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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Kopf und zwinkerte einen Schweißtropfen weg, um besser sehen zu können, wo er sich befand. Die Weinlaube lag wegen des dichten Weinbewuchses der vielen Pergolen auch tagsüber im leichten Zwielicht. Bis auf zwei stille Esser war die Terrasse menschenleer. Die Weinromantik war an Pavarotti aber komplett verschwendet. Er sank auf einer Bank nieder. Gott, war er fertig.
    Diese verrückte Idee mit der Zusammenarbeit würde sowieso nichts bringen, außer Ärger und Verdruss. Jetzt, nachdem er die Sache eine Nacht überschlafen hatte, sah er klarer, was er da angerichtet hatte. Einen Vorgeschmack, was ihm blühte, hatte er ja schon bekommen.
    »Wir brauchen einen neutralen Treffpunkt, um uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen«, hatte er leichthin drauflosgeplappert. Natürlich würde ihm die Deutsche nur ein, zwei Hinweise liefern können, höchstens. Ein bisschen nützliches Getratsche von den Hiesigen. Dazu brauchte man keinen Geheimtreffpunkt, ein paar Telefonate oder ein, zwei gemeinsame Cappuccini sollten ja wohl reichen.
    Aber die Augen dieser Lissie von Spiegel hatten auf einmal angefangen, richtig zu strahlen. Wahrscheinlich hatte sie sich in dem Moment so gefühlt, als würde sie mit beiden Beinen in einen Spionagefilm von John le Carré hineinhopsen. Gleichzeitig hatte sie sich unglaublich angestrengt, nicht zu lächeln. Ihre Mundwinkel hatten wie festgetackert ausgesehen. Genau wie bei seiner Schwester früher, wenn der Vater sie mal zur Kenntnis nahm. Was aber selten vorkam.
    Pavarotti hatte es nicht über sich gebracht, diese kindliche Vorfreude kaputt zu machen. Außerdem hatte die Deutsche rehbraune Augen, ganz wunderbar große, alles was recht war. Noch schönere als die von dieser Louisa, die ein wenig eng zusammenstanden. Schaden konnte es ja nichts, mit ihr einen festen Treffpunkt auszumachen. Oder?
    Hrrrrm. Er räusperte sich und bekam heiße Ohren, als er an ihren Plan dachte, den er mit seinem Spionagezirkus provoziert hatte. Madonna, war ihm die Sache peinlich. Zugegeben, ihr Vorschlag war an sich nicht schlecht. Rein theoretisch, versteht sich. »Haben Sie in Meran bei Ihren Ermittlungen schon mal mit der Kidszene zu tun gehabt?«, hatte die Deutsche wissen wollen.
    Pavarotti hatte nur den Kopf geschüttelt und die Frau angestarrt. Teenager – was sollte er denn mit denen?
    »Ah, gut. Dann werden Sie von denen nicht erkannt. Also, wir nehmen am besten ein Szenepub oder so was, in dem nur Jugendliche rumhängen, halten auffällig Händchen und tun so, als ob wir was miteinander hätten. Ganz bestimmt denken die dann, dass wir fremdgehen und uns deswegen in einer für unsereins total abseitigen Kneipe herumdrücken.« Lissie kicherte. »Im Grunde sind diese Teenies ja voll prüde. Sex jenseits der dreißig finden die sowieso abartig.« Sie hatte ihre Hand vorgestreckt und ihn mit einem dürren Finger in den Bauch gepikst. »Dazu kommt, dass wir überhaupt nicht zusammenpassen. Glauben Sie mir, ich kenn mich aus, meine Mutter war Lehrerin. Wir als Paar haben für die den höchstmöglichen Peinlichkeitsfaktor. Und da sie uns nicht rausschmeißen können, werden sie uns in Ruhe lassen und uns einfach übersehen. Und von ihren Eltern, von denen Sie vielleicht einer erkennen und sich fragen würde, mit wem Sie hier konspirieren, verirrt sich bestimmt niemand in so einen Schuppen.«
    Pavarotti stieg die Röte ins Gesicht, als er an den Vorschlag dachte. Wie kam er dazu, mit einer vollkommen Fremden herumzupoussieren, und sei es auch nur zum Schein? Bloß war ihm auf die Schnelle kein stichhaltiges Argument eingefallen, den Vorschlag abzuschmettern. Seine wirklichen Beweggründe konnte er kaum anführen. Denn diese Lissie hätte sich bestimmt ihren flachen Bauch vor Lachen gehalten, wenn sie gewusst hätte, dass er seit zehn Jahren mit keiner Frau mehr herumgeflirtet hatte. Geschweige denn herumgeknutscht. Hatte er die Technik überhaupt noch drauf? Plötzlich fragte sich Pavarotti, wie es sich wohl anfühlen würde, mit der Hand über ihre zarten Wangenknochen zu streichen.
    »Die Speisekarte?« Pavarotti brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wo er sich befand. Widerstrebend schüttelte er den Kopf und bestellte nur eine Apfelschorle. Sehnsüchtig linste er zu dem Touristenpärchen hinüber, das sich ein paar Tische weiter schweigend eine riesige Portion Speck in die Figur zwängte. Endlich war der Teller leer, und die Frau legte die Gabel beiseite. Pavarotti hätte nicht mehr lange

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