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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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drehte sich zu Emmenegger um, der wieder in der Tür stand. »Sergente, wer befindet sich zurzeit im Haus?«
    Ohne seinen Wachposten an der Tür zu verlassen, antwortete Emmenegger: »Die Schwiegertochter. Die hat ja den Alten gefunden. Wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt hab. Ihr Zimmer ist im obersten Stock. Hat sich hingelegt. Und ihr Arzt war vor einer halben Stunde da.«
    Pavarotti nickte. »Und sonst?«
    Emmenegger wiegte den Kopf. »Nur eine Servicekraft, die in der Küche eine kleine gemischte Platte fürs Frühstück belegt hat. Buffet gab es keins. Hotelgäste sind außer«, der Sergente räusperte sich verlegen, »Ihrer Bekannten momentan keine da. Ihr Schlüssel hängt nicht hinter dem Tresen. Ich hab geklopft. Im Zimmer rührt sich aber nichts.« Wieder hüstelte Emmenegger. »Die Servicekraft hat nichts gesehen oder g’hört. Stimmt wahrscheinlich. Als die Frau heut um halb sieben gekommen ist, war der Alte ja schon hinüber.«
    Bevor Pavarotti aus dem Staunen herauskam, in das ihn Emmeneggers sporadische Anfälle von Gründlichkeit immer wieder versetzten, fuhr der Sergente schon fort: »Und die Empfangsdame kommt jetzt, wo noch Nebensaison ist, sowieso erst um acht.«
    Pavarotti wartete gespannt auf weitere Informationsbröckchen. Aber Emmenegger klappte seinen Mund zu und konzentrierte sich wieder auf seine Funktion als Wachposten. Pavarotti fiel ein, dass er Emmenegger schon bei früheren Gelegenheiten in Verdacht gehabt hatte, den dummen August bloß zu spielen. Vielleicht war der Mann wirklich nicht so blöd und uninteressiert, wie er vorgab. Pavarotti konnte seine Überlegungen über die verborgenen Geistesgaben seines Sergenten allerdings nicht zu Ende führen.
    »Liebstes Bruderherz, darf ich mal um deine Aufmerksamkeit bitten?«
    Pavarotti wandte sich Editha zu, die gerade ihr Handy wieder verstaute, nachdem sie den Abtransport der Leiche in die Gerichtsmedizin veranlasst hatte. Seine Schwester schaute auf die Uhr.
    »Wir haben es jetzt Viertel vor sieben. Nach der Verfassung der Leiche zu urteilen, ist der Tod heute Morgen nicht früher als vier Uhr, aber keinesfalls später als sechs Uhr eingetreten. Da der Anruf in der Notrufzentrale«, Editha konsultierte ihre Notizen, »um fünf Uhr zwölf einging, engt dies den Zeitraum weiter ein. Hätte ich den Toten schneller untersuchen können«, fügte sie säuerlich hinzu, »hätte ich dir sicher noch genauere Angaben machen können.«
    Als Pavarotti darauf nicht antwortete, warf ihm seine Schwester einen verächtlichen Blick zu und rauschte aus dem Zimmer. Emmenegger schaffte es gerade noch, die Türöffnung freizugeben, sonst hätte sie ihm wahrscheinlich ihre Fäuste in seine Weichteile gerammt.
    Bevor Emmenegger seinen Platz wieder einnehmen konnte, war der von jemand anderem besetzt. In der Türöffnung stand ein großer Hund. Alle Anwesenden hielten in ihrer jeweiligen Beschäftigung inne und starrten auf das respekteinflößende Tier. Es war ein wunderschönes, langbeiniges Exemplar mit schokoladenbraunem kurzhaarigen Fell, spitzen Ohren und einer eleganten Schnauze. Seine Nüstern zuckten leicht, ansonsten verharrte der Hund regungslos. Auch seine schlanke Rute hielt er still.
    Pavarotti hatte keine Ahnung, um welche Rasse es sich handelte. Das Tier war fast so groß wie eine Dogge, aber schlanker gebaut, und es besaß auch nicht die typischen hängenden Lefzen.
    Gewaltsam schüttelte der Commissario die Erstarrung ab, die das Erscheinen des Hundes ausgelöst hatte, und besann sich auf die Realität. »Was ist das denn wieder für eine Sauerei? Wer zum Teufel hat diesen Hund hier reingelassen?«
    Niemand antwortete. Ein Hund am Tatort – das war ja fast so schlimm wie Lissie von Spiegel. Gleich würde das Tier hereinkommen und überall seine Pfotenabdrücke und Haare hinterlassen. Blieb ihm denn nichts erspart?
    Bevor Pavarotti die Anweisung geben konnte, den Hund zu entfernen, hatte sich das Tier bereits in Richtung Schreibtisch in Bewegung gesetzt. Es schnüffelte an der Hand des Toten, die schlaff neben dem Schreibtischstuhl herunterhing. Dann schüttelte es sich zum Entsetzen Pavarottis heftig. Nachdem der Hund den Tatort ausreichend kontaminiert hatte, ging er gemessenen Schrittes wieder hinaus.
    Kohlgruber legte dem Commissario tröstend eine Hand auf die Schulter. »Nimm’s nicht tragisch, Pavarotti. Jetzt is er halt versaut, der Tatort. Da kannst nichts machen.«
    Pavarottis Niedergeschlagenheit wuchs. Ihm war elend,

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