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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Luft. »Eigentlich hatte ich Sie um Ihre Hilfe im Fall Felderer bitten wollen.« Unwillkürlich trat er ein paar Zentimeter vom Stehtisch zurück.
    »Wie – wie bitte?«, stammelte Lissie. Sie war vollkommen baff. »Noch vor zwei Stunden haben Sie sich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen können, als ich Ihnen meine Hilfe angeboten habe! Wie kommt denn dieser Sinneswandel zustande? Sie müssen ja verdammt unter Druck stehen! Anschiss vom Chef eingefangen, weil Sie bisher nichts rausgekriegt haben?«
    »Ich entschuldige mich in aller Form, auch für den dummen Spruch von eben. Ich habe heute Nachmittag auf Ihren Vorschlag viel zu schnell reagiert. Er kam einfach zu überraschend für mich.« Pavarotti hob die Schultern, dann schaute er Lissie an. »Also, was halten Sie davon, bei dem Fall Felderer wirklich ein wenig Miss Marple zu spielen? Ich hab mir Ihre Idee noch mal ganz in Ruhe überlegt. Beim zweiten Hinschauen ist sie wirklich gar nicht schlecht«, sagte Pavarotti.
    »Ich soll also jetzt tatsächlich bei Ihren Ermittlungen mitmachen? Na, wahrscheinlich haben Sie ja nach meiner kleinen Showeinlage bei der Renzingerin gemerkt, dass die Leute doch mit mir reden!«, sagte Lissie triumphierend und warf Pavarotti einen frechen Blick zu. Zu ihrem Bedauern ging Pavarotti nicht auf ihre gezielte Provokation ein. Lissie war sich sicher, dass er sich die geplante Abreibung mit viel Überwindung verkniff, um sie nicht wieder zu verprellen. Stattdessen nickte er bloß.
    »Nach meinem Gefühl sind bei dem Fall mehr Untiefen vorhanden, als man auf den ersten Blick denkt. Weil ich Italiener bin, lügen mich die Hiesigen schon aus Prinzip an. Außerdem, und das ist überhaupt der größte Hemmschuh: Die wollen unter allen Umständen vermeiden, dass wieder mal einer der Ihrigen Jahrzehnte in einem italienischen Gefängnis verbringen muss. Ganz egal, was er verbrochen hat.« Pavarotti hob sein Grappaglas zum Mund und kostete vorsichtig. »Auf die konventionelle Tour werde ich deshalb den Fall wohl nicht aufklären können.« Er hob sein leeres Glas. »Prost.«
    »Und deshalb brauchen Sie jemanden wie mich, die für Sie spioniert, die Harmlose mimt und die Leute aushorcht.«
    Pavarotti lachte schallend. »Na, die Harmlose mimen dürfte Ihnen kaum gelingen. Aber das andere könnte trotzdem klappen. Wollen Sie’s versuchen? Nichtstun ist ja wohl ohnehin nicht Ihr Ding. Ich sehe Ihnen doch an, wie sehr Sie sich jetzt schon langweilen!«
    Lissie erschrak über die Mühelosigkeit, mit der er sie durchschaute. Aber dann merkte sie, dass es ihr eigentlich egal war. Sie blickte sich in der halb dunklen Stube um. Im Augenwinkel sah sie eine Sammlung gerahmter Fotografien über einem Waschbecken in der Ecke. Sie ging hinüber. Auf einem Foto schaute ein älteres Ehepaar in Meraner Tracht ernst in die Kamera. Vielleicht die Eltern von Albrecht, dem Exschwager? Andere Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigten Straßenszenen von Meran, wahrscheinlich aus den fünfziger oder sechziger Jahren. Die Lauben, das Bozner Tor, die Nikolauskirche. Eines war ein Schnappschuss, ein Meraner Hinterhof mit einem halbrunden Kellereingang, aus dem eine junge Frau kam. Im Bildvordergrund stand ein Huhn und reckte seinen Hals zur Kamera.
    Lissie spürte den halb erwartungsvollen, halb spöttischen Blick Pavarottis im Rücken und drehte sich um.
    »Womit fangen wir an?«

DREI
    Montag, 2. Mai
    Keuchend zerrte Lissie ihren Koffer aus dem engen, muffigen Hotelaufzug auf den Flur hinaus. Saftladen, dachte sie. Ob ich mir das Kreuz verrenke, kümmert hier keinen. Von wegen vier Sterne. Sie blickte sich suchend um. »Felderer Suite«, Pfeil nach rechts. Doch dann war sie schnell besänftigt, als sich die Rollräder des Koffers auf dem flauschigen Teppichboden ganz leicht drehten und er sich fast wie von selbst bewegte. Kein Vergleich mit dem Geholpere und Gezerre auf den aufgeplatzten Linoleumböden des Nikolausstifts.
    Ihr Umzug ins Hotel Felderer war am Vorabend in der Vinoteca Editha beschlossen worden. Pavarotti hatte die Idee gehabt und sich vehement dafür eingesetzt. »Wenn in der Familie was nicht stimmt, sind Sie die Einzige, die es rauskriegen kann«, hatte er mit hauchzarter Stimme gemeint. Dieser Schleimer.
    Lissie stieß die Tür zu ihrem neuen Domizil auf. Ihre Stimmung hob sich ein weiteres Stück. King-Size-Bett mit Baldachin, an der Wand dem Bett gegenüber stand ein zierlicher Rokokoschreibtisch. Weiter hinten im Wohnbereich eine mehrteilige, mit Satin

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