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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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überhaupt nicht in Frage. Lissie stellte den Piccolo in den kleinen Kühlschrank zurück und richtete sich mit einem Ruck wieder auf. Es war ja nichts passiert. Diese Pensionswirtin sollte in ihrem Beruf ja wohl mit Zimmerstornierungen umgehen können. Kein Grund, sich deswegen graue Haare wachsen zu lassen. Sie war doch sonst nicht so überempfindlich und dünnhäutig. Was war in letzter Zeit bloß los mit ihr?
    * * *
    Pavarotti lief der Schweiß in Strömen von der Stirn. Er wischte in einem fort, aber immer wieder landete einiges davon in seinen Augen und brannte. Weitere Rinnsale waren von der Brust in Richtung Bauch unterwegs. Warum hatte er eigentlich diesen Verbandsmenschen, Kirchrather oder so, nicht auf die Wache bestellt? Alternativ hätte er sich auch von Sergente Brunthaler hier herauffahren lassen können. Zu was anderem als zum Fahrdienst taugte der sowieso nicht.
    Im Steigen ruderte Pavarotti mit den Armen, um sein Gleichgewicht zu halten. Er kam sich vor wie einer der Tattergreise im Rollstuhl. Da vorn kreuzten schon wieder zwei dieser Herrschaften den Weg, diesmal mit Gehwagen. Einem gesunden Menschen mittleren Alters war der Tappeiner Weg eigentlich nicht mehr zuzumuten. Das war kein Spazierweg mehr, sondern ein Freiluftsanatorium hundert Höhenmeter über Meran. Pavarotti musste grinsen, als er daran dachte, dass es neulich einer der Opas in den Lokalteil der »Dolomiten« geschafft hatte. An einer der seltenen abschüssigen Stellen des Tappeiner Weges hatte sich die Rollstuhlbremse des Alten gelöst. Es blieb unklar, warum der Mann seinen Rollstuhl nicht mehr unter Kontrolle bekommen hatte. Offenbar war das Ding immer schneller geworden und unaufhaltsam auf den Abhang zugerollt. Gestoppt wurde der Alte in letzter Sekunde durch ein exotisches, besonders struppiges Gebüsch, das sich in der Kurve am Wegrand ausbreitete. Da war dieses Grünzeug aus Südamerika, Mallorca, oder woher auch immer, das hier in Mengen herumstand, auch mal zu etwas gut gewesen. Pavarotti hatte diese unfreiwillige Rollstuhl-Rallye sehr komisch gefunden und so gegluckst, dass die Zeitung auf seinem gewölbten Bauch zitterte.
    Zum Lachen fehlte ihm im Moment aber die Luft. Er blieb schnaufend stehen und schaute nach links. Schloss Thurnstein war bereits in Sichtweite, aber weitere fünfzig Höhenmeter waren es schon noch da hoch. Und bestimmt noch weitere zwanzig zu Kirchrathers Villa, die um einiges darüber lag, wenn die Beschreibung Brunthalers stimmte. Warum musste der Kerl so weit oben wohnen? Und warum war er, Pavarotti, auf die Idee gekommen, den Aufstieg zu Fuß zu erledigen, mit seinen hundertdreißig Kilo Lebendgewicht?
    Heute Morgen beim Frühstück, als er die gertenschlanke Deutsche bei ihrem Abschiedspalaver mit der Hochleitnerin beobachtet hatte, war ihm die spontane Idee gekommen, dass ein wenig sportliche Betätigung nichts schaden könnte. Das kam jetzt davon, wenn man die Dinge nicht richtig durchdachte. Außerdem hätte es auch noch gereicht, einen Tag später mit dem Abnehmen anzufangen.
    Egal. Pavarottis desolater körperlicher Zustand konnte seine aufgeräumte Stimmung nur leicht trüben. Er gratulierte sich zu seinem Schachzug, mit dem er diese Lissie von und zu elegant aus dem Nikolausstift entsorgt hatte. Klar, es gab natürlich die entfernte Chance, dass sie im Hotel Felderer irgendwas Interessantes aufschnappte. Aber der wahre Grund hinter seinem Vorschlag war gewesen, der Deutschen keine Gelegenheit zu geben, mit Elsbeth bei einem Kaffeekränzchen, oder, was viel wahrscheinlicher war, bei einer Flasche Roten ein inniges Frauengespräch zu führen.
    Elsbeth war überhaupt nicht besonders neugierig, das war glatt gelogen gewesen. Pavarotti grinste. Wie ertappt die Deutsche ausgesehen hatte, als er diesen Charakterzug ins Spiel brachte! Nein, Elsbeth war leider manchmal viel zu mitteilungsbedürftig, wenn sie jemandem ihr Vertrauen schenkte, darin lag das Problem. Und die Deutsche war ziemlich gut darin, Leute handzahm zu kriegen, das hatte er schnell gemerkt. Pavarotti hatte keine Lust, sich als Gesprächsgegenstand der beiden Frauen wiederzufinden. Die Histörchen zwischen ihm und der Hochleitnerin gingen seine neue Privatschnüfflerin nun wirklich überhaupt nichts an.
    Keuchend erreichte Pavarotti die Terrasse der Ausflugsgaststätte Rebland und stützte sich schwer auf die Lehne des ersten greifbaren Gartenstuhls, um zu verschnaufen. Als er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, hob er den

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