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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Viertelstunde in der Mitte zwischen beiden Hütten angekommen war, dort, wo der Felsenweg besonders schmal wird und hundert Meter steil ins Tal abfällt, stellte sie sich direkt an den Felsvorsprung. Dann schloss sie die Augen und machte einen Schritt vorwärts.
    * * *
    Pavarotti wartete nicht ab, bis Brunthaler den Alfa zum Stehen gebracht hatte. Noch im Ausrollen drückte er die Beifahrertür auf und stieß sich mit den Armen ab. Er wäre hingefallen, wenn Emmenegger, der mit einem schnellen, elastischen Satz draußen war, ihn nicht gerade noch rechtzeitig an den Achseln erwischt hätte.
    Emmenegger bildete die Vorhut und stieß die Pforte zum Nikolausstift unsanft mit dem Fuß auf. Dann stürmte er auf die Treppe zu, die zur Eingangstür führte, und nahm mehrere Stufen auf einmal. Pavarotti versuchte es ihm nachzutun. Wenigstens hatten sie das Taxi, mit dem Lissie gefahren war, schnell ausfindig machen können.
    Auf dem mittleren Treppenabsatz blieb Pavarotti keuchend stehen und blickte nach oben. Alle Fenster im Haus waren stockdunkel. Seine Angst nahm zu. Er hörte, wie Emmenegger an der Eingangstür rüttelte und Sturm klingelte. Zwanzig Sekunden später hatte Pavarotti den Sergente erreicht, der ihn fragend anschaute.
    »Nun machen Sie schon«, brüllte Pavarotti. »Wofür haben Sie denn eine Dienstwaffe, schießen Sie endlich das verdammte Schloss zu Schrott!«
    Emmenegger nickte bloß, und zielte auf das Schloss. Ein Schuss fiel, von dem sich das eisenbeschlagene Türschloss aber relativ unbeeindruckt zeigte. Die Wirkung war eine andere. Oben im ersten Stock wurde ein Fenster aufgerissen. Ein weißblonder Kopf erschien.
    »He, was soll das! Spinnt denn hier jetzt jeder? Das darf doch nicht wahr sein! Stellt die Schießerei ein, und zwar sofort! Ich komme runter.«
    Sie lebte, es war ihr nicht das Geringste passiert! Und er hatte sich wieder mal zum Narren gemacht. Pavarotti konnte direkt sehen, wie Emmenegger, der hinter ihm stand, seine gelben Pferdezähne bleckte. Sollte der Kerl doch.
    Die Haustür ging auf, und Lissie stand mit hängenden Armen da. Sie war sehr blass, und auch in ihrem Outfit war sie nicht ganz auf der Höhe. Die Klamotten, die sie trug, passten hinten und vorne nicht zusammen. Das konnte sogar Pavarotti erkennen. Außerdem müffelte sie ein wenig.
    Er streifte sie mit einem scheelen, missbilligenden Blick, als er hinter ihr die Treppe zum Hochparterre hinaufstieg. Emmenegger hatte er den Befehl gegeben, bei Brunthaler im Wagen zu warten. Darüber war Emmenegger sichtlich sauer gewesen. Das war Pavarotti aber egal. Viel wichtiger war, erst einmal ohne Mithörer zu erfahren, was hier eigentlich gespielt wurde.
    In der Küche ließ sich Lissie auf einen Stuhl sinken. Irgendwie sah es für ihn so aus, als hätte sie dort schon ziemlich lange gesessen.
    »Tut mir leid, ich bin wohl eingeschlafen, wahrscheinlich wegen der Tabletten, die sie mir im Krankenhaus gegeben haben. Da hab ich das Läuten nicht gehört. Ich bin erst hochgefahren, als es geknallt hat«, sagte sie leise und fuhr sich durch ihre Stoppelhaare.
    Pavarotti ging darauf nicht ein. »Was ist hier eigentlich los? Warum bist du aus dem Krankenhaus ausgebüxt?« Dass er wieder einmal Todesängste um sie ausgestanden hatte, erwähnte er vorsichtshalber nicht. Nur zu gut erinnerte er sich, was beim letzten Mal passiert war, als er ein paar Gefühle gezeigt hatte.
    Lissie musste sehr müde sein, denn sie stemmte sich nur mit Mühe vom Tisch hoch und ging zur Anrichte hinüber. Er sah, wie sie am Fensterrahmen nestelte und in den Schubladen wühlte. Dann kam sie zurück zum Tisch.
    »Setz dich, ich muss dir was erzählen«, sagte sie und legte zwei Briefe vor ihn hin. »Die Elsbeth Hochleitner war’s.« Und dann brachte sie ihm die ganze Geschichte bei.
    Pavarottis Kopf wurde während Lissies Bericht völlig leer. Automatisch nahm er den Brief, den Elsbeth Hochleitner ihm hinterlassen hatte. Er begann zu lesen, aber die Buchstaben tanzten vor seinen Augen und ergaben keinen Sinn. Erst nach einer Weile schaffte er es mit Mühe, sich auf den Inhalt einzulassen.
    Sein Gehirn beschloss, sich an etwas Naheliegendem festzuhalten. »Wie bist du draufgekommen?«
    Lissie zuckte die Schultern. »Es war reine Intuition. Eine Gedankenverbindung. Zufällig hab ich dem Justus ein Buch über diese katastrophale Mount-Everest-Besteigung mitgebracht, bei der so viele gestorben sind.«
    Sie machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Ja, ja, schon recht,

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