Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
war die Scheidung von Tara eine schmerzliche Erfahrung für Sie.«
»Es war ein Schock, wie sie mich verlassen hat. Ich habe es nicht kommen sehen, verstehen Sie? Ich meine, im Nachhinein betrachtet war ich sehr stark in die Entwicklung unserer gemeinsamen Firma involviert, und wir waren schon eine ganze Weile zusammen. Vermutlich war es unausweichlich. Aber einfach so wegzugehen, ohne jegliche Vorwarnung, ohne ein Wort des Abschieds … Das war nicht Taras Art. Aber ich kam auf die gleiche Weise darüber hinweg wie viele andere Männer auch: Ich habe jeden Rock gevögelt, der sich mir zeigte, und mich in die Arbeit vergraben. Danach war die eigentliche Scheidung völlig bedeutungslos, nur ein Unterschriftszertifikat, das der Datei angehängt wurde.«
»Und es gab keinerlei Hinweise, dass sie Sie verlassen wollte?«
»Verdammt, nein! Als ich von meiner Konferenz zurückkam, habe ich mir Sorgen um sie gemacht. Ich meine, sie hatte meine Anrufe seit zwei Tagen nicht mehr beantwortet. Ich dachte damals, sie wäre sauer auf mich, weil ich so lange von Zuhause weg war. Als ich dann heimkam, hatte sie das Appartement leergeräumt, alles, was ihr gehörte, und war verschwunden. Das ist ja wohl ziemlich eindeutig, oder?«
Der Butler kehrte mit dem Gin Tonic in einem Kristallglas zurück und stellte ihn vor Morton auf den Tisch. »Wäre das alles, Sir?«
»Für den Augenblick ja, danke.« Morton winkte ihm zu gehen.
»Hat sie eine Nachricht hinterlassen?«, fragte Paula.
»Nichts, absolut überhaupt nichts! Das erste und einzige Mal, dass ich etwas von ihr gehört habe, war, als zwei Wochen später die Scheidungspapiere eintrudelten.«
»Die Scheidung wurde durch eine Anwaltskanzlei gehandhabt. Demnach hatten Sie hinterher keinerlei Kontakt mehr mit Ihrer Frau. Ist das so korrekt?«
»Ja. Nicht, nachdem sie verschwunden war.«
»Und woher kannten Sie Wyobie Cotals Namen?«
»Er stand in den Scheidungspapieren.«
»Hat Tara den Namen hineingeschrieben?«
»Ja. Er war der Trennungsgrund.«
»Ich hätte gerne eine Kopie des Urteils.«
»Selbstverständlich.« Morton befahl seinem E-Butler, eine Kopie der Datei an Paulas E-Butler zu übertragen.
»Ich muss Ihnen diese Frage stellen: Haben Sie von der Scheidung profitiert?«
Morton lachte in ehrlicher Belustigung. »Sicher habe ich das. Ich war sie los.« Er nahm einen Schluck von seinem Gin Tonic, während er immer noch grinste.
»Das habe ich nicht gemeint, Sir.«
»Ja, ja, ich weiß.« Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte zur Decke hinauf. »Warten Sie. Es gab nicht viel zu regeln. Wir beide standen finanziell abgesichert da; das war Bestandteil unseres Ehevertrags. Alles wurde fünfzig zu fünfzig aufgeteilt. Es war nur fair. Tara war wohlhabender als ich, und sie hat einen höheren Anteil an Startkapital in die Firma gesteckt. Das war kein Geheimnis. Doch ich war derjenige, der die Firma geleitet und zum Erfolg geführt hat. Als wir geschieden wurden, haben wir unsere Anteile streng nach Ehevertrag aufgeteilt. Jeder hat genau die Hälfte bekommen.«
»Wie viel Geld hat Tara in die Firma gesteckt?«
»Den genauen Betrag weiß ich nicht mehr. Sie hat fünfundsechzig Prozent finanziert, ich fünfunddreißig. Das ist nichts, wofür ich jemanden ermorden würde.«
»Bestimmt nicht, nein. Wer hat die Firma behalten?«
»Ich führe sie in gewisser Weise immer noch. AquaState ist heute eine unserer Tochtergesellschaften.«
Paula konsultierte seine Datei. »Ich verstehe. Sie sind heute Vorstandsvorsitzender von Gansu Construction.«
»Das ist richtig. Sechs Monate, nachdem wir an die Börse gegangen sind, hat Gansu ein Angebot für AquaState gemacht. Ich habe ein vorteilhaftes Geschäft mit ihnen ausgehandelt, zwei Gansu-Aktien für eine AquaState sowie ein Optionspaket auf weitere Papiere. Vierzig Jahre harter Arbeit später, und hier stehe ich nun. Wir sind das größte Bauunternehmen auf dem gesamten Planeten. Sie möchten etwas gebaut haben – wir realisieren es für Sie. Wir besitzen zahlreiche Niederlassungen auf anderen Welten, und wir eröffnen jedes Jahr weitere. Eines Tages werden wir mit den multistellaren Konzernen in Konkurrenz treten.«
»Laut meinen Unterlagen ging die Gesellschaft, die Sie und Tara gegründet hatten, AquaState, erst drei Jahre nach der Scheidung an die Börse.«
»Nein, beziehungsweise ja. Tara war einverstanden – oder besser, ihre Scheidungsanwälte –, dass wir noch abwarten sollten, weil wir dadurch
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