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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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wieder auf dem Schaft. Das Risiko war zu groß, dass die Frau vorher den Abzug zu fassen bekam. Der kam es vermutlich auf eine Leiche mehr oder weniger nicht an.
    Elsbeth Hochleitner nickte. »Ich hab gewusst, dass die nächste Bergtour geplant ist. Die Sarner Scharte, ich bitt Sie!« Die Frau lachte kurz und meckernd. »Da war mir endgültig klar, worauf Karl aus war. Es ging nicht mehr um irgendwelche Machtspielchen oder dass er den tollen Max vor dem Kleinen markiert. Der wollte, dass mein Justus stirbt. Warum, weiß ich nicht. Ich versteh’s nicht.«
    Einen Moment lang waren die Augen der Hochleitnerin wässrig und todtraurig und suchten Lissies Blick. »Wie kann jemand den Tod von so einem Kind wollen? Warum bloß?« Doch dann kehrte der harte, zornige Ausdruck zurück. »Ich hasse ihn, hasse ihn immer noch, obwohl er jetzt weg ist!« Ihre Augen sprühten Funken, als sie sich in der Küche umsah. »Immer noch spür ich das Schwein hier im Haus, so oft wie der hier war. Ich halt’s hier nicht mehr aus! Ich möcht am liebsten alles, was der hier angefasst hat, in Grund und Boden knallen! Viel zu schnell gegangen ist es mit ihm, nach meinem Geschmack!«
    Lissie fiel keine passende Bemerkung ein. Stille senkte sich auf die große Küche. Das einzige Geräusch stammte von der Küchenuhr an der Wand, die unbeirrt laut tickte. Draußen war es mittlerweile ganz dunkel geworden. Lissie bekam das Gefühl, als seien sie und die Hochleitnerin in einem durchsichtigen Kokon eingesponnen. Die Außenwelt war zwar sichtbar, aber nicht mehr erreichbar. Sie fragte sich, ob ihr Verschwinden mittlerweile bemerkt worden war und ob Pavarotti nach ihr suchte.
    Auf einmal merkte sie, dass die Hochleitnerin wieder redete. »Ich war im Hilti und hab mitgekriegt, dass Karl irgendwann in die Weinstube will. Und da hab ich auf dem Abort auf ihn gewartet.«
    »Und beim Warten haben Sie ein paar Kerzen angezündet?«
    »Ja, schon, aber wie kommen Sie darauf?« Doch dann zuckte die Frau die Schultern, als ob es eigentlich egal war, woher Lissie das wusste. »Ich hab gedacht, ich versuch’s noch mal mit Beten. Vielleicht hat dann der Herr doch Erbarmen mit uns und macht, dass der Karl von Justus ablässt. Ich hab die Kerzen angezündet, als ob ich in einer Kapelle wär beim Bittgottesdienst, und mich hingekniet, so gut es ging.« Die Hochleitnerin schüttelte langsam den Kopf, als könnte sie nicht verstehen, wie sie zu diesem Zeitpunkt noch einen Moment lang an ein Wunder hatte glauben können.
    »Davor war ich beim Pfarrer, die Heiligenfigur abholen, die ich herrichten sollte. Er hat mir ein paar Kerzen für die Fremdenzimmer mitgegeben. Sie wissen ja noch von früher, wie oft bei uns der Strom ausfällt.«
    Zuerst glaubte Lissie, sich verhört zu haben. Ihr Kopf ruckte hoch. »Sie kennen mich noch?«
    Die Hochleitnerin lächelte, das erste Mal stahl sich ein wenig Wärme in ihre Augen. »Kennen wär gelogen. Ein bissel bekannt sind Sie mir halt vorgekommen, als Sie am ersten Morgen im Frühstückszimmer gesessen haben. So, wie Sie die Nase gerümpft haben, als Sie die abgepackte Marmelade gesehen haben. Und auch der Name ›von Spiegel‹ hat mir keine Ruh gelassen. Ich kann einfach nichts wegwerfen, auch die ganz alten Fremdenbücher sind noch unten im Keller, und da hab ich Sie und Ihren Vater dann gefunden.«
    Plötzlich bekam Lissie eine Gänsehaut. Gleich wird sich die Hochleitnerin nach Vater erkundigen, fuhr ihr durch den Kopf. Da fiel ihr ein, dass Elsbeth Hochleitner vielleicht ja sogar wusste, wohin ihr Vater an diesem Abend gewollt hatte, als er verschwand. Jetzt war die Gelegenheit, herauszufinden, was sich nach Lissies überstürzter Abreise nach ihrem letzten gemeinsamen Abend in Meran abgespielt hatte. Doch als sie schließlich aufblickte und den Mund öffnete, merkte sie, dass sie den richtigen Augenblick hatte verstreichen lassen. Die Frau hatte das Interesse verloren. Nur ihre eigene Hölle zählte noch.
    »Aber als ich den Karl dann gesehen hab, wie er besoffen durch den Durchgang getorkelt ist und an die Wand gepinkelt hat, da hab ich gewusst, dass es keinen Zweck hat, noch mal mit ihm zu reden«, sagte Elsbeth Hochleitner dumpf. »Ich hab plötzlich ganz glasklar gesehen, der Karl ist ein Tier. Der wird erst aufhören, wenn der Justus tot ist. Und da bin ich aus dem Klo und hab ihm mit der Gipsfigur den Kopf eingeschlagen. Ein paarmal hab ich zuschlagen müssen. Dann hat er sich nimmer gerührt.«
    Die Frau atmete tief

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