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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Hotelhalle und fand den Sergenten Brunthaler vor, der auf seine Frage, was da los sei, nur gleichgültig mit den Schultern zuckte.
    Die Tür zum Arbeitszimmer von Emil Felderer war zu. Davor stand der Sergente Emmenegger, breitbeinig, die Arme vor der Brust gekreuzt, und federte auf eine ziemlich aggressive Art in den Knien. Dabei verlagerte er permanent seine Position. Wipp-wipp, Seitwärtsschritt rechts, Seitwärtsschritt links. Wipp-wipp. Es sah so aus, als bewege sich Emmenegger deswegen ununterbrochen, um die hinter ihm befindliche Tür möglichst gut decken zu können. Wie ein Torwart beim Fußball, wenn’s brenzlig wurde.
    Vor Emmenegger hatten sich vier Leute aufgebaut: Pavarottis Schwester Editha, Arnold Kohlgruber, der Teamleiter der Spurensicherung im Bozner Kriminalamt, mitsamt zweier Mitarbeiter. Sowohl Editha als auch Kohlgrubers Leute waren schon im Tatort-Dress. Über ihrer Kleidung trugen sie hellgrüne Plastiküberzüge mit weißen Klettverschlüssen.
    Pavarotti marschierte auf die Gruppe zu. »Was ist hier los? Kohlgruber, warum seid ihr noch nicht bei der Arbeit? Wo ist der Tote?«
    Wie auf Kommando wirbelten die Grüngekleideten zu Pavarotti herum. »Warum wir noch nicht bei der Arbeit sind, willst du wissen?«, giftete der sonst so verträgliche Kohlgruber, der mit seiner untersetzten Körpergröße und seinem Kugelbauch, über dem sich die grüne Folie spannte, einem Ball verdammt ähnlich sah. »Weil du Blödmann deinem Untergebenen, der nicht für fünf Cent Hirn im Schädel hat, offenbar die Anweisung gegeben hast, keinen an den Tatort zu lassen!«
    Der Commissario stöhnte leise und ließ sein Kinn auf die Brust fallen. Er konnte sich nicht einmal groß beschweren, denn seine Anweisung an Emmenegger hatte ja wirklich so gelautet. Er wäre nicht im Traum auf den Gedanken gekommen, dass seine Sergenten sie wortwörtlich auffassen würden, was ihm aber eigentlich hätte klar sein müssen.
    »Emmenegger, Sie Hornochse«, sagte er müde. »Ich habe natürlich Privatpersonen damit gemeint, nicht den Erkennungsdienst und die Gerichtsmedizin. Wenn Sie mal Ihre kleinen grauen Zellen benutzt hätten, dann hätten wir jetzt nicht mehrere Stunden wertvoller Zeit vergeudet. Und jetzt geben Sie endlich die Tür frei!«
    Weit davon entfernt, sich von diesem Anpfiff beeindruckt zu zeigen, zuckte Emmenegger bloß mit den Schultern und trat zur Seite. »Es is eh Selbstmord«, murmelte er.
    Pavarotti schickte ihm einen stechenden Blick und streifte sich ebenfalls Schutzkleidung und Überschuhe über, die ihm Kohlgruber wortlos gereicht hatte. Dann öffnete er die Tür, und die anderen folgten ihm ins Zimmer.
    * * *
    Um es noch ein wenig hinauszuzögern, bis er den Toten in Augenschein nehmen musste, an dem sich seine Schwester bereits zu schaffen machte, stellte sich Pavarotti in die Mitte des geräumigen Zimmers und ließ seinen Blick herumwandern. Was er sah, kam ihm seltsam vertraut vor. Wie im Arbeitszimmer seines Vaters waren auch hier vier Wände bis zur Decke mit Bücherschränken aus dunklem Mahagoni und Glas bedeckt. In der Zimmerecke unmittelbar neben der Tür standen ein unförmiger, abgewetzter Ledersessel und eine hässliche Stehlampe aus Messing. Das Ensemble stammte, so wie es aussah, ziemlich sicher aus den fünfziger Jahren. Der Parkettboden wurde von einem chinesischen Teppich verdeckt, der wahrscheinlich sehr teuer gewesen war. Inzwischen war er verblichen und an einigen Stellen ausgedünnt.
    Pavarotti wunderte sich, dass Emil Felderer den Teppich nicht ersetzt hatte. Vielleicht war der Alte einfach ein Geizkragen gewesen, wie Pavarottis Vater. Auch dem wäre es im Traum nicht eingefallen, Geld für solche Sachen auszugeben. Jedenfalls hatte Pavarotti das immer gedacht. Anschaffungen, die der Vater als »Luxus« abtat, waren in der Familie Pavarotti verpönt. Die ganze Familie litt unter seinem zunehmenden Geiz. Erst nach seinem Tod merkten die Geschwister allmählich, dass sich ihr Vater einen Spaß draus gemacht hatte, sie kurzzuhalten. Er selbst hatte nebenher einen Lebensstil geführt, der alles andere als spartanisch war, in einem Leben, von dem die Geschwister nichts ahnten.
    Mit einem schnellen Blick streifte Pavarotti die Leiche im Schreibtischsessel. Sie hatte ein Einschussloch in der Stirn. Auch wenn der Tote ansonsten unversehrt aussah, machte er mit den an die Decke starrenden, rot geränderten Augen und dem weit geöffneten Mund einen schaurigen Eindruck.
    Der Commissario

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