Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
Vom Netzwerk:
Ihnen reden wegen des Mordes an Karl«, erwiderte sie.
    Die Hochleitnerin starrte sie an. »Der Fall ist doch aufgeklärt, der Aschenbrenner war’s.« Während sie das sagte, begann ihr Blick zu flackern.
    Lissie machte eine kleine Bewegung, mehr traute sie sich nicht. »Ersparen wir uns die Lügerei, Frau Hochleitner. Sie waren es, Sie haben Karl umgebracht. Das ist mir heute Nachmittag aufgegangen, als ich mit Ihrem Enkel geredet hab.«
    »Sie waren bei Justus und haben den Kleinen aufgeregt! Der ist schwer krank! Was fällt Ihnen ein!«, schrie die Hochleitnerin und hob das Gewehr.
    »Um Gottes willen, lassen Sie dieses Gefuchtel sein und hören Sie mir mal zu!« Lissie schrie jetzt auch. »Dem Justus ging’s trotz seiner Brüche prima, als ich aus seinem Zimmer bin. Ich hab den Eindruck gehabt, dass er froh war, ein paar Sachen loszuwerden. Sein seltsamer Unfall, der ist nicht einfach so passiert, oder? Justus hat mir erzählt, dass er alle paar Monate einen schweren Anfall hat. So ein Anfall war auch der Grund, warum er diesen Hang runtergeschliddert ist. Justus sagt, dass er dann keine Kontrolle mehr hat und sich nirgendwo festhalten kann.«
    Lissie beäugte das Gewehr, das immer noch auf sie gerichtet war. Wie konnte die dürre Frau diesen schweren Schießprügel eigentlich so lange halten?
    »Ihr Enkel ist Epileptiker, Frau Hochleitner. Justus hat mir erzählt, dass Sie sich wegen seiner Krankheit seit dem letzten Jahr permanent mit seinem angebeteten Karl gestritten haben. Sie haben Karl vorgeworfen, dass er Touren aussucht, die für Justus viel zu gefährlich sind.« Lissie machte eine kurze Pause. »Es ist doch bloß eine Frage der Zeit, bis jemand, der Epilepsie hat, beim Klettern abstürzt, oder nicht?«
    Elsbeth Hochleitner sank auf den nächsten Stuhl und barg ihr Gesicht in ihren Händen. Das Gewehr stand zwischen ihren Beinen und wurde von den voluminösen Rockschößen gestützt. Der Lauf zielte an die Decke. Lissie atmete auf. Der Oberkörper der Frau schwankte leicht. Schluchzte sie? Vorsichtig bewegte sich Lissie auf die Hochtleitnerin zu und legte ihr behutsam eine Hand auf den Oberarm.
    »Sie haben keinen Ausweg mehr gesehen, ich weiß. Bestimmt haben Sie sich wochenlang das Hirn zermartert, wie Sie Ihren Enkel vor dem sicheren Tod retten können.«
    Lissie ging vor der Frau in die Hocke und schaute ihr ins Gesicht. »Hatten Sie überhaupt noch Einfluss auf Justus? Ziemlich sicher nicht. Der Kleine hat mir heute dermaßen von Karl vorgeschwärmt, da war’s nicht schwer zu erraten, dass es das Wichtigste für den Kleinen war, seinem Idol zu gefallen. Ihr Enkel hat nicht geahnt, was für ein Schwein der Typ war.« Lissie schüttelte sich vor Abscheu. »Justus hätte jede Tour mitgemacht, egal wie gefährlich. Karl hat ihm bestimmt schön eingetrichtert, dass nichts passieren kann. Und überhaupt, er darf doch nicht weniger mutig sein als sein Vater.«
    Sie holte tief Luft und blickte die Hochleitnerin an. »Und da haben Sie Karl ermordet, weil Sie sich nicht mehr anders zu helfen wussten! So war es doch, oder?!«
    Endlich schaute Elsbeth Hochleitner von ihren Händen auf. »Als ich Justus das letzte Mal hab einsperren wollen, ist er mir durchs Schlafzimmerfenster hinaus. Der ganze Tag war die reine Hölle. Die Angst hat mich aufgefressen. Jede Minute hab ich mir ausgemalt, wie er in der Wand plötzlich keine Luft mehr kriegt, wie er anfängt zu hecheln, wie der Schwindel kommt und dann die Arme und der Kopf anfangen zu zucken. Und dann …« Sie schwieg und schaute aus dem großen Fenster in der Küche in den Garten hinaus.
    Als sie weitersprach, war ihre Stimme leise und zittrig geworden. »Als Justus am Abend wieder heimgekommen ist, hat er an den Beinen Aufschürfungen gehabt, und gezittert hat er, wie immer nach einem Anfall. Ich hab gemerkt, dass bei der Tour wirklich was passiert sein muss. Und dass es grad noch mal gut gegangen ist.« Sie rieb sich über das Gesicht. »Ich hab vor Schreck aufgeschrien und wollt ihn in den Arm nehmen. Aber er hat mich weggestoßen und mich trotzig angeschaut. So ein kleiner dummer Bub.« Jetzt rollten Tränen über ihr Gesicht. »Er wär eher gestorben, als vor Karl wie ein Feigling dazustehen.«
    »Sie haben in dem Abort auf Karl gewartet, stimmt’s?«, fragte Lissie. Sie musste die Frau am Reden halten. Lissie schielte zur Waffe zwischen den Beinen der Frau. Hatte sie eine Chance, sie rechtzeitig zu packen? Nein. Die Hände der Hochleitnerin lagen nun

Weitere Kostenlose Bücher