auf. Als sie bei Emmeneggers Vernehmungsprotokoll angelangt war, konnte sie sich ein Lächeln nicht verbeißen. Der Sergente hatte das Gespräch mit Justus Hochleitner in einem Deutsch protokolliert, das nur mit viel Mühe und Geduld zu verstehen war. Die Satzkonstruktionen waren hölzern und verrieten das Bemühen des Schreibers, einen offiziellen Ton zu treffen. Was aber durch die vielen Dialektausdrücke konterkariert wurde. Als Lissie daran dachte, wie ein Italiener, auch mit guten Deutschkenntnissen, wohl mit diesem Protokoll zurande käme, musste sie schallend lachen. Auf einmal stutzte sie, hörte auf zu lesen und fuhr mit dem Finger wieder einen Absatz nach oben. Was hatte Karl Felderer da während einer Gipfelrast angeblich zu Justus gesagt: »Väter machen nur Ärger. Kannst froh sein, dass deiner schon tot ist.«

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