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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Minuten schlafen lassen. Dann würde er sie wecken,
und sie würden zuerst das Geschäftliche miteinander
regeln. Danach würden sie zur Sache
kommen.
    Sie hatte nicht wieder
angefangen zu schnarchen, ihr Atem war jetzt fast unhörbar.
Auch die Bettdecke schien sich über ihr kaum zu bewegen. Er
zog seinen Gehrock aus, nahm die Maske ab und legte beides auf den
Sessel vor dem Fenster. Als er vor das Fußende des Bettes
trat, spürte er, wie sich unterhalb seines Gürtels etwas
regte. Erstaunt stellte er fest, dass er es kaum erwarten
konnte,     
    zur Sache zu
kommen.

21
    Wie sich später
herausstellte, war es das Zimmermädchen, das am nächsten
Morgen auf die Leiche stieß. Sie war neu in der Pensione
Seguso, und man hatte versäumt, ihr zu sagen, dass Zimmer
siebenundzwanzig im ersten Stock nur auf ausdrückliche
Anweisung zu betreten und zu reinigen war. Sie hatte kurz vor elf
vorsichtig an die Tür geklopft, geduldig gewartet und dann ein
zweites Mal geklopft. Als niemand antwortete, hatte sie die Klinke
hinabgedrückt und das Zimmer betreten.
    Zuerst nahm sie an,
dass die Frau unter der Bettdecke noch im Schlaf lag, und wollte
sich wieder entfernen. Doch irgendetwas schien nicht zu stimmen. Es
roch nicht nur muffig und ungelüftet, sondern noch nach etwas
anderem, das ihr nicht gefiel. Sie hatte zaghaft signora gerufen, und als keine
Reaktion kam, war sie an das Bett getreten. Von der Frau war nur
ein Teil des Gesichts und das blonde Haar zu sehen, aber es
reichte, um festzustellen, dass sie nicht atmete. Woraufhin das
Zimmermädchen den Raum verlassen hatte, um Signor Bon, den
Besitzer der Pensione, zu benachrichtigen. Sie war ein wenig
irritiert über ihre Entdeckung, aber sie war nicht schockiert.
Allerdings hatte sie weder die Bettdecke zurückgeschlagen noch
die Schublade des Nachttisches geöffnet. Das tat ein paar
Minuten später Signor Bon, und was er sah, veranlasste ihn,
das Zimmer sofort abzuschließen und den Hausdiener zur Wache
an der Piazza zu schicken. Man holte Tron aus dem Café
Florian und Bossi aus seinem Labor unter dem Dach der Questura. Sie
brauchten zwanzig Minuten bis zur Pensione Seguso, und sie ahnten,
was sie dort erwarten würde.   
    *
    Zwei Stunden
später war die übliche Prozedur beendet. Bossi hatte den
Tatort grünlichen Gesichts fotografiert, mit geöffneter
und geschlossener Schublade, mit zugeschlagener und aufgedeckter
Bettdecke. Die Leber der Frau hatte der Täter in der Schublade
deponiert. Dr. Lionardo hatte seine erste Untersuchung vorgenommen
und angedeutet, dass die Sektion im Innocenti keine neuen
Erkenntnisse ergeben würde. Die Frau war erdrosselt und
gefesselt worden. Der hohe Blutverlust sprach dafür, dass ihr
Herz während der Operation noch geschlagen hatte. Daran, dass
der Eingriff professionell durchgeführt worden war, hatte Dr.
Lionardo keinen Zweifel gelassen. Abwehrverletzungen konnte er
nicht entdecken. Es war alles wie bei dem Mord auf der Gondel, nur
dass Grassi, der Hauptverdächtige, seit zwei Tagen tot
war.
    Signor Bon saß
hinter seinem Schreibtisch im Büro der pensione und rutschte
unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte eine spitze
Nase, und nach jedem Satz zog er seine Augenbrauen in die
Höhe, sodass sich Dreiecke über seinen Augen
bildeten.
    «Sie nannte sich
Lucrezia Venezia», sagte er. «Vermutlich stammte sie
aus Castello. Jedenfalls hat sie so geredet.»
    «Wie oft hat sie
ein Zimmer bei Ihnen gemietet?», fragte Tron.
    «Dreimal die
Woche vielleicht.» Signor Bon nahm einen Schluck aus seiner
Kaffeetasse. «Meist blieb sie die ganze Nacht und stand am
nächsten Tag spät auf. Deshalb hatten die Mädchen
die Anweisung, das Zimmer siebenundzwanzig nicht zu
betreten.»
    «Wann ist sie
gestern gekommen?»
    «Gegen halb
sieben.»
    «Haben Sie
miteinander gesprochen?»
    «Wir reden
selten miteinander», sagte Signor Bon. Sein pikierter Tonfall
drückte aus, dass er nicht mit allen Gästen sprach.
«Ich habe ihr nur den Schlüssel
gegeben.»
    «Und was ist
dann passiert?»
    «Um sieben Uhr
kam ein cavaliere und hat nach Zimmer
siebenundzwanzig gefragt.»
    «Können Sie
den Mann beschreiben?»
    «Mittelgroß,
dunkelbrauner Gehrock, Zylinderhut, schwarze Halbmaske,
höchstens dreißig. Er hatte einen leichten
ausländischen Akzent.»
    «Und
dann?»
    «Ist kurz nach
neun ein anderer Mann gekommen, der ebenfalls nach Zimmer
siebenundzwanzig gefragt hat.»
    «Wie sah der
aus?»
    Signor Bon zuckte die
Achseln. «Ähnlich:

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